Rund 5.000 gespendete Lebensjahre
Seit Wiederaufnahme des Herztransplantationsprogramms im Jahr 2010 haben 400 Menschen an der Uniklinik Düsseldorf ein Spenderherz erhalten.
Düsseldorf (ukd/joe). Wenn man davon ausgeht, dass ein Spenderherz das Leben seiner Empfängerin oder seines Empfängers durchschnittlich um 10 bis 15 Jahre verlängert, dann hat das Team des Herztransplantationsprogramms des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) in den vergangenen Jahren wohl etwa 5.000 zusätzliche Lebensjahre ermöglicht. Denn: Kürzlich konnte das 400. Spenderherz seit Wiederaufnahme des Programms im Jahr 2010 transplantiert werden.
2009 übernahm Prof. Dr. Artur Lichtenberg die Leitung der Herzchirurgie am UKD. Ein Ziel lautete, gemeinsam mit einem engagierten Team wieder ein Herztransplantationsprogramm in Düsseldorf zu etablieren. Es dauerte allerdings fast ein Jahr, um alle Prozesse so auszugestalten, dass wieder Herztransplantationen vorgenommen werden konnten. Ende der 80er Jahre und zwischen 1996 und 2001 hatte es schon einmal Phasen gegeben, in denen dieser Eingriff am UKD durchgeführt werden konnte.
„Herztransplantationen – das ist nichts, was man einfach nebenbei macht“, so Prof. Lichtenberg. „Dafür braucht es Menschen mit langem Atem, mit Leidenschaft und persönlichem Engagement. Menschen, die sich Tag für Tag dafür einsetzen, dass dieses lebenswichtige Angebot auch in Zukunft bestehen bleibt.“ Das Team müsse fach- und berufsgruppenübergreifend gut ausgebildet, flexibel und motiviert sein. Zudem seien eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Herzchirurgie und Kardiologie sowie das Vorhandensein einer exzellenten Klinik für Anästhesiologie und einer hochspezialisierten Pflege zwingende Voraussetzungen. „All diese Faktoren können wir hier am UKD anbieten“, sagt Prof. Lichtenberg. „An dieser Stelle einen herzlichen Dank an alle, die sich hier mit viel Herzblut einbringen.“ Mittlerweile ist das Herztransplantationsprogramm der Uniklinik Düsseldorf verlässlich auf Platz zwei in Deutschland, wenn es um die Fallzahlen geht. Allein im vergangenen Jahr hat das Team 44 Spenderherzen transplantiert.
„Viele Patientinnen und Patienten leben 25 Jahre und mehr mit Spenderherz – meist ohne größere Komplikationen“, erläutert Prof. Dr. Udo Boeken, chirurgischer Leiter des Herztransplantationsprogramms. „Trotz des schweren Eingriffs verrichten fünf Jahre nach der Transplantation noch etwa 70 Prozent der Spenderherzen ihren Dienst. Somit verfügen wir mit der Herztransplantation über ein chirurgisches Verfahren, das vielen Menschen mit einer sogenannten ´terminalen´ Herzschwäche zahlreiche Lebensjahre schenken kann.“ Eine Voraussetzung: Es muss Organspender geben, die ihre Organe zur Verfügung stellen.
Mehr als 80 Prozent sehen Organspende positiv
„Wir könnten noch deutlich erfolgreicher sein, wenn sich mehr Menschen als Organspenderin oder Organspender registrieren lassen würden – entweder über das Online-Organspenderegister oder ganz einfach, indem sie einen Organspendeausweis bei sich tragen“, sagt Prof. Boeken. Mehr als 80 Prozent der Deutschen seien der Organspende gegenüber positiv eingestellt. Im Vergleich dazu dokumentierten aber nur wenige ihre positive Einstellung. „Deshalb haben wir lange Wartelisten für schwer erkrankte Menschen, die nur mit Hilfe eines Spenderherzens die Chance auf ein weitgehend einschränkungsfreies Leben erhalten“, führt Prof. Boeken aus.
Patientinnen und Patienten, bei denen der Gesundheitszustand so kritisch ist, dass sie auf der Warteliste hochdringlich gelistet sind, werden im Herzzentrum – und damit auch von dem Team der Kardiologie – stationär betreut. In vielen Fällen sind die Patientinnen und Patienten schon Jahre vorher im Haus bekannt. „Von der Diagnostik einer Herzschwäche über die ersten medikamentösen Therapien bis hin zur Versorgung mit Herzunterstützungssystemen und einem gemeinsamen Kunstherzprogramm mit der Herzchirurgie können wir hier am UKD alle Phasen der Versorgung mit dem vollen Spektrum an universitären Therapieangeboten begleiten“, erklärt Prof. Dr. Malte Kelm, Direktor der Klinik für Kardiologe, Pneumologie und Angiologie am UKD. „Darüber hinaus profitieren Patientinnen und Patienten von der umfangreichen Forschung zur Herzinsuffizienz hier am Standort.“
Einbeziehung von Selbsthilfegruppen und Patientenverbänden
Wichtig ist die enge Kooperation zwischen Herzchirurgie und Kardiologie aber auch in der Nachversorgung. „Mit unserer großen gemeinsamen Erfahrung führen wir unsere Patientinnen und Patienten durch die Zeit nach der Transplantation und beziehen hier auch aktiv Patientenverbände und Selbsthilfegruppen mit ein“, sagt Prof. Dr. Amin Polzin, Leitender Arzt der Abteilung für Herzinsuffizienz, Notfall- und Rettungsmedizin in der Klinik für Kardiologe, Pneumologie und Angiologie. Es gehe darum, den Patientinnen und Patienten Beratung aus ganz unterschiedlichen Perspektiven anzubieten, und dies mit weitreichenden diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zu kombinieren.
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