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„Mein Tipp an andere Betroffene und ihr Umfeld: Gehen Sie offen mit der Erkrankung um. Reden Sie mit Menschen und wenn Sie im Freundeskreis jemanden mit einer Krankheit haben und nicht wissen, was sie sagen sollen: Fragen sie ihn einfach. Mir hat das unglaublich geholfen", erklärt Judith Ries. (Foto: Miriam Lenz)

„Als der Therapieplan stand, war ich wie im Autopiloten und habe gesagt: Ich schaffe das!“

Vor fünf Jahren wurde bei Judith Ries ein sehr seltener Tumor festgestellt, den weniger als 200 Frauen weltweit haben. Dank der richtigen Therapie und internationaler Vernetzung der Uniklinik Düsseldorf ist sie heute krebsfrei

Entdeckt wurde der Tumor durch einen Infekt: Den ganzen Sommer im Jahr 2017 hatte sich Judith Ries schon unwohl und schlapp gefühlt. So sehr, dass sogar Freunde sie drauf ansprachen, ob sie sich nicht wohl fühle. Ein Infekt erwischt sie dann so stark, dass sie in die Notaufnahme fährt. Hier wird bei der 46jährigen routinemäßig ein Schwangerschaftstest gemacht, der positiv ausfällt. Aber: Judith Ries ist nicht schwanger. Bei ihrem niedergelassenen Gynäkologen schrillen daraufhin alle Alarmglocken. Eine Ausschabung mit nachfolgender Gewebeuntersuchung bringen die Gewissheit: Judith Ries leidet unter einem sehr seltenen, sogenannten Epitheloiden Trophoblast-Tumor (kurz: ETT) der Gebärmutter.

Sie wird an das Gynäkologische Krebszentrum des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) überwiesen. Dank modernster Spitzenmedizin, hohem Fachwissen und einer nationalen wie internationalen Vernetzung kann der hoch-aggressive Tumor der zweifachen Mutter erfolgreich behandelt werden.

„Im Krankenhaus hat man mich an die Hand genommen und mir von Anfang an sehr viel Mut gemacht. Das hat mir unglaublich geholfen.“

Bei den Epitheloiden Trophoblast-Tumoren (kurz: ETT) handelt es sich um sehr seltene, bösartige Tumoren der Gebärmutter. Sie treten immer in Folge einer Schwangerschaft auf, meist liegt aber eine lange Zeit dazwischen. „Häufig erkranken Betroffene erst Monate oder Jahre nach einer unauffälligen Geburt. Da er meist keine besonders ungewöhnlichen Symptome hervorruft, aber sehr aggressiv ist, wird er häufig erst spät erkannt und hat bei fast der Hälfte aller Patientinnen zum Zeitpunkt der Diagnose bereits gestreut und Metastasen gebildet. Häufig findet man die ET-Tumore über die Beschwerden, die die Metastasen hervorrufen. Meist bilden sich diese Metastasen in der Lunge, sein Hauptsymptom sind unregelmäßige Monatsblutungen oder Zwischenblutungen“, erklärt Professor Dr. Tanja Fehm, Direktorin der UKD-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und des Universitätstumorzentrums.

Für Judith Ries war die Diagnose ein absoluter Schock. Ihre Kinder waren zu diesem Zeitpunkt zehn und zwölf Jahre alt. „Nach drei Wochen hatte ich das Ergebnis und mein erster Gedanke war: Oh Gott, was wird aus meinen Kindern. Mir hat meine Erkrankung auch erst einmal gar nichts gesagt und ich habe im Internet recherchiert. Was ich da gelesen habe, hat mich noch mehr verunsichert, weil die Überlebenschancen immer als sehr gering genannt wurden. In der Uniklinik Düsseldorf haben mich dann die Gynäkoonkologen an die Hand genommen und mir von Anfang an sehr viel Mut gemacht. Das hat mir unglaublich geholfen.“

Spitzenmedizin und internationale Vernetzung: Judith Ries profitiert vom Know-how der Expertinnen und Experten der Uniklinik Düsseldorf

„Frau Ries hatte eine so außergewöhnliche Tumorart, die weltweit nur selten vorkommt – vielleicht 120 Mal weltweit. Er hatte auch bereits gestreut und es hatten sich Metastasen in der Leber gebildet. Als zertifiziertes gynäkologisches Krebszentrum einer Uniklinik sind wir aber auch auf seltene Krebsarten spezialisiert. Zudem sind wir auch sehr gut vernetzt und haben uns nationale und internationale Unterstützung gesucht. In London haben wir einen Kollegen gefunden, der mit dieser sehr besonderen Krebsart noch vertrauter war, und einen engen Austausch gestartet“, erklärt Prof. Werner Meier aus dem Gynäkologischen Krebszentrum der Uniklinik Düsseldorf.

Judith Ries profitiert von der hohen fachlichen Vernetzung: In Düsseldorf kümmert man sich spezialisiert um Tumoren der Gebärmutter und des Eierstocks. Zunächst mit einer stationären Chemotherapie, als die Lebermetastasen immer wieder zurückkommen, entschließt man sich in Beratung der Kolleginnen und Kollegen in London, zu einer neuen Therapie.

„Die Kollegen in London hatten bei mehreren Frauen sehr gute Erfolge mit einer Immuntherapie. Dieser Therapieansatz ist auch bei uns im Tumorzentrum der Uniklinik Düsseldorf bei verschiedenen Krebserkrankungen schon lange erfolgreich im Einsatz. Deswegen haben wir damit auch bei Frau Ries gestartet. Bei einer Immuntherapie wird das körpereigene Immunsystem so mobilisiert, dass es den Tumor bekämpfen kann. Die verabreichten Medikamente sollen also nicht den Krebs direkt zerstören, sondern die Mittel trainieren quasi die eigenen Immunzellen, so dass diese die Krebszellen angreifen und zerstören. Es ist eine Ergänzung zur klassischen Chemotherapie“, erklärt Professor Werner Meier.

