Inwiefern profitieren Studierende im Hausarztpraktikum von einer Online-Betreuung ihrer Logbücher? Die Selbsteinschätzung der Studierenden

Gummersbach E, Schürer-Maly C, Stock K,  Altiner A, Pentzek M

Hintergrund

Die Online-Betreuung der Logbücher im Hausarztpraktikum (HAP) durch unsere Abteilung bedeutet einen hohen personellen Aufwand. In unserer Studie wollten wir herausfinden, ob unsere Betreuung dazu führt, dass die Studierenden sich nach dem HAP im Umgang mit allgemeinmedizinischen Problemen sicherer fühlen, wie sie im Logbuch thematisiert und bearbeitet werden. Eine entscheidende Voraussetzung dafür ist, dass die Studierenden in den Praxen selbständig arbeiten dürfen.

Methode

Im SS 2010 wurde das Logbuch in 2 Gruppen durchgeführt: Gruppe 1 (N=65) sollte täglich ihre Bearbeitungen der Aufgaben an uns schicken. Sie wurden von uns kommentiert und bewertet. Gruppe 2 (N=55) sollte ihre Antworten mit dem Lehrarzt besprechen. Am Ende des HAP mussten alle Studierenden in einem Fragebogen rückblickend die Zunahme ihrer Kompetenz vor und nach dem HAP in folgenden Punkten einschätzen: Führen eines patientenzentrierten Gesprächs, Betreuung chronisch Kranker, Umgang mit einem Fall aus dem psychosozialen Formenkreis und  Fähigkeit zur Priorisierung von Problemen. Zudem sollten sie beantworten, ob sie das Logbuch im HAP auch in Zukunft für sinnvoll halten.

Ergebnisse

Der Rücklauf der Fragebögen war in Gruppe 1 100% (N=65), in Gruppe 2 90% (N=49). Beide Gruppen empfanden einen Zuwachs ihrer Kompetenz, in Gruppe 1 war er mit durchschnittlich 15,9% deutlich, aber nicht signifikant höher als in Gruppe 2 mit 12,3%. Mehr Studierende in Gruppe 1 (72%)1 beurteilten das Logbuch im HAP als sinnvoll als in Gruppe 2 (53%), der Unterschied ist aber nicht signifikant. Die Studierenden, von denen wir aus den Logbüchern wussten, dass sie im HAP kaum Patienten selbständig betreuen durften, verzeichneten einen signifikant geringeren Kompetenzzuwachs (N=6 von 55, p 0,46). Eine explorative Durchsicht der Freitexte zeigte, dass die Studierenden, die in den Praxen wenig selbständig arbeiten durften, unsere Betreuung tendenziell positiv bewerteten, während die, die viele Patienten betreuen durften, häufiger betonten, dass „die Erfahrungen in der Praxis wichtiger“ seien .

Schlussfolgerung

Die Studierenden empfanden rückblickend einen signifikanten Zuwachs ihrer kommunikativen Kompetenz im HAP, der jedoch nicht nur von unserer Betreuung der Logbücher abhängig ist. Dass das Logbuch in der von uns betreuten Gruppe als sinnvoller bewertet wurde, zeigt jedoch den Stellenwert einer engagierten Betreuung. Wenn Studierenden im HAP nicht die Möglichkeit gegeben wird, selbständig zu arbeiten, dann verzeichnen sie auch keinen Kompetenzgewinn im Umgang mit allgemeinmedizinischen Problemen. Durch unsere Einsicht in die Praxen können wir darauf hinwirken, dass dies den Studierenden ermöglicht wird. Vor diesem Hintergrund erscheint eine Fortführung der Betreuung der Logbücher durch uns sinnvoll.

MediathekInformation und Wissen
LageplanSo finden Sie uns