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Von: Redaktion

Neues Medikament zur Behandlung der Multiplen Sklerose

An Multipler Sklerose, einer chronisch entzündlichen Erkrankung von Hirn und Rückenmark, leiden weltweit mindesten 2,5 Millionen Patienten. Unmittelbar vor Beginn des jährlich größten MS-Kongresses (ECTRIMS) in Stockholm, wurden online zwei klinische Studien veröffentlicht, die die Wirksamkeit eines neuen Medikaments, Ozanimod, bei der Behandlung von schubförmiger Multipler Sklerose belegen.

Ozanimod ist ein sog. Sphingosin-1Phosphat-Rezeptor Modulator. Die Sphingosin- 1-Phosphat- Rezeptoren sind in unterschiedlichen Klassen im gesamten Organismus vertreten, so z.B. auf Lymphozyten, im Reizleitungssystem des Herzens, auf Gliazellen und Neuronen des zentralen Nervensystems. Das oral wirksame Ozaminod zeichnet sich dadurch aus, dass es spezifisch mit hoher Affinität an den Sphingosin- 1-Phosphat-Rezeptor 1 und 5 bindet. Der wesentliche Wirkmechanismus ist die Arretierung von Lymphozyten im Lymphknoten, so dass diese Zellen weder in die Blutbahn noch im Rahmen der Multiplen Sklerose in Gehirn oder Rückenmark einwandern und dort ihre schädliche Wirkung entfalten können.

Die jetzt in der Zeitschrift Lancet Neurology online veröffentlichten Arbeiten stellen die Ergebnisse von zwei internationalen multizentrischen randomisierten Zulassungsstudien dar. In beiden Studien, der sog. RADIANCE und SUNBEAM Studie wurden Patienten randomisiert entweder dem Behandlungsarm Ozanimod (in unterschiedlicher Dosierung) oder dem etablierten Medikament Interferon ß-1a zugeordnet. Insgesamt wurden etwa 3.000 Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose in die Studien eingeschlossen.

Der primäre Zielparameter, die jährliche Schubrate, war mit Ozanimod deutlich geringer als bei Interferon ß-1a behandelten Patienten. Kernspintomographische Parameter der Krankheitsaktivität und –last zeigten ebenfalls die deutliche Überlegenheit des neuen Medikaments. Es zeigte ein gutes Sicherheitspotential.

Die Klinik für Neurologie war maßgeblich an Konzeption, Durchführung und Analyse beider internationaler Studien beteiligt. Prof. Dr. Hans-Peter Hartung, Direktor der Klinik, ist Mitglied des Leitungsgremiums beider Studien und Koautor der jetzt veröffentlichten Arbeiten.

"Das neue Medikament Ozanimod, dessen Zulassung durch die Behörden ich für 2020 erwarte, stelle eine neue oral wirksame Therapieoption zur Behandlung der Multiplen Sklerose dar. Die Arbeitsgruppen für Neurorepair in unserer Klinik (Prof. Küry, Prof. Aktas, PD Dr. Kremer, Dr. Göttle) versuchen den Wirkmechanismus dieser Substanz weiter in Bezug auf eine mögliche Modulation der im zentralen Nervensystem exprimierten Sphingosin-1-Phosphatrezeptoren der Klasse 5 zu analysieren. Die Daten wurden auch letzte Woche auf dem jährlichen internationalen MS Kongress ECTRIMS in Stockholm vorgetragen, wo sie große Aufmerksamkeit fanden“, sagt Prof. Hartung.

Referenzen:

Cohen JA et al. Safety and efficacy of ozanimod versus interferon beta-1a in relapsing multiple sclerosis (RADIANCE): a multicentre, randomised, 24-month, phase 3 trial. Lancet Neurol. 2019 Sep 3. pii: S1474-4422(19)30239-X. doi: 10.1016/S1474-4422(19)30239-X. [Epub ahead of print] undefinedPubMed

Comi G et al. Safety and efficacy of ozanimod versus interferon beta-1a in relapsing multiple sclerosis (SUNBEAM): a multicentre, randomised, minimum 12-month, phase 3 trial. Lancet Neurol. 2019 Sep 3. pii: S1474-4422(19)30239-X. doi: 10.1016/S1474-4422(19)30239-X. [Epub ahead of print] undefinedPubMed

Quelle: HHU (Copyright 2019)

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