Bilanzierungsdialoge als Mittel zur Förderung von Patientenorientierung und zur Verbesserung der hausärztlichen Behandlungsqualität bei Menschen mit chronischer Krankheit (BILANZ)
Leitung:
Prof. Dr. med. Stefan Wilm, Institut für Allgemeinmedizin, Universität Düsseldorf
Förderung:
BMBF, Förderkennzeichen 01 GX 1030A
Laufzeit:
01.07.2011 - 30.04.2015
Studientyp:
Verknüpfung von cluster-randomisierter, kontrollierter, nicht verblindeter Interventionsstudie und qualitativer Studie (Mixed Method-Design); gesundheitsökonomische Bewertung
Einbindung in Verbund:
- Dr. Gertrud Bureick, Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Universität Witten/Herdecke
- Dr. disc. pol. Ottomar Bahrs, Dr. Karl-Heinz Henze und Susanne Heim, Georg-August-Universität Göttingen,
Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie (Schulungen und qualitative Teilstudie) - Univ.-Prof. Dr. Karl Wegscheider, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Statistik)
- Dr. med. Dipl. oec. Marcus Redaèlli, Universität Witten/Herdecke (Gesundheitsökonomie)
Fragestellung, Methoden und Ziele, Ergebnisse:
Hintergrund:
Verbesserung im Erreichen von patient- und arztseitig vereinbarten Zielen bzgl.
- der Prävention lebensstil-bedingter Progression chronischer Krankheit und ihrer Komplikationen und/oder
- besserer Nutzung von Coping-Fähigkeiten und salutogenen Ressourcen des Patienten.
Fragestellung / Hypothese:
Viertel- bis halbjährliche gemeinsam von Patient und Arzt gestaltete Bilanzierungsdialoge können Erfolge ärztlicher Beratung zum Lebensstil sowie zu Einstellungs- und Handlungsmodi chronisch kranker Menschen fördern, wenn die folgenden Bedingungen gegeben sind:
- Herausarbeiten salutogener Möglichkeiten und Selbstmanagementfähigkeiten des Patienten
- ausreichend Zeit und Kontinuität im patientenzentrierten Arzt-Patient-Gespräch
- in Bilanzierungsdialog und gemeinsamer Entscheidungsfindung geschulte Ärzte.
Methode:
Intervention: 18 Unterrichtsstunden umfassende Schulung der ÄrztInnen (Clusterebene) zu Bilanzierungsdialog, Identifikation salutogener Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten.
Stichprobe/Stichprobengröße: Konsekutive Patienten (Vorliegen mindestens einer chronischen Erkrankung; Alter 18 bis 70 Jahre) aus n=104 Hausarztpraxen (Cluster) aus 2 Rekrutierungszentren. Einschließbare Patienten n>5200; angesprochene Patienten n=2600; initial teilnehmende Patienten n=1690 aus 104 Praxen; auswertbare Patienten n=1410 aus 94 Praxen.
Subsample (n=40 Praxen) mit Video- Gesprächsaufzeichnungen; theoretical sampling, n=40 qualitative Interviews. Rekrutierung Hausarztpraxen: 3 Monate; Rekrutierung Patienten: 5 Monate. First patient in to last patient out: 17 Monate.
Datenbasis: Dokumentation durch Arzt, Evaluationsbögen von Patient und Arzt, Video-Aufzeichnung von Gesprächen, Befragung von Patienten und Ärzten; detailliertes Daten- und Prozessmonitoring.
Analyse: Auswertung der beiden primären Teilendpunkte (nachhaltige Erreichung gemeinsam festgelegter Ziele aus Patienten- und Arztsicht) nach 12 Monaten mit random effect binary model mit der Intervention als festem Ein-flussfaktor und der Praxiszugehörigkeit als zufälligem Effekt unter Berücksichtigung von Unbalanciertheiten. Intention-to-treat-Auswertung auf Patientenebene.
Eingebettete qualitative Studie mit Analyse eines Subsamples videoaufgezeichneter Konsultationen unter Einsatz des halbstandardisierten RIAS-Verfahrens sowie von Patienten- und Arztinterviews zur Interpretation der gemessenen Interventionseffekte.
Gesundheitsökonomische Bewertung durch Modellierungen mit Kosten-Effektivitäts-Analyse und Kosten-Nutzwert-Analyse aus der Perspektive des Sozialversicherungssystems.
Nutzen und Verwendungsmöglichkeit der Forschungsergebnisse:
Individualisierte, gender-sensitive Angebote und Förderung patienteneigener Ressourcen;
Veränderung der ärztlichen Versorgungskultur mit inhaltlich/struktureller Ausgestaltung des „Ärztlichen Gespräches“; Direkt in der Regelversorgung umsetzbares, theoretisch begründetes und empirisch erprobtes Modul für ärztliche Weiter- und Fortbildung, das analog für die Medizinerausbildung verwendbar ist.
