
Von: Jörn Grabert
Herzklappen-Operation über die Achselhöhle
Schonender für Patientinnen und Patienten: In der Herzchirurgie der Uniklinik Düsseldorf können sogar kombinierte Operationen an zwei Herzklappen über einen nur wenige Zentimeter kurzen Zugang im Bereich der Achselhöhle erfolgen.
Düsseldorf (ukd). Auf dem Rudergerät eines Fitness-Studios hat Harald Wolf festgestellt, dass mit seinem Herzen etwas nicht in Ordnung ist. Ein unregelmäßiger Puls machte ihm Sorgen. Das war im Jahr 2010. Damals wurde ein Defekt an der Aortenklappe festgestellt, der zunächst aber mit Hilfe von Medikamenten therapiert werden konnte. 15 Jahre später musste der jetzt 71-Jährige am Herzen operiert werden – auch weil eine weitere Herzklappe nicht ordnungsgemäß funktionierte.
In der Herzchirurgie des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) setzte man auf ein neues, möglichst schonendes Verfahren, das von Prof. Dr. Hug Aubin, Leitender Oberarzt in der Klinik für Herzchirurgie an der Uniklinik Düsseldorf etabliert worden ist. Der Zugang erfolgt dabei über einen kleinen, nur etwa vier Zentimeter langen Schnitt im Bereich der Achselhöhle. „Dieser transaxilläre Zugang wird bereits in einigen ausgewählten Kliniken angeboten. Allerdings werden in nur sehr wenigen Kliniken über diesen minimal-invasiven Zugang auch zwei Herzklappen gleichzeitig operiert“, so Prof. Aubin.
Durchtrennung des Brustbeins ist nicht mehr notwendig
Im Fall von Harald Wolf ersetzte das Team um Prof. Hug Aubin und Oberärztin Dr. Christina Ballázs zusammen mit Prof. Dr. Artur Lichtenberg, Direktor der Herzchirurgie am UKD, die Aortenklappe und rekonstruierten zudem die Trikuspidalklappe. „Um einen kombinierten Zugang zu beiden Herzklappen zu schaffen, ist für diese Operation normalerweise eine Sternotomie notwendig – also eine Durchtrennung des Brustbeins“, erklärt Dr. Ballázs. Dass in der Herzchirurgie nun mit deutlich kleineren Schnitten und weniger invasiven Verfahren gearbeitet werden kann, zieht positive Effekte für die Patientinnen und Patienten nach sich: Die am Herz Erkrankten sind nach dem Eingriff spürbar schneller fit und damit früher mobil, der Aufenthalt im Krankenhaus verkürzt sich. Der Zugang über die Achselhöhle erhält dabei nicht nur die Integrität der Brusthöhle, sondern ist auch kosmetisch vorteilhaft, da von vorne keine Narbe mehr sichtbar ist. „Wir sind überzeugt, dass ein minimal-invasives Vorgehen für unsere Patientinnen und Patienten vom Vorteil ist, was auch in diversen Stuiden belegt werden konnte“, unterstreicht Prof. Aubin.
Zweiter minimal-invasiver Eingriff mit Operation zweier Herzklappen
Harald Wolf ist erst der zweite Patient der Uniklinik Düsseldorf, bei dem über einen Zugang im Bereich der Achselhöhle zwei Herzklappen gleichzeitig operiert werden konnten. Zuvor hatten Prof. Aubin und Dr. Ballázs bei einem weiteren Patienten mit dieser minimal-invasiven Technik erfolgreich die Aortenklappe ersetzt und die Mitralklappe rekonstruiert. „Wir können damit ein neues Behandlungsangebot unterbreiten, das für unsere Patientinnen und Patienten deutlich schonender ist und – aus der rein ästhetischen Perspektive heraus – deutlich weniger Spuren hinterlässt“, sagt Prof. Lichtenberg. Und Prof. Aubin geht davon aus, dass der axilläre Zugang in der Herzchirurgie zumindest am UKD schon bald das neue Standardverfahren bei Operationen an der Aortenklappe sein wird.
Harald Wolf ist vor allen Dingen froh, dass seine Operation gut verlaufen ist. Er hat gut eine Woche nach dem Eingriff das UKD verlassen und wird bald eine Reha starten, um sich möglichst schnell zu erholen. „Ich blicke optimistisch in die Zukunft“, sagt er – und freut sich darauf, bald wieder viel Zeit mit seinen vier Enkelkindern verbringen zu können.
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