
Bessere Luft, aber noch kein Grund zum Aufatmen: Deutschland hält erstmals EU-Grenzwerte ein
Deutschland hat 2024 zum ersten Mal die EU-Grenzwerte zur Luftqualität (2008) eingehalten. Allerdings ist das nicht nur Grund zur
Freude."Es ist richtig, dass sich die Luftqualität in den letzten Jahrzehnten verbessert hat und dass wir nun zum ersten Mal die Grenzwerte aus dem Jahr 2008 einhalten. Ehrlicherweise muss man aber auch dazu sagen, dass diese Grenzwerte bereits bei ihrer Festlegung in 2008 weit über dem damals vorhandenen Wissensstand lagen. In den letzten Jahren ist die Diskrepanz zwischen dem Grenzwert und dem Wissen über die Effekte auf die Gesundheit nochmal erheblich angewachsen.", sagt Umweltepidemiologin Prof. Dr. Barbara Hoffmann.„Neben Stickstoffdioxid, das in langfristigen Konzentrationen oberhalb von 10 µg/m3 schwerwiegende Krankheiten verursacht, atmen wir auch andere Luftschadstoffe ein. Feinstaub z.B., der auch außerhalb der Städte große Probleme verursacht. Wir halten hier schon lange die gesetzlichen Grenzwerte ein, allerdings sind diese ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau angesetzt, so Hoffmann. Der Wert übersteigt mit 25 µg/m3 im Jahresdurchschnitt den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Wert um das Fünffache. Die WHO zeigt, dass oberhalb von 5 µg/m3 im Jahresmittel vermehrt Todesfälle, Herzinfarkte, Schlaganfälle, Schädigungen von ungeborenen Kindern, Asthmaerkrankungen und viele andere ernsthafte Erkrankungen auftreten. Die Quellen von Feinstaub sind vielfältig: Neben jeglicher Art von
Verbrennung, z. B. bei der Energieerzeugung und in der Industrie, Verkehr mit Verbrennungsmotoren und Brems-, Reifen- und Straßenabrieb, Heizungen, speziell die immer beliebteren Holzheizungen, spielt hier auch die intensive Viehwirtschaft eine herausragende Rolle. Wir müssen also noch an vielen Stellen besser werden, um das Recht der Bevölkerung auf saubere Atemluft und unversehrte Gesundheit zu gewährleisten. Ein wichtiger Schritt dahin sind die neuen EU-Grenzwerte, die deutlich näher an den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation liegen. Zum Glück ist bekannt, was zur Verbesserung der Luftqualität gemacht werden muss. Ein Bonus dabei ist, dass die Maßnahmen zum größten Teil mit Klimaschutzmaßnahmen übereinstimmen und dadurch sozusagen zwei
Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden können."