Insgesamt inhaltliche Verbesserung der Betreuung chronisch Kranker unter Nutzung ihres Selbstmanagements.
Publikationen:
Abholz H-H, Lambrecht S, Wilm S, Bureick G, Bahrs O, Henze K-H, Heim S, Laspe I, Wegscheider K. BILANZ - Accounting dialogues as a means to promote patient-oriented primary care and improve treatment of people with chronic disease (Study design). Health Promotion Research - An International Forum. State of the art - Directions for the future, 06.-09. August 2012, Trondheim.
Bahrs O, Abholz H-H, Bureick G, Heim S, Henze K-H, Lambrecht S, Wilm S. Set-ting gestalten, Erzählungen initiieren, Auftrag klären, Ziele vereinbaren - Erfahrungen mit der Fortbildung zum hausärztlichen "Bilanzierungsdialog". Vortrag. 46. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, 20.-22. September 2012, Rostock.
Mirescu M-C, Abholz H-H, Bureick G, Ilse K, Bahrs O, Heim S, Henze K-H, Wilm S. Behandlungs-Zielvereinbarungen zwischen Hausarzt und chronisch krankem Patienten - Analyse auf Basis von Bilanzierungs-Gesprächen. Postervortrag. 47. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, 12.-14. September 2013, München.
Bahrs O, Henze K-H, Heim S, Abholz H-H, Wilm S, Ilse K, Bureick G. Breite oder Tiefe? Einführung in qualitative Sequenzanalyse und Kodierungsverfahren zur Auswertung videodokumentierter Konsultationen in der Hausarztpraxis. Vortrag. 47. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, 12.-14. September 2013, München.
Wilm S, Abholz HH, Ilse K, Heim S, Bahrs O, Henze KH, Bureick G, Wegscheider K. BILANZ: Bilanzierungsdialoge als Mittel zur Förderung von Patientenorientierung und zur Verbesserung hausärztlicher Behandlungsqualität bei Menschen mit chronischer Krankheit. Workshop zum Förderschwerpunkt "Versorgungsnahe Forschung - Chronische Krankheiten und Patientenorientierung" des BMBF, 18. Oktober 2013, Erkner.
Bahrs O, Henze KH, Heim S, Abholz HH, Bureick G, Ilse K, Wilm S. Bilanzierungs-dialoge in der Behandlung von Patienten mit chronischen Erkrankungen. Workshop zum DFG-Projekt CoTrain "Kommunikationstrainings für Hausärzte als edukativer Bestandteil von komplexen Interventionen in Versorgungsforschungs-Projekten - eine Bestandsaufnahme", 12. April 2014, Düsseldorf.
Heim S, Bahrs O, Henze KH, Abholz HH, Bureick G, Ilse K, Wilm S. Review dia-logues - a chance to arrive at a patient-related 'overall diagnosis' for patients with chronic illness [BILANZ]. Postervortrag. European General Practice Rese-arch Network (EGPRN) Spring Meeting 2014, 08.-11. Mai 2014, Barcelona.
Mirescu MC, Abholz HH, Ilse K, Bureick G, Heim S, Bahrs O, Henze KH, Weg-scheider K, Wilm S. Die Inhalte von Zielvereinbarungen im Rahmen von Bilan-zierungsdialogen zwischen Arzt und chronisch krankem Patient. Postervortrag. 10. DGP Kongress und 13. DKVF Kongress, 24.- 27. Juni 2014, Düsseldorf.
Bahrs O, Henze KH, Heim S, Bureick G, Ilse K, Abholz HH, Wilm S. Der Bilanzie-rungsdialog zwischen Arzt und Patient als Chance für eine patientenbezogene Gesamtdiagnose. Postervortrag. 10. DGP Kongress und 13. DKVF Kongress, 24.-27. Juni 2014, Düsseldorf.
Henze KH, Bahrs O, Heim S, Kasper J, Bureick G, Ilse K, Abholz HH, Wilm S. Hausärztliche Langzeitbegleitung von Patienten mit chronischen Krankheiten - Qualitätsentwicklung durch Bilanzierungsdialoge. Postervortrag. 10. DGP Kongress und 13. DKVF Kongress, 24.-27. Juni 2014, Düsseldorf.
Ottomar Bahrs, Karl-Heinz Henze, Susanne Heim, Katharina Ilse, Stefan Wilm. Improving primary care for patients with chronic illness by Review Dialogues. Vortrag. Health Promotion Research - An International Forum "Next Health", 25.-27. August 2014, Trondheim.
Bahrs O, Henze KH, Heim S, Abholz, HH, Ilse K, Bureick G, Wilm S. Review dia-logues - a chance to arrive at a patient-related 'overall diagnosis' for patients with chronic illness [BILANZ]. Vortrag. 12th International Conference on Communication in Healthcare (ICCH), 28.09.-01.10. 2014, Amsterdam.