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Von: Redaktion SD

Behandlungsoptionen erkennen: Diabetes und immunvermittelte entzündliche Neuropathien

Mit den weltweit steigenden Diabetes mellitus-Erkrankungen steigt auch der dringende Bedarf, Neuropathien, oftmals Diabetes-assoziierte Nervenerkrankungen, besser behandeln zu können. Im Fachjournal "Nature Reviews Neurology" stellen Wissenschaftler der Universitäten Birmingham, Manchester, Weill Cornell Medicine-Qatar und der Klinik für Neurologie (Direktor: Prof. Hans-Peter Hartung) diagnostische, pathologische und Therapieaspekte dieser wichtigen Untergruppe diabetischer Neuropathien dar.

Behandelbar sind immunvermittelte entzündliche Neuropathien, besonders die chronisch entzündliche demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP) – im Gegensatz zur diabetischen Polyneuropathie. Polyneuropathien sind eine Gruppe von Erkrankungen, die das periphere Nervensystem befallen. Symptome sind vorwiegend Sensibilitätsstörungen (Kribbelmissempfindungen, Schmerzen, herabgesetzte Sensibilität) und  Muskelschwäche. Die  häufigsten Ursachen in der westlichen Welt sind Diabetes mellitus, erhöhter Alkoholkonsum und Immunerkrankungen. Die diabetische Polyneuropathie  tritt bei 10-15 Prozent mit neu diagnostiziertem Typ II Diabetes auf und bei 37 Prozent aller Patienten, die mehr als zehn Jahre an Diabetes mellitus leiden.

Die zweithäufigste Polyneuropathie bei Diabetes sind die sog. autonomen Neuropathien. Seltener entwickeln Diabetiker entzündliche Neuropathien wie die chronisch entzündliche demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP), sog. Radikuloplexopathien und vaskulitische multiple Mononeuropathien. Die CIDP ist die häufigste und am besten behandelbare dieser entzündlichen Neuropathien.

Die CIDP ist im Wesentlichen durch symmetrische (proximale und distale) Muskelschwäche aller vier Extremitäten, herabgesetzte Oberflächensensibilität und abgeschwächte oder  fehlende Muskeleigenreflexe gekennzeichnet.  Pathologisch liegt eine multifokale entzündliche Entmarkung (Schädigung der Myelinscheide der Nervenfaser) peripherer Nerven zu Grunde; ursächlich werden Autoimmunreaktionen gegen Moleküle der Markscheide und in seltenen Fällen gegen sog. Schnürring-Proteine angesehen.

Eine Reihe epidemiologischer Untersuchungen zeigen eine erhöhte Inzidenz von CIDP bei Diabetes mellitus, aber auch Erkrankungen ohne diese Verknüpfung  wurden berichtet. Die Diagnose  wird klinisch und durch Zusatzuntersuchungen (elektrophysiologische Untersuchungen der Nerven, Liquoranalyse, Magnetresonanztomographie, Nervenbiopsie) gestellt. Die Abgrenzung der CIDP von den häufigeren diabetischen Neuropathien ist wichtig, da sie von allen die am besten behandelbare ist. Ganz im Vordergrund steht die Verabreichung hochdosierter entweder intravenös oder subkutan applizierter Immunglobuline.

Immunneuropathien und diabetische Neuropathien werden an der Heinrich-Heine-Universität intensiv erforscht: sowohl in der Klinik für Neurologie als auch im Deutschen Diabeteszentrum.

Referenz:

Rajabally YA, Stettner M, Kieseier BC, Hartung HP, Malik RA. CIDP and other inflammatory neuropathies in diabetes – diagnosis and management. Nature Reviews Neurology 2017; 10:599-611 PubMed

Kontakt:

Prof. Hans-Peter Hartung, Direktor der Klinik für Neurologie
Universitätsklinikum Düsseldorf
Tel:  0211 / 81-17880
E-mail

Quelle: HHU (Copyright 2018)

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