Familiärer Darmkrebs

Erblicher Darmkrebs

Prof. Dr. med. Silke Redler
Silke.Redler@uni-duesseldorf.de

Einen wesentlichen Forschungsschwerpunkt des Instituts stellt die Gruppe der erblich bedingten Dickdarmkrebs-Erkrankungen dar. Durch eine erblich bedingte Veranlagung können derzeit 3-5 % der CRC (kolorektales Karzinom) -Fälle erklärt werden. Diese erblichen Tumordispositionssyndrome des Magen-Darm-Traktes umfassen mehrere klinische und molekulargenetisch abgrenzbare Krankheitsbilder:

  • den erblichen Darmkrebs ohne Polyposis ("hereditary non-polyposis colorectal cancer", HNPCC oder Lynch-Syndrom) und
  • die hereditären Polyposis-Syndrome

Aktuelle Forschungsprojekte befassen sich mit

  • der Effizienz der Früherkennungsuntersuchungen beim HNPCC/Lynch-Syndrom
  • der Identifizierung neuer Krankheitsgene

Evaluation der Maßnahmen zur Krebsfrüherkennung bei einem großen Kollektiv von Familien mit Risiko für Lynch-Syndrom

Prof. Dr. med. Silke Redler, Susanne Koch (Studienzentrale) (81-06208)

Gefördert durch die Deutsche Krebshilfe bis 2011. Interdisziplinäres Forschungsprojekt, Teilaspekt Humangenetik 

Das hereditäre kolorektale Karzinom ohne Polyposis (HNPCC, Lynch-Syndrom) ist die häufigste Form des erblich bedingten Darmkrebses. Ursache für die Erkrankung sind Keimbahnmutationen im DNA-Mismatch-Reparatur-(MMR)-System, vor allem in den MMR-Genen MSH2 und MLH1, seltener in den Genen MSH6 und PMS2.

Die Entdeckung der molekulargenetischen Ursache von HNPCC hat es ermöglicht, einerseits die klinische, auf den Amsterdam-Kriterien basierende Verdachtsdiagnose bei dem Indexpatienten zu sichern und andererseits – nach prädiktiver Diagnostik – die dringend erforderlichen Früherkennungsmaßnahmen in den Familien der Indexpatienten auf die tatsächlichen Anlageträger zu konzentrieren und damit deren Tumorrisiko zu senken.

Seit 1999 fördert die Deutsche Krebshilfe das Verbundprojekt „Familiärer Darmkrebs“, das an sechs interdisziplinären Universitätszentren nach einheitlichem Vorgehen Familien mit Verdacht auf HNPCC erfasst, mit molekulargenetischen Untersuchungsmethoden diagnostiziert und die Anlageträger einem engmaschigen Krebs-Früherkennungsprogramm zuführt. Die klinischen und molekulargenetischen Daten werden in der Dokumentationszentrale in Leipzig dokumentiert.

Im Rahmen des Verbundprojekts wurde das weltweit größte Patientenkollektiv mit molekulargenetisch verifiziertem HNPCC (Lynch-Syndrom) zusammengestellt, welches – unter der Koordination einer Studienleitkommission – für die wissenschaftliche Bearbeitung zur Verfügung steht. Derzeit wurden Fragen zu Mutationsspektrum, Tumorspektrum, Genotyp-Phänotyp-Beziehungen und Effizienz der Früherkennungsuntersuchungen bei HNPCC beantwortet. Außerdem wurden und werden weitere Fragen, wie Einfluss modifizierender Gene auf die Ausprägung der Erkrankung, Suche nach neuen Krebsgenen sowohl innerhalb des Konsortiums als auch in internationaler Kooperation mit anderen Wissenschaftlern untersucht.

Voraussetzung für die klinisch orientierte Grundlagenforschung bei genetischen Krankheiten ist ein großes, klinisch und molekulargenetisch gut charakterisiertes Patientenkollektiv. Das im Rahmen des Verbundprojekts erschlossene Patientenkollektiv dürfte in der Welt einzigartig sein. Die gegenwärtig vorrangige Aufgabenstellung ist die Erhebung der Effektivität der Krebsfrüherkennung bei Hochrisikopersonen für das Lynch-Syndrom mit dem gegenwärtig praktizierten Früherkennungsprogramm. Das Kollektiv kann aber auch in Zukunft für Langzeitstudien zu verschiedenen Fragestellungen, wie Etablierung modifizierter Vorsorgestrategien, klinisch-diagnostische Studien oder Therapiestudien herangezogen werden. Deshalb sind eine Fortführung der Dokumentation der klinischen Daten der bereits bekannten Patienten sowie die Erweiterung des Patientenkollektivs durch neu diagnostizierte Familien erforderlich. Andernfalls würde das Kollektiv sehr schnell an Qualität einbüßen.

Flyer Familiärer Darmkrebs

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