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Gerd Zündorf (Mitte) ist einer der ersten Menschen in ganz Europa und der Erste im Großraum Düsseldorf, dem ein neuartiger Herzschrittmacher ins Herzen eingesetzt wurde. Dank eines minimal-invasiven Eingriffs war er direkt nach dem Eingriff wieder fit und freute sich zusammen mit dem Operations-Team rund um Dr. Jan Schmidt (links), Oberarzt und stellvertretender Leiter der Abteilung für interventionelle Rhythmologie und Devicetherapie an der UKD-Kardiologie. (Foto: Universitätsklinikum Düsseldorf/Bernhard Timmermann)

Lebensretter direkt im Herzen: Kardiologie an der Uniklinik Düsseldorf setzt erstmalig neuen Herzschrittmacher ein

Sie werden direkt in die rechte Herzkammer eingesetzt und wiegen weniger als ein Drittel einer kleinen AAA-Batterie: UKD-Kardiologie setzt als eines der ersten Zentren weltweit und als erste Klinik in Düsseldorf einen neuartigen Herzschrittmacher ein

Alles beginnt mit einem Infekt: Im Spätsommer 2023 fühlt sich Gerd Zündorf generell nicht so gut, eine Entzündung am Fuß machte ihm zu schaffen. Er sucht ein Krankenhaus in Düsseldorf auf. „Dort wurde mir dann plötzlich schwarz vor Augen und ich bin einfach umgekippt, der Blutdruck völlig im Eimer. Das war schon ein ziemlicher Schreck für alle. Man hat mich dann in die Kardiologie der Uniklinik Düsseldorf verlegt“, erinnert sich der 72jährige. Am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) konnte man eine akute Herzerkrankung feststellen.

Damit Gerd Zündorf auch weiterhin sicher leben kann, entschieden sich die Herzspezialistinnen und Spezialisten der Uniklinik Düsseldorf, einen Herzschrittmacher einzusetzen – zunächst eine Übergangslösung, die außen auf seiner Haut sitzt, aber eine langfristige Lösung muss her. Aufgrund seiner Vorerkrankung wurde ihm dann am Freitag, 15. September 2023 ein ganz besonderer Schrittmacher eingesetzt – als einem der ersten Menschen in ganz Europa und zum ersten Mal im Großraum Düsseldorf.

Herzschrittmacher: Lebensretter, die mit elektronischen Impulsen den Herzschlag gleichmäßig halten

„Herzschrittmacher sind Wunder der Medizintechnik, die vielen Menschen mit einer Herzschwäche das Leben gerettet und Lebensqualität zurückgegeben haben. Ihre Funktionsweise ist aber schnell erklärt: Die kleinen Geräte werden im Körper der Betroffenen implementiert. Dort stehen sie im direkten Kontakt mit dem Herzen und messen kontinuierlich über elektronische Signale den Herzschlag. Wenn es nötig wird, unterstützen sie dann die Betroffenen: Verlangsamt sich der Herzschlag geben die Geräte selbstständig Impulse ab, die das Herz wieder im richtigen Takt schlagen lassen“, beschreibt Dr. Jan Schmidt, Oberarzt und stellvertretender Leiter der Abteilung für interventionelle Rhythmologie und Devicetherapie an der UKD-Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, die Funktionsweise eines Herzschrittmachers. Die Düsseldorfer Klinik gehört bei den – mittlerweile zu den Routineeingriffen zählenden – Herzschrittmachern zu den absoluten Expertenzentren in Deutschland: Mehr als 750 Schrittmacher werden hier jedes Jahr eingesetzt.

Klassische Modelle auf dem Markt werden den Betroffenen im Brustbereich unter der Haut eingesetzt. Über Elektrodenkabel stehen sie im direkten Kontakt zum Herzen. „Bei Herrn Zündorf haben wir uns aber aufgrund seiner Infektion für ein neuartiges Modell entschieden“, erklärt Dr. Jan Schmidt, der als Operateur den Herzschrittmacher bei Gerd Zündorf eingesetzt hat. Im Vorfeld des Eingriffs hatte er sich mit dem neuen Gerät in einem Ausbildungszentrum in Belgien und einem Krankenhaus in Saudi-Arabien vertraut gemacht. „Bei den sogenannten ‚Elektrodenlosen Schrittmachern‘ sind die Geräte deutlich kleiner und leichter. Sie können daher direkt im rechten Ventrikel – also der rechten Herzkammer – implementiert werden. Elektroden müssen nicht mehr zusätzlich eingesetzt werden. Das vermindert unter anderem drastisch die Wahrscheinlichkeit, dass der Infekt in Herrn Zündorfs Körper sich auch auf den Schrittmacher setzen könnte.“

Mini-Schrittmacher, eingesetzt in einem kurzen, minimal-invasiven Eingriff über die Leiste: Schonend für Patientinnen und Patienten, die schnell wieder fit sind

Eingesetzt wird das kleine Gerät – das in etwa ein Drittel des Volumens einer AAA-Batterie hat – im spezialisierten Herzkatheterlabor (HKL) der Klinik in einem kurzen Eingriff über die Leiste. „Solche minimal-invasiven Eingriffe sind heute absolute Routine und bringen für die Patientinnen und Patienten viele Vorteile: Eine Vollnarkose ist für gewöhnlich nicht nötig, die Eingriffe sind weitestgehend schmerzfrei und man ist sehr schnell wieder fit“, erklärt Dr. Jan Schmidt.

Über die Leiste wird das Implantat mit Hilfe eines Katheters in Richtung Herz geführt. Bevor es fixiert wird, kann über das sogenannte ‚Mapping‘ von den Technikerinnen und Technikern der Ort in der Herzkammer mit der besten Leitfähigkeit für die elektronischen Impulse gefunden werden. „Genauso wie man es von anderen Materialien kennt, ist auch im menschlichen Gewebe die Leitfähigkeit nicht überall gleich. Aber: Je besser das Gewebe an der Stelle leitet, je besser können die Impulse den Herzschlag gleichmäßig halten. Die richtige Stelle zu finden, kann eine Sache von Millimetern sein und verlangt nach großer Erfahrung der operierenden Teams“, so Dr. Jan Schmidt. Ist der richtige Ort gefunden, wird der sogenannte AVEIR-Schrittmacher in der Herzkammer mittels eines Schraubsystems verankert.

Insgesamt hat der Eingriff am Freitagmorgen etwas über eine halbe Stunde gedauert. Gerd Zündorf war in dieser Zeit wach und danach schnell wieder fit. Abhängig davon, wie häufig ein elektronischer Impuls ausgelöst werden muss, reicht der Akku seines neuen Herzschrittmachers für 17 bis 20 Jahre. Für Gerd Zündorf bedeutet das vor allem Sicherheit: „Natürlich ist es ein ulkiges Gefühl zu wissen, dass da jetzt ein kleines Gerät in meinem Herzen ist. Aber ich sehe das eher als einen mechanischen Schutzengel, der direkt von innen dafür sorgt, dass mein Herz schön gleichmäßig schlägt. Dass ich jetzt der erste bin, der diesen neuen Schrittmacher hier bekommen hat, macht es noch aufregender. Ich bedanke mich herzlich beim ganzen Team der Kardiologie hier an der Uniklinik Düsseldorf und freue mich jetzt darauf, das Leben wieder in vollen Zügen zu genießen!“

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