KLINISCHE FORSCHUNG

PD Dr. med. Gamal Chehab

LUPUS LANGZEITSTUDIE

Die LuLa-Studie ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Lupus Erythematodes Selbsthilfegemeinschaft e.V. (SHG), unterstützt durch einen wissenschaftlichen Fachbeirat, der sich aus renommierten deutschen Experten mit Spezialgebiet Lupus zusammensetzt.

Es handelt sich um eine prospektive Patienten-zentrierte Kohortenstudie zum Krankheitsverlauf des SLE, die wir mit den Mitgliedern der SHG durchführen.

Die LuLa-Studie hat das Ziel, die vielfältigen Aspekte des SLE bezüglich Erkrankung, Therapie, Folgen, Begleiterkrankungen und Kosten aus der Patientensicht zu erfassen, auszuwerten und darzustellen, und darüber gezielt die Versorgung von SLE-Patienten langfristig zu verbessern. Die Analyse thematisch durchaus breit gefächerter, sowohl medizinischer als auch demographischer und sozio- bzw. gesundheitsökonomischer Fragestellungen soll helfen, künftige Forschungsprojekte zu unterstützen und zu planen. Des Weiteren geben die Ergebnisse betroffenen Patienten die Möglichkeiten und Grundlagen für ein eigenverantwortliches Handeln. Zudem bringen die Daten der Öffentlichkeit das Bewusstsein und die Probleme einer solchen selteneren Erkrankung näher.

Dr. med. Christina Düsing

FATIGUE

Fatigue ist ein häufiges Symptom von Patientinnen und Patienten mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung und findet sich besonders häufig beim Systemischen Lupus erythematodes (SLE). Fatigue ist verantwortlich für eine deutlich reduzierte Lebensqualität und eingeschränkte Arbeitsfähigkeit von Betroffenen. Bisher bleibt die Ursache für Fatigue meist unklar und zielgerichtete Therapien fehlen. Seit 2016 beschäftige ich mich mit möglichen Ursachen von Fatigue. In insgesamt 3 klinischen Studien (retrospektiv/prospektiv) konnten verschiedene, mögliche Ursachen identifiziert werden, die in Kombination mit passenden Interventionen in einer aktuellen Studie weiter analysiert werden. Ergänzend dazu planen wir Folgestudien, die mögliche biologische und genetische Faktoren im Zusammenhang mit Fatigue untersuchen, um Fatigue mess- und behandelbar zu machen.

Tim Filla

AUSWERTUNG KLINISCHER DATENSÄTZE

Mein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Auswertung klinischer Datensätze und das Aufbereiten der Ergebnisse für klinische Anwender. Da klinische Fragestellungen sehr heterogen sind wende ich eine Vielzahl von Methoden an. Dies beinhaltet auf der einen Seite einfachere statische Tests wie z.B. t-Test, Wilcoxon-Test oder den Chi-Quadrat-Test. Auf der anderen Seite werden auch komplexere Methoden wie Regressionsanalysen (z.B. lineare Regression, logistische Regression, gemischte Modelle, generalisierte add) oder Survivalanalysen (Cox-Regression, Kaplan-Meier-Schätzer) benötigt.

Neben der Auswertung klinischer Datensätze berate ich auch Mediziner*innen bei der Planung von Studien. Dies beinhaltet allen voran eine Fallzahlplanung.

Außerdem forsche ich auch an der Entwicklung neuer statistischer Methoden. Mein Interesse liegt hier insbesondere bei Propensity-Score Weighting Methoden zur Bewertung des Behandlungseffekts in nicht-randomisierten Studien. Propensity-Score Weighting Methoden stellen eine alternative zur klassischen Regressionsanalyse dar. In Simulationsstudien zeigen Propensity-Score Weighting Methoden in vielen Fällen eine genauere Schätzung des Behandlungseffekts als klassische Regressionsanalysen.

