Gesundheit statt Gewicht: Neuer Artikel von Dr. Juan Franco im British Medical Journal
Als erste Maßnahme bei Übergewicht wird Patientinnen und Patienten häufig eine Anpassung des Lebensstils empfohlen. Studien zeigen jedoch seit Jahrzehnten, dass diese in der Regel nicht zu dauerhaft verringertem Körpergewicht führt und der Rat hierzu sogar schädlich sein kann. In einem Artikel, der in internationaler Zusammenarbeit entstand und kürzlich im British Medical Journal (the BMJ) veröffentlicht wurde, stellt Dr. Franco (Institut für Allgemeinmedizin) alternative Ansätze vor.
Übergewicht ist mit Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert. Im Praxisalltag wird daher oft eine Lebensstiländerung mit weniger Kalorien und mehr Bewegung empfohlen. Studien zeigen jedoch zunehmend, dass dies selten langfristig wirkt und nur geringen Einfluss auf Erkrankungen oder Sterblichkeit hat.
Die Fokussierung auf Gewichtsreduktion kann für Betroffene nicht nur unangenehm sein, sondern ihre Gesundheit gefährden, wie Dr. Franco erläutert. Stigmatisierung, gestörtes Essverhalten und Diskriminierung werden dadurch verstärkt, oft verbunden mit weiteren Benachteiligungen wie aufgrund von Geschlecht, Klasse oder Ethnie. Die tatsächlichen gesundheitlichen Auswirkungen von Gewichtsreduktionsmassnahmen sind zudem kaum erforscht.
Dr. Franco plädiert deshalb für einen individuellen, respektvollen Ansatz. Gespräche über Gewicht sollten nur mit Zustimmung der Betroffenen geführt werden, und die Praxisausstattung muss auch für Menschen mit Mehrgewicht geeignet sein. Im Mittelpunkt sollte stets die Gesundheit stehen, nicht das Gewicht.
„Gesunde Ernährung und Bewegung bleiben wichtig, doch das Hauptziel ist, Menschen unabhängig von ihrem Gewicht bestmöglich zu betreuen“, betont Dr. Franco.
Originalpublikation
Franco J V A, Grundtvig Gram E , Meyer L, Grandi D, Cruzat B, Christiansen L B et al. Beyond body mass index: rethinking doctors’ advice for weight loss BMJ 2025; 389 :e084654 doi:10.1136/bmj-2025-084654