PFO und Tauchen
PFO ist eine angeborene Kurzschlussverbindung zwischen rechtem und linkem Vorhof des Herzens, ein Loch in der Herzscheidewand. Während der Schwangerschaft ist dieses Loch sehr wichtig für den Fötus; es verschließt sich innerhalb der ersten Lebenswoche bei 90 Prozent der Bevölkerung. Falls es weiter bestehen bleibt, und das merken Betroffene nicht unbedingt, können Gasblasen - wie während der Dekompression beim Tauchen - aus dem Venensystem in das arterielle System übertreten. Nach Übertritt können die Gasblasen entsprechend dem Verlauf der Arterien in Gehirn, Rückenmark, Beine, Arme, kurzum überall, hin wandern und einen Infarkt auslösen.
Der Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein eines PFO und dem Vorkommen einer Dekompressionserkrankung (decompression sickness; DCS) ist in der medizinischen Fachliteratur mehrfach gut beschrieben.
(1) Torti und Mitarbeiter. Risk of decompression sickness among 230 divers in relation to the presence ans size of patent foramen ovale. Eur Heart J. 2004 Jun; 25(12): 1014-1020
230 untersuchte Taucher. 63 von 230 hatten ein PFO (27%).
Risiko einer Dekompressionserkrankung (DCS) mit PFO: 5 auf 10.000 Tauchgänge (TG).
Risiko einer Dekompressionserkrankung (DCS) ohne PFO: 1 auf 10.000 Tauchgänge (TG).
(2) Cartoni und Mitarbeiter. Identification of professional scuba divers with patent foramen ovale at risk for decompression illness.Identification of professional scuba divers with patent foramen ovale at risk for decompression illness. Am J Cardiol. 2004 Jul 15;94(2):270-273.
66 Taucher untersucht.
41 mit und 25 ohne Dekompressionserkrankung (DCS).
Ein PFO mit Rechts-Links-Shunt ist mit dem Auftreten von DCS assoziiert, insbesondere DCS II (neurologische Symptomatik).
Weitere Arbeiten (in Minorität auch mit gegenteiliger Aussage) sind über www.ncbi.nlm.nih.gov/Entrez zu ermitteln und einzusehen (Suchbegriff-Beispiel: (diver OR diving) AND PFO.)
Folgende Untersuchungsmethoden kann ein PFO direkt (Messung am/im Herzen) oder indirekt (Messung außerhalb des Herzens, beispielsweise Halsschlagader oder Gehirnarterien) nachgewiesen werden:
Transkranieller Doppler-Ultraschall (TCD):
Untersuchungsdauer 15-30 Minuten. Diese Untersuchung weist den vorzeitigen Übertritt von Kontrastmittel (bspw. Echovist) vom venösen in das arterielle System nach, in dem die mittlere Hirnarterie beobachtet wird (sozusagen Messung am kritischen Punkt). Das ist auch der große Vorteil dieser Untersuchung. Nachteil ist: es muß nicht zwingend ein PFO sein.
Echokardiographie ohne Schlucksonde (transthorakales Echokardiogramm):
Je nach Untersucher dauert die Untersuchung 5-15 min. Man benötigt kein Kontrastmittel und damit kein Stechen und Spritzen. Durchführbarkeit ist am besten, Genauigkeit aber auch am schlechtesten, wenn das PFO beispielsweise klein, aber dennoch hämodynamisch relevant ist (mit Übertritt von Kontrastmittel, Gasblasen, Thromboen etc) von rechts nach links. Erfaßt aber keinen Shunt außerhalb des Herzens.
Echokardiographie mit Schlucksonde (transösophageales Echokardiogramm; TEE):
Untersuchungsdauer 15-45 Minuten. Bessere Ortsauflösung (genauere Sicht). Nachteil: Schlauch muß geschluckt werden, Kontrastmittel wird meist auch genommen. Erfaßt nicht Shunts außerhalb des Herzens.
Angiographie (Herzkatheter):
Für das Herz die genaueste Methode. Aber: Arterie wird angestochen (in der Leiste), Röntgenstrahlung verwendet und Röntgenkontrastmittel gespritzt, was nicht nierenfreundlich ist. Bringt aber die besten Aussagen (inklusive Druckmessung im rechten Herzen, bei großem PFO auch im linken Vorhof). Dauert mindestens 2 Tage (stationäre Aufnahme zwingend).
Die gesetzlichen Krankenversicherungen übernehmen wie auch bei der Knochendichtemessung und anderen Untersuchungen die Kosten ohne vorherige Symptome nicht. Wenn aber eine bspw. DCS vorliegt, übernehmen sie die Kosten sowohl ambulant als auch stationär. Ein PFO kann (muß nicht) auch hinsichtlich des Schlaganfallrisikos relevant sein.
Das Universitätsklinikum Düsseldorf verfügt über eine moderne Intensivbehandlungsdruckkammer, das Team bietet Diagnostik und Therapie von Tauchunfällen in Zusammenarbeit mit den anderen am UKD vertretenen Fachrichtungen.
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Informationen zum PFO in der deutschen und englischen Wikipedia.