Schema einer Propensity-Score-Gewichtungsanalyse (Patienten in blau gehören zur Behandlungsgruppe, Patienten in rot zur Kontrollgruppe). Original-Abbildung https://www.aerzteblatt.de/archiv/181706/Propensity-Score-eine-alternative-Methode-zur-Analyse-von-Therapieeffekten

Prof. Dr. R. Fischer-Betz

SCHWANGERSCHAFT UND RHEUMA

Frauen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen haben im Vergleich zur Normalbevölkerung weniger Kinder. Durch Fortschritte in der rheumatologischen Therapie mit verbesserter Prognose und Lebensqualität können sich heute mehr der Betroffenen ihren Kinderwunsch erfüllen. Eine Schwangerschaft wird am besten individuell geplant, um Exazerbationen und negative Auswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf zu vermeiden. Insbesondere eine Anpassung der rheumatologischen Therapie ist zu bedenken. Das Projekt hat das Ziel, Frauen und ihre Familienangehörige in entsprechenden Situationen standardisiert zu beraten und Schwangerschaften individuell optimiert zu planen. Hierzu erfolgt im Rahmen von laufenden Beobachtungsstudien die Analyse verschiedener Komponenten der Beratung und ihrer Auswirkung. Um die Möglichkeiten der individuellen Vorbereitung und Begleitung einer Schwangerschaft zu erweitern, werden darüber hinaus Pathomechanismen und Einflussfaktoren von Schwangerschaftskomplikationen translational untersucht.

RHEKISS

Ziel des Rhekiss-Registers (prospektive Internet-basierte deutschlandweite Kohortenstudie) ist es, im Rahmen einer systematischen Befragung der Patientinnen und ihrer behandelnden Rheumatologen Daten zum Verlauf der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sowie zum Einfluss von Erkrankung und anti-rheumatischer Therapie auf die kindliche Entwicklung während der Gravidität sowie postpartal zu erheben. Eingeschlossen waren Ende 2022 mehr als 1.500 schwangere Patientinnen Deutschlandweit nehmen mehr als 100 Institutionen teil, jeweils die Hälfte davon in Praxen bzw. Kliniken.

PATHOMECHANISMEN & EINFLUSSFAKTOREN

Ziel unserer translationalen Projekte ist ein tiefergehendes Verständnis dafür, wie und warum sich bei Frauen mit rheumatischen Erkrankungen in der Schwangerschaft Komplikationen entwickeln. Dadurch sollen Merkmale identifiziert werden, die eine frühere und genauere Abschätzung des individuellen Risikos ermöglichen. Hierzu werden Blut- und Gewebeproben im Kontext des intensiv begleiteten klinischen Verlaufs mittels modernster omics Techniken analysiert.

INTERNES TEAM

Prof. Dr. R. Fischer-Betz, Dr. I. Haase, Prof. Dr. J. Richter, H. Acar, T. Filla

KOOPERATIONSPARTNER

Rheumazentrum Rhein Ruhr e.V.: M. Hümmelchen-Redlich

Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Programmbereich Epidemiologie: Prof. A. Strangfeld, Fr. C. Bungartz, Dr. Yvette Meissner

Prof. Dr. Ch. Specker, Essen; Dr. S. Späthling-Mestekämper, München

ZIELE

Verbesserung der Möglichkeiten für eine individuell optimale Unterstützung von Menschen mit Rheuma und Kinderwunsch: Fokussierung auf eine Optimierung und Standardisierung einer Beratung und Betreuung von Patientinnen mit Kinderwunsch bzw. in der Schwangerschaft und Stillzeit.

REFERENZEN

Internetseite: www.rhekiss.de

Dr. med. Johanna Mucke

SYSTEMISCHER LUPUS EREYTHEMATODES

Der systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine chronische Multisystemerkrankung, die vor allem junge Frauen betrifft. Das Leben mit SLE ist durch starke Beeinträchtigung der Lebensqualität und von Organfunktionen geprägt und führt zu einer erhöhten Sterblichkeit. Der Schwerpunkt unserer Arbeitsgruppe liegt auf der Verbesserung der Versorgung von Lupus-Patient:innen, der Optimierung der Lebensqualität und Prävention von Morbidität. Im Fokus stehen neue Therapiekonzepte, wie das treat-to-target-Prinzip, die Untersuchung und Optimierung von Fatigue und anderen psychosozialen Faktoren und die Identifizierung von Biomarkern, mit Vorhersagekraft für den Verlauf von Lupus-Patient:innen.

