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Soziale Interaktion hält das Gehirn fit, so Priv.-Doz. Dr. Christian J. Hartmann, Neurologe an der Uniklinik Düsseldorf. [Foto: Uniklinik Düsseldorf]

Gehirngesundheit: Freunde treffen als Präventionsprogramm

Zum „World Brain Day“ am 22. Juli: Einfache Maßnahmen können dazu beitragen, das Gehirn fit zu halten – sogar dann, wenn bereits eine neurodegenerative Erkrankung vorliegt.

Düsseldorf (ukd).  „Gehirngesundheit für alle Altersklassen“ (engl: „Brain Health for All Ages“): Das ist das Leitmotiv für den World Brain Day am 22. Juli, der alljährlich von der World Federation of Neurology ausgerufen wird. Die Organisation, die sich aus nationalen neurologischen Fachgesellschaften zusammensetzt, klärt international über Gehirngesundheit auf. 

Doch was ist eigentlich gesund für das Gehirn?

Wenn es so etwas wie ein altersübergreifendes Fitness-Programm für das Gehirn gibt, dann beinhaltet es auf jeden Fall die folgenden Punkte: Eine gesunde Ernährung, viel Bewegung, ausreichend Schlaf und viele soziale Kontakte. „Wer sich danach über weite Strecken seines Lebens richtet, senkt das Risiko, eine neurodegenerative Erkrankung wie eine Alzheimer- oder Parkinson-Krankheit zu entwickeln“, sagt Priv.-Doz. Dr. Christian J. Hartmann, Oberarzt der Klinik für Neurologie an der Uniklinik Düsseldorf. Allerdings existieren auch Risikofaktoren, die sich nicht beeinflussen lassen – in erster Linie das wachsende Lebensalter selbst, aber zum Beispiel auch genetische Dispositionen oder Umwelteinflüsse. 

Soziale Interaktion trainiert das Gehirn

„Sozial zu interagieren – um mal einen Punkt herauszugreifen, ist eine hochanspruchsvolle kognitive Aufgabe“ sagt der Neurologe. Informationen werden aufgenommen, verarbeitet, eigene Einstellungen überprüft. Gedanken werden geäußert, abgespeichert oder aus der Erinnerung aufgerufen. All das schult das Gehirn. Und bei geistiger Aktivität bilden sich neuronale Verbindungen, die dazu beitragen, dass das Gehirn als Gesamtnetzwerk immer besser funktioniert. „Insofern kann das abendliche Ausgehen mit Freunden durchaus als Präventionsprogramm verstanden werden“, ermutigt Priv.-Doz. Dr. Hartmann, verweist aber gleich darauf, dass dann idealerweise trotzdem an ausreichend Schlaf gedacht und auf Alkohol verzichtet werden sollte. Leider funktioniert das alles aber auch genau anders herum. „Wer ruht, der rostet“, so der Neurologe. Wenn also auf das notwendige Training für das Gehirn verzichtet wird, bauen sich neuronale Verbindungen zurück.

Dieser Rückbau beschleunigt sich beim Vorliegen einer neurodegenerativen Erkrankung. Sie kündigen sich nicht mit einem großen Knall an, sondern schleichen sich in das Leben der Betroffenen ein. Bei der Alzheimer-Krankheit beispielsweise haben sie zunächst Probleme bei der Speicherung neuer Lerninhalte. Im weiteren Verlauf kann es zu alltagsrelevanten Einschränkungen des Gedächtnisses, Problemen bei der Bewältigung komplexer Aufgaben, Sprach- und Orientierungsstörungen, einem gestörten Tag-Nacht-Zyklus und einer Veränderung der Persönlichkeitsstruktur kommen.

„Gehirntraining sollte so früh wie möglich einsetzen.“, so Priv.-Doz. Dr. Hartmann. Gehirntraining ist aber auch dann sinnvoll, wenn bereits eine neurodegenerative Erkrankung wie zum Beispiel eine kognitive Störung diagnostiziert worden ist. Der Neurologe empfiehlt ein möglichst abwechslungsreiches Programm, denn Flexibilität sei wichtig, um das Gehirn zu fordern. Wissensspiele lösen, Sport im Park, mit Freunden unterhalten, ein Instrument spielen oder Fremdsprachen lernen. „Die Aufgaben dürfen gerne anspruchsvoll, sollten aber auch schaffbar sein“, so der Tipp des Experten. Denn Erfolgsgefühle dienen als Triebfeder der Motivation und damit auch der langfristigen Fortsetzung des Trainings. Ein Scheitern hingegen sorge für Frustration und torpediere die Kontinuität und damit auch den Langzeiterfolg der getroffenen Maßnahmen.

Ein Training des Gehirns ist in jedem Lebensabschnitt sinnvoll und möglich. Auch ein gesunder Schlaf spielt eine wichtige Rolle – aber wie kann man Gesundheitsdaten zuverlässig erheben und somit das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen abschätzen? 

Fitness-Tracker zur Schlaf-Optimierung?

Im Rahmen von Studien setzt die Klinik für Neurologie der Uniklinik Düsseldorf sogenannte „Wearables“ ein, um auf Gesundheitsdaten der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer zugreifen zu können. Hier bedarf es einer genauen, fachlichen Interpretation der gesammelten Daten um Antworten auf bestimmte neurologische Fragestellungen zu erhalten. 

Rund 6,6 Millionen Menschen in Deutschland nutzten laut dem Statistischen Bundesamt im vergangenen Jahr einen Fitness-Tracker. „Für den Laien können die Geräte mit Blick auf die Schlafdauer und -qualität ein gewisser Indikator sein“, sagt Dr. Hartmann. Um zwischendurch ein Maß für das richtige Schlafverhalten zu bekommen, seien die Tracker gut geeignet. „Im Schlaf konsolidiert sich unser Gedächtnis. Und an den Zellen laufen Reparaturvorgänge“, so der Neurologe, der damit die wichtige Rolle des Schlafes unterstreicht. Aber es gibt auch eine negative Seite: „Menschen die sehr introspektiv sind, könnten sich – sollten die erfassten Daten zu Schlafdauer und -tiefe nicht optimal sein – selbst unter Druck setzen und damit ihr eigenes Schlafverhalten beeinträchtigen“, warnt der Neurologe.

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