
Uniklinik Düsseldorf: zentrale Rolle bei Erarbeitung der neuen Leitlinie zur Früherkennung und Behandlung von Prostatakrebs
Empfehlungen aus bundesweiter PROBASE-Studie unter Düsseldorfer Leitung nun in neuer S3-Leitlinie verankert –Tastuntersuchung nicht mehr als Früherkennungsuntersuchung empfohlen
Eine neue, umfassend überarbeitete medizinische Leitlinie zur Früherkennung, Diagnostik und Therapie von Prostatakrebs ist veröffentlicht – und Medizinerinnen und Mediziner des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) haben dabei eine Schlüsselrolle gespielt. Als federführendes Zentrum der so genannten PROBASE-Studie, der größten deutschen Studie zur Prostatakrebs-Früherkennung, prägte das UKD zentrale Empfehlungen, die jetzt in der neuen S3-Leitlinie aufgenommen wurden.
„Es ist sicher die umfassendste Aktualisierung der Leitlinie seit ihrem Bestehen und sollte zu wesentlichen Änderungen in der Früherkennung, Diagnostik und Behandlung des Prostatakarzinoms führen“, erklärt Prof. Peter Albers, Direktor der Klinik für Urologie am UKD an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und langjähriger Koordinator der PROBASE-Studie.
Was ist eine S3-Leitlinie – und warum ist sie wichtig?
Sogenannte „S3-Leitlinien“ sind von medizinischen Fachgesellschaften entwickelte Handlungsempfehlungen auf dem höchsten wissenschaftlichen Qualitätsstandard. Sie beruhen auf einer gründlichen Auswertung aller verfügbaren Studien – also auf dem besten derzeit verfügbaren medizinischen Wissen. Fachleute sprechen hier vom „höchsten Evidenzniveau“. Sie zeigen Ärztinnen und Ärzten in ganz Deutschland auf, welche Diagnose- und Therapieverfahren bei bestimmten Erkrankungen den aktuellen Stand der Wissenschaft darstellen – und damit als medizinischer Goldstandard gelten. Für Patientinnen und Patienten heißt das: mehr Sicherheit und eine bessere Versorgung.
Die S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom ist nun in ihrer achten Version erschienen und unter diesem Link abrufbar:
www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/prostatakarzinom
Was ist neu – und warum ist das so bedeutsam?
Insbesondere in der Früherkennung des Prostatakarzinoms wurden zentrale Empfehlungen verändert. Bislang war die sogenannte digitale rektale Untersuchung (DRU) – also die Tastuntersuchung über den Enddarm – eine gängige Methode zur Früherkennung. Die neue Leitlinie spricht sich jedoch gegen die DRU als alleinige Methode zur Krebsfrüherkennung aus. Stattdessen empfehlen die Expertinnen und Experten nun eine PSA-basierte Früherkennung (Prostata-spezifisches Antigen im Blut), die durch moderne Bildgebung und gezielte Biopsien ergänzt werden soll.
Diese Empfehlung basiert wesentlich auf den Ergebnissen der PROBASE-Studie, bei der deutschlandweit über 46.000 Männer systematisch untersucht wurden. Die kooperativ an vier klinischen Studienstandorten universitärer Kliniken (Medizinische Hochschule Hannover (Prof. M. Kuczyk, Klinik für Urologie), Technische Universität München (Prof. J. Gschwend, Klinik für Urologie), Universitätsklinikum Heidelberg (Prof. Dr. J. Debus, Klinik für Radioonkologie) und der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Düsseldorf) durchgeführte PROBASE Studie wird durch Prof. Albers, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Düsseldorf geleitet. Die Studie wird durch die Deutsche Krebshilfe (DKH) finanziert und durch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) gemeinsam mit der Abteilung für Krebsepidemiologie (Prof. R. Kaaks) koordiniert. Sie zeigt: Die DRU erkennt Prostatakrebs in frühen Stadien häufig nicht zuverlässig, während der PSA-Test in Verbindung mit neuen Diagnoseverfahren deutlich bessere Ergebnisse liefert.
Weitere Neuerungen der Leitlinie:
Individuelle Risikoabwägung: Der PSA-Test wird nicht mehr pauschal empfohlen, sondern in einem risikoadaptierten Modell – das das Alter, die familiäre Vorbelastung und individuelle Wünsche der Männer werden berücksichtigt.
Mehr Präzision in der Diagnostik: Moderne MRT-Bildgebung wird nun als fester Bestandteil vor einer Biopsie empfohlen.
Aktive Überwachung bei niedrigem Risiko: Statt sofortiger Therapie rät die Leitlinie in bestimmten Fällen zur engmaschigen Beobachtung – das kann Übertherapien vermeiden.
Zukunftsgerichtete Therapieentscheidungen: Bei fortgeschrittenen Tumoren fließen neue Erkenntnisse zu medikamentösen Therapien und genetischen Tests ein.
UKD – ein Zentrum mit Einfluss
Die Klinik für Urologie des UKD ist nicht nur eines der größten urologischen Zentren Deutschlands, sondern auch maßgeblich an der Entwicklung von nationalen Standards beteiligt. Neben Prof. Peter Albers engagierten sich weitere Fachärztinnen und Fachärzte des Hauses in den Leitliniengruppen. Der nun veröffentlichte Konsens spiegelt damit auch die langjährige wissenschaftliche und klinische Expertise Düsseldorfer Urologinnen und Urologen wider.
„Dass unsere Forschung – insbesondere aus der PROBASE-Studie – jetzt Einzug in die offizielle Leitlinie gehalten hat, ist ein großer Erfolg“, betont Prof. Albers. „Davon profitieren viele Männer in Deutschland, denen wir eine bessere, präzisere und individuellere Diagnostik und Behandlung bieten können.“
Finanziert wurde die Aktualisierung der Leitlinie von der Deutschen Krebshilfe im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie.
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