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Das Team der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie freut sich über die neue Technik und vier Linearbeschleuniger der neuesten Generation.

Von: Jörn Grabert

Bestrahlung von Krebspatienten auf höchstem Niveau

Vier Linearbeschleuniger neuester Generation: Uniklinik Düsseldorf hält jetzt einen der modernsten Geräteparks Deutschlands in der Strahlentherapie vor.

Vier Linearbeschleuniger der neuesten Generation sowie ein umfassendes System (Brainlab ExacTrac Dynamic) zur Positionskontrolle der PatientInnen vor und während einer Bestrahlung: Die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) hat ihren Gerätepark umfassend erneuert. Sie profitierte dabei vom Fördertopf „Medizinisches Modernisierungsprogramm des Landes NRW“, kurz MedMoP.

„Unsere Ausstattung ist aktuell deutschlandweit einzigartig“, freut sich Prof. Dr. Wilfried Budach, Direktor der Strahlentherapie und Radioonkologie. „Darüber hinaus verfügen wir nun über zwei Tandemsysteme und sind so viel verlässlicher für unsere Patientinnen und Patienten.“ Wenn ein Linearbeschleuniger ausfalle, könne die Therapie ohne qualitative Abstriche an einem anderen Gerät weitergeführt werden.

Die Linearbeschleuniger der Strahlentherapie kommen in aller Regel bei PatientInnen zum Einsatz, die an Krebs erkrankt sind. Mit den Großgeräten werden hochenergetische Röntgenstrahlen zielgenau auf Tumoren und deren Ableger, die Metastasen, abgegeben. So wird das erkrankte Gewebe zerstört oder zumindest verkleinert.

Über die Jahre ist die Strahlentherapie immer zielgenauer geworden. Der Leitsatz des Behandlungsteams: Die volle Strahlendosis soll sich im Tumorgewebe entfalten während umgebende gesunde Strukturen so umfassend wie möglich geschont werden. Beispiel Lungentumor: Dieser wurde früher mit 1-2 Zentimeter Sicherheitsabstand bestrahlt, um das gesamte Tumorgewebe trotz der Atembewegungen sicher zu erreichen. Mit den heute verbauten modernen Geräten und den damit verbundenen Möglichkeiten, Bestrahlungen genauer zu planen, ist dieser Sicherheitssaum jetzt auf drei bis fünf Millimeter geschrumpft. Deutlich mehr gesundes Gewebe bleibt also von der Bestrahlung ausgenommen. Wie sich die Schonung gesunder Strukturen noch weiter ausbauen lässt, wird Bestandteil von Forschungsprojekten sein, die laut Prof. Budach mit der Inbetriebnahme der neuen Geräte gestartet werden.

Die größere Genauigkeit hat den Weg für neue Therapieformen geebnet: „Im Rahmen einer stereotaktischen Bestrahlung setzen wir eine hohe Strahlendosis ein, die den Tumorherd vernichtet“, führt Prof. Budach aus. Man spricht in solchen Fällen auch von der „Radiochirurgie“ oder der „ablativen Strahlentherapie“. Diese Verfahren kommen insbesondere bei Metastasen im Gehirn oder in der Lunge zum Einsatz, insbesondere bei kleineren Tumoren. In 90 Prozent der Fälle sind die Tumoren an der bestrahlten Stelle beseitigt. „Das konnten wir früher so nicht hinbekommen“, so Prof. Budach. Eine invasive chirurgische Intervention sei in diesen Fällen nicht mehr oder nur noch selten notwendig.

Hochinnovatives Kontrollsystem für die richtige Position des Patienten

Eine bedeutende Rolle bei diesen zielgenauen, hochdosierten Bestrahlungen nimmt die Positionierung mit ExacTrac ein – und hier insbesondere das Dynamic-System, das in drei der vier Linearbeschleunigern laufen wird und am UKD erstmals in Deutschland an den hier vorhandenen Varian-Beschleunigern installiert worden ist. „Wir können den Patienten damit in seiner genauen Lage noch besser überwachen“, erklären Dr. Ioannis Simiantonakis und Dr. Holger Gottschlag. Die beiden Medizin-Physiker – Teil eines zehnköpfigen Physiker-Teams – sind unter anderem für die Berechnung und Kalibrierung verantwortlich, so dass die richtige Strahlendosis genau im Tumorfeld ankommt. Die exakte Position der Patientin oder des Patienten auf dem Behandlungstisch ist hierfür sehr entscheidend.

