Von: Jörn Grabert
Omega-3-Fettsäuren: Ein Mittel gegen Herzinfarkt und Schlaganfall?
Ein Forschungsteam von Heinrich-Heine-Universität und Uniklinik Düsseldorf entdeckt eine bislang nicht erkannte Wirkweise. Im Gespräch schildern Dr. Philipp Mourikis und Prof. Dr. Amin Polzin, was über Omega-3-Fettsäuren bekannt ist und welche Erkenntnisse als wissenschaftlich gesichert gelten können.
Düsseldorf (ukd). Kardiologen aus dem Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) haben sich im Rahmen einer Forschungsprojektes mit der Frage beschäftigt, auf welche Weise mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen oder gar verhindern könnten. Die Forschungsgruppe um Dr. med. Philipp Mourikis und Prof. Dr. Amin Polzin von der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie am UKD und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) konzentrierte sich bei ihren Untersuchungen auf eine bestimmte Omega-3-Fettsäure, die Eicosapentaensäure (EPA). Das Ergebnis: Bei hoher Dosierung hemmt EPA die Aktivierung von Blutplättchen. Das führt zu einem geringeren Risiko, dass sich Blutgerinnsel bilden und zieht somit ein geringeres Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko nach sich.
Die Ergebnisse aus dem Düsseldorfer Forschungsprojekt lassen allerdings keine verlässlichen Aussagen darüber zu, wie eine ideale Dosierung aussieht, um das Erkrankungsrisiko wirksam zu senken. „Auch lässt unser Projekt keine Rückschlüsse auf die anderen Omega-3-Fettsäuren zu – und schon gar nicht auf etwaige Wechselwirkungen zwischen Ihnen“, sagen Dr. Mourikis und Prof. Polzin.
Mehr Informationen zum Forschungsprojekt finden sich hier:
In einem Gespräch beleuchten Dr. Mourikis und Prof. Polzin, warum Menschen überhaupt auf Omega-3-Fettsäuren angewiesen sind. Sie beleuchten den aktuellen Forschungsstand und geben Hinweise zum Nutzen aber auch zu Risiken von Omega-3-Fettsäuren.
In einer kürzlich veröffentlichten Studie haben Sie den Einfluss von ungesättigten Omega-3-Fettsäuren auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht. Was konnten Sie herausfinden?
Dr. Mourikis: Wir konnten feststellen, dass eine bestimmte Omega-3-Fettsäure, die Eicosapentaensäure (EPA), bei einer recht hohen Dosierung die Aktivierung von Blutplättchen hemmt. Diese neigen dann weniger dazu, sich aneinander zu heften und Blutgerinnsel zu bilden, die im schlimmsten Fall Gefäße verstopfen und damit zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können.
Lässt sich daraus ableiten, dass man einfach viel Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen muss – und schon läuft man weniger Gefahr, einen Herzinfarkt zu erleiden?
Prof. Polzin: Nein. Die Ableitung kann nicht sein: „Viel hilft viel.“ Unsere Aussage bezieht sich lediglich auf EPA und damit auf eine ganz bestimmte Omega-3-Fettsäure. Das lässt keine Rückschlüsse auf die anderen Omega-3-Fettsäuren zu – und schon gar nicht auf etwaige Wechselwirkungen zwischen ihnen. Auch können wir nicht exakt sagen, wie hoch die Dosis an EPA genau sein muss, damit sich ein geringeres Herzinfarktrisiko ergibt. Das müssen weitere Studien zeigen.
Also macht es jetzt keinen Sinn, sich Omega-3-Fettsäuren als Nahrungsergänzungsmittel zu besorgen und diese in hoher Dosierung zu sich zu nehmen?
Dr. Mourikis: Das kann sogar manchmal gefährlich sein. Bei Menschen mit einer bereits diagnostizierten Herzerkrankung, kann eine Überdosierung von Omega-3-Fettsäuren zum Beispiel zu einem Vorhofflimmern des Herzens führen. Im Grunde genommen gibt es derzeit nur wenige gesicherten Erkenntnisse darüber, welche Omega-3-Fettsäuren sich in welcher Menge positiv auf bestimmte Körperfunktionen auswirken.
Sind Omega-3-Fettsäuren also eher kritisch zu sehen?
Prof. Polzin: Auf die Menge kommt es an. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass sich Omega-3-Fettsäuren blutdrucksenkend auswirken. Ein weiterer positiver Aspekt, der im Rahmen von Studien nachgewiesen werden konnte, ist, dass Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmend wirken.
Was sind denn ungesättigte Omega-3-Fettsäuren überhaupt? Und wieso ist der Mensch darauf angewiesen?
Dr. Mourikis: Omega-3-Fettsäuren sind Voraussetzung für einen funktionierenden Zellstoffwechsel. Sie haben auch eine große Bedeutung, wenn es um die Entwicklung und die Funktion des Gehirns geht. Nur: Der menschliche Körper kann sie nur in nicht ausreichender Menge selbst herstellen. Deshalb sind wir darauf angewiesen, Omega-3-Fettsäuren in ausreichendem Umfang über die Nahrung aufzunehmen.
Welche Nahrungsmittel drängen sich hier auf?
Prof. Polzin: Meeresfische mit einem hohen Fettanteil wie Lachs, Hering, Makrele oder Sardinen liefern viel Omega-3-Fettsäuren. Wer keinen Fisch mag, kann auf pflanzliche Quellen wie Leinsamen oder Walnüsse zurückgreifen. Auch Raps- und Hanföl enthalten einen hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren. Dabei ist jedoch zu beachten, dass z.B. EPA in Meeresfischen in deutlich höherer Konzentration vorkommt als in pflanzlichen Quellen.
Gibt es denn wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, dass Omega-3-Fettsäuren tatsächlich einen großen Nutzen haben?
Dr. Mourikis: Einige positiven Wirkungen, die bewiesen sind, habe ich ja schon genannt. Darüber hinaus gibt es belastbare Indizien: Feststellbar ist zum Beispiel, dass Menschen in Regionen, in denen viel Fisch gegessen wird, länger leben. Hier wirken sicher ganz verschiedene Kräfte – aber ein Aspekt ist mit Sicherheit eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren.
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