PROJEKTE

TREAT-TO-TARGET

Es bedarf neuer Therapiestrategien, um die Lebensqualität betroffener Patient:innen zu verbessern. Ein Ansatz ist das Konzept der zielgerichteten Therapie (sog. „treat-to-target“, T2T). T2T besagt, dass bereits bei Einleitung einer Therapie ein konkretes Ziel festgelegt wird, das durch kurzfristige Überprüfung und Anpassung der Behandlung erreicht werden soll. Bei Diabetes und rheumatoider Arthritis hat sich dieses Konzept bereits bewährt und wird regelhaft angewendet.

Unsere Arbeitsgruppe untersucht das T2T Konzept nun in der großen multizentrischen randomisiert-kontrollierten Lupus-Best Studie, in die 606 Patient:innen eingeschlossen werden, um T2T mit der Standardtherapie zu vergleichen. Weitere Informationen finden Sie hier.

BIOMARKER

Für den Lupus existieren bislang keine verlässlichen Biomarker, die den Krankheitsverlauf voraussagen können. Unser Ziel ist es mittels moderner molekularer Technologien Biomarker im Blut, Urin und histologischem Gewebe zu identifizieren, die das Erreichen einer Remission vorhersagen können.

LEBENSQUALITÄT & PSYCHOSOZIALE FAKTOREN

Patient:innen mit Lupus haben eine deutlich reduzierte Lebensqualität. In weiteren Analysen untersuchen wir Faktoren, wie Erwartungshaltung, Optimismus und weitere psychosoziale Faktoren und ihr Einfluss auf Krankheitsaktivität, Therapieansprechen und Lebensqualität.

Prof. Dr. med. Jutta Richter

DIGITALE RHEUMATOLOGIE/VERSORGUNGSFORSCHUNG

Der Schwerpunkt meiner Forschungstätigkeit liegt im Bereich 'Digitale Medizin'. Die 'Digitale Rheumatologie' strebt die effektive, datenschutzkonforme Nutzung möglichst vieler patientenbezogener Daten an. Die Implementierung dazu benötigter Applikationen und Plattformen ist ein wesentlicher Bestandteil der (Versorgungs-)Forschung. Perspektivisch soll damit eine effizientere, personalisierte Patientenversorgung erreicht werden.

Langjährig werden weitere (inter-)nationale Projekte der Versorgungsforschung (z.B. zu folgenden Themen: Kerndokumentation, Rhekiss Register, Lupus Langzeitstudie, REBRA Studie, CAPEA Studie, Früherkennung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen), u.a. auf digitaler Basis, durchgeführt.

MODERNES QUALITÄSGESICHERTES BIOBANKING

Die Erforschung molekularer und genetischer Mechanismen rheumatischer Erkrankungen erfolgt an Zellen, Geweben und Blutproben. Die Grundlagenforschung benötigt dabei für die translationale Forschung die Verknüpfung solcher Biomaterialien mit klinischen Annotationsdaten.

Dazu wird von uns eine sog. Biobank mit dem Namen 'Rhinevit' betrieben. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von menschlichen Bioproben wie Blut, Urin, Gelenkflüssigkeit und Gewebe, wie z.B. Hautgewebe, verknüpft mit zugehörigen medizinischen Daten. Unsere Arbeitsgruppe etabliert Qualitätsstandards und macht die Bioproben und die zugehörigen Annotationsdaten datenschutzkonform für die medizinische (inter-) nationale Forschung verfügbar.

