Trichterbrust

Trichterbrust

Erkrankung

Die Trichterbrust (auch „Pectus excavatum“) ist die häufigste angeborene Brustwanddeformität.  Dabei handelt es sich um eine mehr oder weniger ausgeprägte Einsenkung des Brustbeins. Assoziierend kann ein sogenannter Rippenbuckel (Englisch „Costal flaring“) bestehen.  

Jungen sind etwa dreimal häufiger betroffen als Mädchen. Die Ursache ist unklar. Es besteht eine erbliche Disposition mit familiärer Häufung und Assoziation mit anderen Erkrankungen (u. a. Skoliose, Marfan-Syndrom).

Behandlungskonzept

Grundsätzlich wird eine Stärkung der Rücken-, Brust- und Schultergürtelmuskulatur mit dem Ziel der aufrechten und brustkorböffnenden Körperhaltung empfohlen. Besonders Schwimmen, angeleitetes Krafttraining und z. B. Bouldern/Klettern werden unserseits empfohlen. Physiotherapeutisch angeleitete Übungen dienen ebenfalls dem o. g. Behandlungsziel.

Eine spontane Rückbildung einer relevanten Trichterbrust ist nicht zu erwarten. Als konservative Therapiemaßnahmen stehen die krankengymnastische Therapie, mit gezieltem Muskelaufbau und Haltungskorrektur sowie die Saugglockentherapie zur Verfügung. Eine Saugglockentherapie wird durch uns nicht angeboten. Eine durchgeführte Saugglockentherapie ist keine Kontraindikation (= Ausschlussgrund) für eine spätere operative Therapie bei unzureichendem konservativem Therapieerfolg. Im Gegenteil, die Saugglockentherapie kann die muskuloskelettale Dehnbarkeit erhöhen und somit dem operativen Ergebnis zuträglich sein.

Zur Evaluation des Befundes erfolgt die Durchführung von EKG, Echokardiographie, Bodyplethysmographie (= Lungenfunktion) und eines MRTs des Brustkorbes. Zudem erfolgen eine Fotodokumentation und Messung des Brusttrichters am entkleideten Oberkörper.

Entscheidend für die Indikation der Trichterbrustkorrektur ist, neben den körperlichen und psychosozialen Beschwerden (z. B. Luftnot, Druckgefühl, soziales Meidungsverhalten, permanente einschränkende Beschäftigung mit dem äußerlichen Erscheinungsbild), der ausdrückliche und gefestigte Patientenwunsch. Der optimale Operationszeitpunkt ist unserer Erfahrung nach das 13 - 18 Lebensjahr.

Bei gefestigtem Operationswunsch, Vorliegen sämtlicher o. g. Untersuchungsbefunde (siehe auch Dokument „präoperative Diagnostik Trichterbrust“), ausführlicher Evaluation der Befunde und Ausschluss von Kontraindikationen, erfolgt die Entscheidung bezüglich einer operativen Korrektur. Wird sich für eine Operation entschieden, muss durch die/den Patient*in ein Antrag auf Kostenzusage bei der zuständigen Krankenversicherung gestellt werden, eine entsprechende ärztliche Stellungnahme wird durch uns im Vorhinein verfasst.

Nach Erhalt der Kostenzusage erfolgt die OP-Planung. Diese besteht aus einem präoperativen Allergietest auf den zu implantierenden medizinischen Stahl (ein sogenannter „Epikutantest“) und eine laborchemische Blutkontrolle, inklusive einer Blutgruppenbestimmung. Die Blutentnahme wird unmittelbar vor dem Eingriff wiederholt. 

 Wir bieten die minimalinvasive Operationsmethode nach Nuss (auch „OP nach Nuss“ oder „MIRPE“ engl. für „Minimal Invasive Repair of Pectus Excavatum“) an. Dabei wird unter thorakoskopischer Kontrolle (= Kamerasicht) ein Metallbügel unter das Brustbein eingebracht und mit diesem das eingesunkene Brustbein von innen angehoben. Der Metallbügel (medizinischer Stahl) bleibt für circa 2 - 3 Jahre implantiert und wird im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes (im Regelfall eine Nacht) über die vorhandenen OP-Narben explantiert.

Es handelt sich um eine vergleichsweise schmerzhafte OP, die ein interdisziplinäres Schmerzkonzept bedarf. Dabei kommen neben den üblichen Schmerzmitteln u. a. auch Schmerzpumpen (PCA = „Patient Controlled Analgesia“ mit Opiaten) und Periduralkatheter (= eine Form der Rückenmarksbetäubung) zum Einsatz. Die Versorgung erfolgt durch das Team der Schmerztherapie der Klinik für Anästhesie.

Die stationäre Verweildauer beträgt circa 5 - 7 Tage. Voraussetzung für die Entlassung ist die vollständige Mobilisation, ausreichende orale Schmerztherapie und eine regelrechte Wundheilung.

Nachbehandlung

Trockene Wundbehandlung für 7 Tage. Duschen ist mit wasserdichten Duschpflastern unmittelbar und Baden nach 14 Tagen wieder möglich. Der von uns ausgestellte Implantat-Ausweis ist stets mitzuführen. Wir empfehlen die körperliche Schonung für sechs Wochen, insbesondere schweres Heben und die Rotation im Brustkorbbereich ist zu vermeiden. Dabei werden Spaziergänge und konsequentes Durchführen der physiotherapeutischen Übungen, insbesondere das Atemtraining, ausdrücklich empfohlen. Nach sechs Wochen erfolgt die erste Verlaufskontrolle in unserer Trichterbrust-Sprechstunde. Im Anschluss ist die schrittweise Steigerung der Belastung vorgesehen (z.  B. Fahrradfahren, Schwimmen und leichtes Joggen). Nach drei Monaten erfolgt die erneute Verlaufskontrolle in unserer Sprechstunde und bei regelrechtem Heilungsverlauf die Freigabe der sportlichen Aktivität. Zu erwähnen ist, dass wir für den Zeitraum des implantierten Brustbügels von jeglichem Kontakt- und Risikosport abraten (z. B. Football, Skifahren, etc.), da eine Wiederbelebung durch die mechanische Verriegelung des Brustkorbes nicht oder nur eingeschränkt möglich ist. Es folgen Kontrollen in jährlichem Abstand. Die Explantation des Brustbügels ist nach frühestens zwei Jahren vorgesehen und abhängig vom Alter und Körperwachstum.

Ansprechpartner


Max Samans                                                     Bastian Hantschk

Assistenzarzt                                                    Oberarzt

E-Mail: trichterbrust.kinderchirurgie@med.uni-duesseldorf.de

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