Mit dem Dynamic-System wird über ein stereoskopisches Videosystem, das eine dreidimensionale Abtastung erlaubt, und über eine integrierte Wärmebildkamera eine genaue Vorpositionierung der Patientin oder des Patienten auf dem Behandlungstisch möglich. Fest im Raum installierte Röntgenröhren sowie Bewegungssensoren, die die gesamte Körperoberfläche des Erkrankten erfassen, gewährleisten dann eine räumlich und zeitlich exakte Lagerungskontrolle auch während der Bestrahlung. Das ist insbesondere bei Strahlentherapien sinnvoll, die nicht im Kopfbereich stattfinden. Bestrahlungsfelder zum Beispiel in Lunge oder Leber sind allein aufgrund der Atmung mehr in Bewegung und müssen deshalb fortlaufend kontrolliert werden. Rotationsmöglichkeiten des Linearbeschleunigers und das Drehen und Neigen des Behandlungstisches machen es möglich, dass die zuvor geplante Bestrahlungsdosis genau dorthin gelangt, wo sie am besten wirken kann.

Das gilt auch, wenn mehrere Metastasen in einer Sitzung bestrahlt werden müssen. „Das sogenannte Multiple-Mets-System erlaubt es uns, bis zu 20 Metastasen innerhalb einer 30-minütigen Behandlung zu bestrahlen“, sagt Prof. Budach. Für die Patienten eine positive Entwicklung, denn bis vor kurzem mussten die Metastasen nacheinander behandelt werden, was für die Erkrankten einen deutlich höheren Zeitaufwand nach sich zog.

Atem-Gating ohne Luft anzuhalten

Verfahren wie das sogenannte Atem-Gating lassen sich jetzt einfacher realisieren. Beim Atem-Gating wird am UKD die Atmung der Patientin oder des Patienten optisch überwacht und der Tumor nur in den positionsstabilsten Atemphasen bestrahlt. Das neue System erkennt die Atembewegungen und schaltet die Bestrahlung dann an und ab, wenn der Tumor sich beim Ein- oder Ausatmen durch ein vordefiniertes Feld bewegt. Ein langes und für viele PatientInnen belastendes Anhalten der Luft ist nicht mehr notwendig.

Laut Einschätzung der Medizin-Physiker Dr. Simiantonakis und Dr. Gottschlag ist der Umfang der Möglichkeiten mit Einführung der neuen Technik immens gewachsen. „Wir haben uns jetzt an allen Geräten in ein neues Zeitalter katapultiert.“ Beide betonen, dass die Ausbildung von Physikern und Ärzten im Umgang mit den neuen Möglichkeiten von großer Bedeutung sei.

Mit Blick auf die Technik ist jedenfalls gewährleistet, dass die Klinik auch in den kommenden Jahren Zugriff auf die jeweils beste Bestrahlungstechnik hat: Es wurde eine regelmäßige Nachrüstung der vier Linearbeschleuniger vereinbart.

ZUSATZINFORMATION:

Tumorboard

Die neuen technischen Möglichkeiten auf Seiten der Strahlentherapie werden in die fachübergreifende Betreuung von Krebspatienten eingebracht. Das Universitätsklinikum Düsseldorf wird oftmals auch von Patientinnen und Patienten mit schweren Krankheitsverläufen angesteuert. Hier ist eine fachübergreifende Fallbesprechung – zum Beispiel mit Onkologen, Chirurgen und den Strahlentherapeuten – in den Tumorboards besonders wichtig, um die individuell bestmögliche Therapie anbieten zu können.

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