„Die Ergebnisse waren überwältigend“, erinnert sich Judith Ries. „Ich habe die Therapie alle drei Wochen intravenös bekommen und man konnte quasi zuschauen, wie die Werte besser wurden. Nach drei Monaten war alles weg!“ Ein ganzes Jahr wird die Therapie vorsichtshalber weitergeführt. Im Frühjahr entscheidet man sich, die Immuntherapie auslaufen zu lassen. Seit dem kommt Judith Ries nur noch zu Kontrollterminen mit durchgängig positiven Ergebnissen.

„Mein Tipp an andere Betroffene und ihr Umfeld: Gehen Sie offen mit der Erkrankung um.“

Judith Ries Erkrankung und die Therapiezeit haben sie geprägt. „Ich hatte aber auch Glück in der ganzen Geschichte: Glück, dass mein Gynäkologe richtig reagiert hat, Glück, dass das Labor so eine seltene Krebsart erkannt hat, und Glück, dass die Uniklinik Düsseldorf ihn behandeln konnte. Mir war es wichtig, nicht in der Ecke zu liegen und aufzugeben. Ich habe mir die nötige Ruhe gegönnt, mich aber auch viel bewegt und versucht so normal wie möglich zu leben. Als der Therapieplan stand, war ich wie im Autopiloten und habe gesagt: Ich schaffe das!“

Besonders bedanken möchte sie sich bei ihrem Umfeld: „Mein Tipp an andere Betroffene und ihr Umfeld: Gehen Sie offen mit der Erkrankung um. Reden Sie mit Menschen und wenn Sie im Freundeskreis jemanden mit einer Krankheit haben und nicht wissen, was sie sagen sollen: Fragen sie ihn einfach. Mir hat das unglaublich geholfen. Mein besonderer Dank gebührt meinen Freunden, die mich jederzeit unterstützt haben, und ganz besonders meiner Familie – meinem Mann, meinen Kindern, meinem Bruder und meiner Mutter, die mit fast 80 Jahren bei uns eingezogen ist und sich um meine Kinder gekümmert hat, wenn ich nicht konnte. Sie alle haben mir unglaublich Kraft gegeben und mich immer wieder aufgebaut - auch, wenn ich zum Beispiel Schuldgefühle hatte und dachte, ich würde allen nur zur Last fallen. Überleben konnte ich dank des Fachwissens und der Hartnäckigkeit des Teams der Uniklinik Düsseldorf, die nie aufgegeben und immer weiter um mich gekämpft haben. Ihnen verdanke ich mein Leben!“

Hintergrund Tumorzentrum am UKD:
Das zertifizierte Gynäkologische Krebszentrum an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe ist Mitglied des Universitätstumorzentrums der Uniklinik Düsseldorf. Das Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) kooperiert mit seinem Universitätstumorzentrum (CIO Düsseldorf) mit den Universitätskliniken in Aachen, Bonn und Köln (Cologne) im Centrum für Integrierte Onkologie (CIO ABCD), einem der größten Tumorzentren Deutschlands. Das CIO ABCD ist von der Deutschen Krebshilfe nun erneut als Onkologisches Spitzenzentrum ausgezeichnet worden. Ein internationales Gutachtergremium hat dem CIO eine erhebliche Weiterentwicklung der Krebsmedizin sowie eine Patientenversorgung auf höchstem Niveau bescheinigt. Mit der Auszeichnung verbunden ist auch eine finanzielle Förderung in Höhe von 6,2 Millionen Euro über vier Jahre.

Die Unikliniken und medizinischen Fakultäten der Standorte Aachen, Bonn, Köln und Düsseldorf haben 2018 eine Allianz in Form eines gemeinsamen Krebszentrums geschlossen. 2019 wurde das CIO als erstes vierstandortiges Zentrum von der Deutschen Krebshilfe auf Anhieb als Onkologisches Spitzenzentrum ausgezeichnet. Seitdem arbeiten mehr als 200 Kliniken und Institute unter dem Dach des „Centrums für Integrierte Onkologie Aachen Bonn Köln Düsseldorf – kurz CIO ABCD“ zusammen, um für Betroffene in der Region die bestmögliche Krebsversorgung zu gewährleisten, aber auch um aktuelle, innovative Erkenntnisse aus der Krebsforschung schnellstmöglich in die klinische Praxis zu überführen.

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Zum Universitätsklinikum Düsseldorf:
Das Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) ist das größte Krankenhaus in der Landeshauptstadt und eines der wichtigsten medizinischen Zentren in NRW. Die 9.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in UKD und Tochterfirmen setzen sich dafür ein, dass jährlich über 50.000 Patientinnen und Patienten stationär behandelt und 300.000 ambulant versorgt werden können.

Das UKD steht für internationale Spitzenleistungen in Krankenversorgung, Forschung und Lehre, sowie für innovative und sichere Diagnostik, Therapie und Prävention. Patientinnen und Patienten profitieren von der intensiven interdisziplinären Zusammenarbeit der 60 Kliniken und Institute. Die besondere Stärke der Uniklinik ist die enge Verzahnung von Klinik und Forschung zur sicheren Anwendung neuer Methoden.

Am UKD entsteht die Medizin von morgen. Jeden Tag.

 

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