PD Dr. med. Oliver Sander

FRÜHZEITIGE ERKENNUNG/SCREENING VON RHEUMATISCHEN ERKRANKUNGEN

  • Verzögerungen bei der Diagnose entzündlich-rheumatischer Erkrankungen verursachen bei den Betroffenen vermeidbare Leiden und Schäden und verringern die Chance auf Heilung. Gleichzeitig kann der Ausschluss dieser Krankheiten eine große Erleichterung für potenziell Betroffene bedeuten. Die Ursachen für Verzögerungen sind vielfältig. Die Sensibilisierung von potenziellen Patienten, Hausärzten und angehenden Ärzten (Studenten) sowie die Optimierung der Verfahren sind dabei wichtige Interventionsziele.

MIKROZIRKULATION BEI RHEUMATISCHEN ERKRANKUNGEN

  • Eine adäquate Perfusion über die kleinsten Gefäße, die sog. Mikrozirkulation ist für eine regelrechte Organfunktion kritisch. Bei verschiedenen rheumatischen Erkrankungen wie der systemischen Sklerose (SSc) ist eine Störung der Organfunktion nachzuweisen. Diese tritt schon sehr früh im Krankheitsverlauf auf und kann damit auch zur Frühdiagnostik genutzt werden. Mein Fokus liegt dabei auf neuen Diagnoseverfahren zu Detektion und zur Quantifizierung dieser Mikrozirkulationsstörungen.

LEHRRE ZU RHEUMATISCHEN ERKRANKUNGEN

  • Das allgemein verfügbare Wissen über entzündlich-rheumatische Erkrankungen ist begrenzt, und es bestehen häufig traditionelle Missverständnisse. Nur eine gleichberechtigte kooperative Zusammenarbeit vom Patienten, Hausarzt und anderen Spezialisten ermöglicht die Behandlung komplexer Erkrankungen. Der Schlüssel dazu ist Wissen. Dieses sollte einfach, verständlich, nachhaltig und zeitgemäß vermittelt werden. Auch die nächste Generation von Ärzten verdient eine auf Erfahrung und Fortschritt basierende Ausbildung, die die Kompetenzen des zukünftigen Arztes aufbaut und stärkt.

Prof. Dr. med. Stefan Vordenbäumen

KLINISCHE FORSCHUNG

Meine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit dem Einfluss von Umweltfaktoren, insb. der Ernährung, auf den Verlauf und die Lebensqualität von rheumatologischen Erkrankungen sowie mit Diagnose- und Prognosemodellen für die rheumatoide Arthritis.
Beispiele für aktuelle Forschungsgebiete beinhalten:
 
- MERLIN-Studie (mit Frau Dr. Vossen, Rheumazentrum Meerbusch): App-basierte Kohortenstudie zur Ernährung, Bewegung und Lebensqualität in Kombination mit klinischen Aktivitätsdaten und Schubsymptomatik sowie Beanspruchung der Gesundheitsstrukturen von Patienten:innen mit entzündlichen gelenkrheumatischen Erkrankungen.
 
- Lifestyle-SLE-Studie (mit PD Dr. Chehab, Dr. Düsing, UKD und Dr. Kleefisch, Rheumazentrum Meerbusch): Analyse des Einflusses von Ernährungs- und Lebensstilfaktoren auf Aktivität-, Prognose und Lebensqualität bei SLE-Patienten:innen.
 
- Hypermobilitäts-Studie (mit Dr. Kurt, Rheumazentrum Meerbusch): Etablierung und Langzeitbeobachtung einer Kohorte von Patienten:innen mit Gelenkhypermobilitäts-Syndrom zur Etablierung verbesserter diagnostischer Algorithmen und Entwicklung therapeutischer Konzepte
 
- CAPEA-/REBRA-Studie (mit Prof. Schneider, Prof. Richter, UKD und DRFZ Berlin): Analyse von klinischen Parameter, Autoantikörperlabordiagnostik (>5000 Autoantikörpern) und Nutzung genetischer Informationen zur Diagnose und Prognose einer rheumatoiden Arthritis an einer nationalen Kohorte von Patienten:innen mit früher undifferenzierter Arthritis (CAPEA) sowie therapieresistenter rheumatoider Arthritis (REBRA)

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