Welche Einstellungen haben Patienten zu Gesundheitsberatung und Prävention in der Allgemeinarztpraxis?

Ergebnisse einer internationalen Fragebogenstudie (EUROPREVIEW Patient Study)

Mortsiefer, A.1; Ludt, S.2; Brotons, C.3 on behalf of the EUROPREVIEW-Study-Group

1Abteilung für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Düsseldorf
2Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg
3EAP Sardenya, Barcelona

Einleitung:

Neben der kurativen Behandlung kommt im allgemeinmedizinischen Alltag der Prävention eine zunehmende Bedeutung zu. Über die Sichtweise der Patienten ist bisher wenig bekannt. Ziel dieser Fragebogenstudie ist es, die Einstellungen und Haltungen von Patienten zu Prävention und Gesundheitsberatung in der Hausarztpraxis im europäischen Vergleich zu evaluieren.

Methoden:

Multizentrische Fragebogenstudie in 22 europäischen Ländern zu den Themen Lifestyle-Modifikation, Risikofaktorenkontrolle und Krebsfrüherkennung. In jeweils 10 Hausarztpraxen pro Land wurden konsekutiv jeweils 40 Patienten zwischen 30 und 70 Jahren eingeschlossen. Die Validität des in die jeweiligen Landessprachen übersetzten Patientenfragebogens wurde durch Rück-Übersetzungen sowie Pilotierungen vor Ort überprüft. Es erfolgte eine Multilevel-Analyse mit Hilfe explorativer statistischer Verfahren.

Ergebnisse:

In der vorläufigen Auswertung von 7500 Fragebögen lag der Frauenanteil bei 52%, das Durchschnittsalter betrug 50 Jahre. Der Wunsch nach Unterstützung durch den Hausarzt wurde von Patienten, die jeweils ungesunde Lebensstilfaktoren angaben, in 56% für Ernährungsmodifikation, 52% für Verbesserung der körperlichen Fitness, 42% für Nikotinentwöhnung und 15% für Alkoholentwöhnung geäußert. Der Wunsch nach einer regelmäßigen Überprüfung der jeweiligen kardiovaskulären Risikofaktoren wurde bei Bluthochdruck von 93% und bei Hypercholesterinämie von 87% der Patienten angegeben. 92% der Patienten mit Diabetes sahen es als notwendig an, den Blutzucker mindestens 1x jährlich zu kontrollieren.

Diskussion:

Die höhere Akzeptanz für die Durchführung medizinischer Check-up’s wie Blutdruckmessung oder Cholesterinbestimmung im Vergleich zu hausärztlicher Unterstützung von Lebensstilveränderungen legt nahe, dass in der Allgemeinmedizin das Thema Prävention einseitig in Richtung medizinischer Diagnostik kommuniziert wird. Allgemeinärzte werden von Patienten offenbar nicht als Hauptansprechpartner für die Unterstützung zur Lebensstilmodifikation wahrgenommen.

Schlussfolgerungen:

Die allgemeinmedizinische Prävention sollte sich von der Fokussierung auf medizinische Check-Up’s hin zu einer umfassenderen Gesundheitsberatung entwickeln. Dazu könnte eine engere interdisziplinäre Vernetzung z.B. im Rahmen primärmedizinischer Gesundheitszentren beitragen.

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