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"Vielleicht würden dann doch noch mehr Menschen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und sich impfen lassen, denn auch ich habe ein Recht auf ein wenig mehr Freiheit", sagt Ingrid Zanders. Hier auf einem Foto aus der Zeit vor Pandemie und Erkrankung. (Foto: privat)

In ständiger Vorsicht: Ingrid Zanders Immunsystem ist auf Grund einer Krankheit stark geschwächt

"Ich habe den Eindruck, dass Menschen wie mir in der öffentlichen Diskussion zu wenig Aufmerksamkeit zuteil wird. Ab dem 20. März sollen mit Ausnahme der Maskenpflicht alle Coronaeinschränkungen wegfallen. Durch die bisher festgelegten Corona-Bestimmungen fühlte ich mich etwas sicherer. Nun befürchte ich, dass ich die Kontrolle über meine Sicherheit verliere. Durch die Lockerungen bin ich nicht mehr ausschließlich auf meine Selbstverantwortung, sondern auch auf die Verantwortung meiner Mitmenschen angewiesen, da ich zwar bereits viermal geimpft wurde, ich aber aufgrund meiner Erkrankung keinen Impfschutz aufbauen konnte. Im Alltag gibt es viele herausfordernde Situationen, die anderen vielleicht nicht auffallen würden – selbst bis hin zu den notwendigen Besuchen im Krankenhaus“, sagt Ingrid Zanders.

Frau Zanders wird in unserer Ambulanten Chemotherapie betreut, ihr Immunsystem ist auf Grund der Krankheit stark geschwächt. Vor einer Corona-Erkrankung muss sie sich besonders schützen - sie ist Teil der „vulnerablen Gruppen“, wie sie in den Nachrichten häufig genannt werden. „Wie schnell man selber einer vulnerablen Gruppe angehören kann, habe ich am eigenen Leib erfahren müssen. Aber selbst da wird bei den zu schützenden Gruppen häufig von älteren Menschen gesprochen. Zu den besonders schutzungsbedürftigen Menschen gehören im gleichen Maße jedoch auch Menschen aller Altersgruppen mit akuten und chronischen Erkrankungen, das zu berücksichtigen und auch zu kommunizieren, würde uns helfen.“

Manchmal werden Familien wie die Zanders „Schattenfamilien“ genannt, da diese seit nunmehr zwei Jahren aus Vorsicht vor einer Infektion, nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. „Nicht nur ich ziehe mich zurück, sondern auch meine Familie muss Rücksicht nehmen und zurückstecken. Auch sie nimmt seit Beginn der Pandemie nur noch selten am öffentlichen Leben teil. Ängste entwickeln sich dann, wenn neben der physischen Belastung durch die Krankheit auch die soziale Nähe zum Freundeskreis nicht stattfindet und  man sich fast nur zuhause aufhält.  Ich würde mir wünschen, dass das in der Öffentlichkeit viel nachdrücklicher besprochen würde. Vielleicht würden dann doch noch mehr Menschen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und sich impfen lassen, denn auch ich habe ein Recht auf ein wenig mehr Freiheit."

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