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Patientenorientierte Kommunikation in der Onkologie: Mit gleich zwei aktuellen Projekten ist die Uniklinik Düsseldorf Vorreiter beim Thema Patientenkommunikation von Morgen. (Foto: Universitätsklinikum Düsseldorf/UKD)

Von: Susanne Blödgen

Niemand ist eine Insel: Patientenorientierte Kommunikation in der UKD- Onkologie

In Krankenhäusern werden jeden Tag hochemotionale Nachrichten überbracht. Therapieerfolge oder Misserfolge werden deutlich gemacht und manchmal müssen Mediziner ihren Patientinnen und Patienten erklären, dass es keine Hoffnung auf Heilung gibt. Rund 200.000 Gespräche mit Patienten führen Ärzte durchschnittlich in ihrem Berufsleben. Diese Gespräche erfordern Zeit, Ruhe und ein entsprechendes Training: Alles oftmals nicht mal eben so verfügbar.

Wie kann man dafür sorgen, dass die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten, aber auch innerhalb der Teams im Krankenhaus verbessert wird? Mit dieser Frage beschäftigen sich gleich zwei Projekte am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD). Beide waren Bestandteile eines vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geförderten Symposiums, dass sich mit dem Thema „Patientenorientierte Kommunikation in der Onkologie“ beschäftigt hat und Ende September 2019 vom Universitätstumorzentrum am UKD organisiert wurde. Namenhafte Vertreter des BMG, der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) sowie der Ärztekammer Nordrhein diskutierten hier über Maßnahmen, um patientenorientierte Kommunikation in der Onkologie zu fördern.

Unterricht in Gesprächsführung ist für angehende Ärzte mittlerweile fester Bestandteil ihres Medizinstudiums. Studien zeigen aber, dass zumindest die Fähigkeit gut zu kommunizieren nicht mit der Erfahrung wächst, sondern möglichst kontinuierlich in der klinischen Praxis trainiert werden muss.

„Redet man an einander vorbei, sorgt das für Unmut – das gilt für das private Umfeld wie für Krankenhäuser. Und es gilt vor allem genauso für die Patienten, wie für das medizinische Personal. Patienten fühlen sich mitunter im klinischen Alltag verloren, während das medizinische Personal manchmal den Druck spürt, emotionale Meldungen überbringen zu müssen, ohne sich dafür die nötige Zeit reservieren zu können. Häufig haben gerade junge Ärzte das Thema Patientenkommunikation nur wenig in ihrer Ausbildung gelernt oder später im Klinikalltag kaum anwenden können. Hier setzen unsere beiden Forschungsprojekte an“, erklärt Dr. André Karger, Leiter des Bereichs Psychoonkologie am Universitätstumorzentrum und Oberarzt am Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Uniklinik Düsseldorf.

Regelmäßige Schulungen und Mentoring-Programm: „KomMent“-Projekt in der UKD-Urologie

Das Universitätsklinikum Düsseldorf ist hier Vorreiter für ganz Deutschland: Beide Projekte sind Pilotprojekte, die bei positiven Ergebnissen Leuchtturmprojekte für andere medizinische Zentren sein können. Das sogenannten „KomMent“-Projekt ist ein langfristiges Trainingsprogramm für ärztliche und pflegerische Mitarbeiter der UKD-Klinik für Urologie und wird ebenfalls durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert. Ziel ist es, den Ärztemangel sowie Stressmomente und Abbruchsraten in der ärztlichen Weiterbildung zu verringern, indem man die Kommunikations-Kompetenz von Ärzten stärkt.

"Dafür haben wir in unserer Klinik regelmäßige Kommunikationsschulungen unserer Assistenzärzte und ein Mentoring-Programm eingeführt“, erklärt Prof. Dr. Peter Albers, Direktor der UKD-Urologie. „Hier begleiten und beraten erfahrene Kolleginnen und Kollegen unsere Assistenzärzte und helfen Ihnen dabei, mit schwierigen emotionalen Momenten und Gesprächen umzugehen. Dabei wird das Kommunikationstraining in den Klinikalltag integriert. Wir arbeiten hier also nicht mit theoretischen Planspielen sondern mit realen Situationen auf Station bei denen die jungen Kolleginnen und Kollegen von den Mentoren unterstützt werden und sich auch in schwierigen Situationen sicher fühlen können. Von dieser beruhigten Situation profitiert der Patient direkt.“

Aktuell forscht das Team daran, wie sich dieses Training nachhaltig   in den Stationsalltag integrieren lässt und welche strukturellen Rahmenbedingungen in der Regelversorgung geschaffen werden müssen. Die Evaluierungsphase wird Ende 2020 abgeschlossen. „Erste Ergebnisse zeigen aber schon jetzt eine hohe Akzeptanz bei den jungen Ärztinnen und Ärzten, wie auch bei den Patienten“, freut sich Peter Albers.

„Niemand ist eine Insel“: Interdisziplinäre Kommunikation auf Station

„Niemand ist eine Insel, schon einmal gar nicht im Krankenhaus“, ergänzt André Karger von der Psychoonkologie. „Der tägliche Klinikalltag ist möglich, weil alle Abteilungen und alle Mitarbeiter einer Abteilung – vom ärztlichen Dienst über die Pflege hin zur Verwaltung und Technik – zusammenarbeiten. Und auch hier muss die Kommunikation stimmen“.

Ganz frisch im Herbst 2019 startet am Universitätstumorzentrum an der Uniklinik Düsseldorf daher ein zweites Projekt, bei dem insbesondere die interdisziplinäre Kommunikation des ärztlichen und pflegerischen Personals für die Versorgung von onkologischen Patienten im Vordergrund steht. Die von der Deutschen Krebshilfe (DKH) geförderte Studie wird an den Onkologischen Zentren der Universitätskliniken in Düsseldorf, Aachen, Bonn, Köln und Münster durchgeführt, wobei die Mediziner der Uniklinik Düsseldorf die Projektleitung haben.

„Die Laufzeit der Studie beträgt drei Jahre. Ziel ist es auch hier, die psychische Belastung von Patienten zu senken und die Arbeitszufriedenheit von Ärzten sowie das Stationsklima zu fördern. Eine große Herausforderung für die kommenden Jahre“, so André Karger. „Damit solche einzelnen Projekte auch längerfristig den Eingang in die klinische Versorgung finden, müssen neben der Finanzierung auch die strukturellen Rahmenbedingungen verbindlich geklärt werden.“

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