Reduktion von potentiell inadäquaten Medikationen bei älteren, multimorbiden Patienten in der hausärztlichen Versorgung: RIME (Teilprojekt 1 des Verbundprojektes PRISCUS II)
Leitung:
für die Standorte Düsseldorf und Witten/Herdecke (Allgemeinmedizin):
Prof. Dr. med. Petra A. Thürmann (Zuwendungsempfängerin)
Univ.-Prof. Dr. med. Stefan Wilm
Kooperation:
Ruhr-Universität Bochum
Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
Prof. Dr. rer. nat. Hans J. Trampisch: Gesamtkoordination, verantwortlicher Statistiker: Datenmanagement, Datenanalyse, follow-up Interviews
Marienhospital Herne
Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation
Prof. Dr. med. Ludger Pientka:
Geriatrie, Herne Integrated Care Model
Medizinische Hochschule Hannover
Institut für Allgemeinmedizin
PD Dr. med. Ulrike Junius-Walker
Entwicklung und Durchführung des geriatrischen Assessment-Instruments MAGIC und des Fortbildungsprogramms; Rekrutierung von Hausarztpraxen und Patienten; Datenerhebung; Monitoring
Universität Witten/Herdecke
Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Dr. med. Bettina Bücker
Entwicklung und Durchführung des Fortbildungsprogramms; Rekrutierung von Hausarztpraxen und Patienten; Durchführung des MAGIC; Datenerhebung; Monitoring
Institut für Klinische Pharmakologie
Prof. Dr. med. Petra A. Thürmann:
Entwicklung der Intervention und der PRISCUS-Karte, Entwicklung des Fortbildungsprogramms, Evaluation von Neben- /Wechselwirkungen
Förderung:
BMBF Förderkennzeichen: 01ET1005B
Projektförderung über den Standort Witten/Herdecke
Laufzeit:
01/01/2011 bis 31/12/2014
Studientyp:
Cluster-randomisierter, kontrollierter Interventionstrial
Hintergründe: Das Verbundprojekt PRISCUS (www.priscus.net) hat zum Ziel, ein Modell gesundheitlicher Versorgung von älteren Menschen mit mehrfachen Erkrankungen zu entwickeln. Nach dem erfolgreichen Abschluss der ersten Förderphase hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine Anschlussförderung für weitere drei Jahre bewilligt. Die cluster-randomisierte, kontrollierte RIME-Studie ist Bestandteil der zweiten Förderphase.
Ziele und Methoden: Die Studie zielt auf die Verbesserung der Medikationsqualität und testet, ob eine Fortbildungsintervention bestehend aus den Komponenten Geriatrisches Kurzassessment in Kombination mit einer Fortbildung zu rationaler Pharmakotherapie den Anteil unangemessener Medikation bei älteren Patienten reduzieren kann im Vergleich zu einer Kontrollintervention, die nur allgemeine Empfehlungen enthält.
Arbeitsplan
Das Institut für Allgemeinmedizin der Universität Düsseldorf und das Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin der Universität Witten/Herdecke erarbeiteten unter Federführung des Instituts für Allgemeinmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover ein praktikables geriatrisches Assessment-Instrument, das definierte, relevante Gesundheitsparameter erfasst.
Projektbeschreibung:
Dazu wurde das in der ersten Förderphase eingesetzte umfassende Assessment-Instrument (STEP) für definierte, relevante Gesundheitsparameter adaptiert (MAGIC). Das kompakte MAGIC-Assessment war Ausgangspunkt für die Ableitung einer rationalen Pharmakotherapie im Alter.
Unter Federführung des Instituts für Klinische Pharmakologie der Universität Witten/Herdecke wurde auf Grundlage der in der ersten Förderphase entwickelten PRISCUS-Liste inadäquater Medikamente für Senioren in Deutschland (Holt et al. 2010) eine Medikamenten-Liste (PRISCUS-Karte) für den alltäglichen Praxis-Einsatz kondensiert.
Anschließend erarbeiteten die allgemeinmedizinischen Partner und die Pharmakologen mit qualitativen Methoden (Fokusgruppen, Expertenworkshops) ein Fortbildungsprogramm (Präsenzfortbildungen, peer educational outreach visits, MFA-Fortbildungen), das die erfolgreiche Implementierung der PRISCUS-Karte in den Praxen der Interventionsgruppen sicherstellen sollte.
Einbezogen wurden in zwei Armen insgesamt 137 Hausarztpraxen mit 1321 multimorbiden, über 69jährigen Patienten, die mindestens 6 Wirkstoffe als Dauermedikation einnehmen.
Nach erfolgter Fortbildung werden zurzeit nach einem Follow-up von 12 Monaten die Anzahl verordneter unangemessener Arzneimittel sowie u. a. eingetretene Nebenwirkungen, Sterblichkeit, Anzahl von Krankenhausaufnahmen, Lebensqualität, Behandlungszufriedenheit und Kosten patientenseitig erfasst und ausgewertet.
Publikationen:
Holt S, Schmiedl S, Thürmann PA. Potentially inappropriate medication in the elderly - PRISCUS list. Dtsch Arztebl Int. 2010; 107: 543-551