Was genau ist Nabelschnurblut?

Prof. Dr. rer. nat. Gesine Kögler

Leitung

Prof. Dr. rer. nat. Gesine Kögler

Universitätsklinikum
Düsseldorf /
Gebäude 14.88
Moorenstrasse 5
40225 Düsseldorf

Häufige Fragen

Was genau ist Nabelschnurblut?

Nabelschnurblut ist Blut, das nach der Entbindung des Kindes in der Nabelschnur zurückbleibt. Mit der erfolgreichenGeburt des Kindes hat die Nabelschnur ihre eigentliche Aufgabe erfüllt und wird mit dem darin enthaltenen Restblut imNormalfall entsorgt.

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Warum ist Nabelschnurblut nützlich?

Nabelschnurblut enthält so genannte Blutstammzellen, ähnlich derer, die auch im Knochenmark vorkommen. Diese Stammzellen besitzen die Fähigkeit, sich in die verschiedenen Blutzelltypen zu entwickeln: in rote und weiße Blutzellen und in Blutplättchen. Die im Restblut der Nabelschnur enthaltenen Stammzellen können dazu verwendet werden, Kindern und Erwachsenen mit Leukämien und anderen Erkrankungen des blutbildenden Systems zu helfen. Die schnelle Verfügbarkeit des Nabelschnurblutes ist dabei ein bedeutender Vorteil gegenüber der weit aufwendigeren Transplantation von Stammzellen erwachsener Spender.

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In welchen Fällen wird das Nabelschnurblut verwendet?

Patienten, die an Erkrankungen des blutbildenden Systems leiden - dazu gehören insbesondere verschiedene Arten der Leukämien - kann mit einem Transplantat aus Stammzellen geholfen werden. Auch die Behandlung schwerer angeborener oder erworbener Immundefekte ist auf diese Weise möglich. Durch ihre Fähigkeit der Hämatopoiese sind die Stammzellen in der Lage, die Blutbildung und das Immunsystem des Patienten vollständig zu erneuern. Für eine erfolgreicheTransplantation wird pro Kilogramm Körpergewicht jedoch eine bestimmte Zelldosis benötigt. Da eine Nabelschnurblutspende im Gegensatz zur Knochenmarkspende oder Spende aus peripheren Stammzellen jedoch nur eine begrenzte Anzahl an Zellen beinhaltet, wurden bis vor ein paar Jahren, hauptsächlich Patienten mit einem geringen Körpergewicht transplantiert. Seit einigen Jahren werden Nabelschnurblutpräparate durch Doppeltransplantation (zwei passende Präparate für einen Patienten) auch für Erwachsene erfolgreich eingesetzt.

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Wer kann Nabelschnurblut spenden?

Prinzipiell kann jede volljährige und gesunde Mutter nach der Geburt ihres Kindes das Nabelschnurblut spenden. In unseren Entnahmezentren hat sie die Möglichkeit, sich vor der Entbindung persönlich sowie mittels einer entsprechenden Informationsbroschüre darüber zu informieren.

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Was ist eine gerichtete Spende?

Eine gerichtete Spende ist die Bezeichnung für eine Nabelschnurblutspende für ein an Leukämie oder einer anderen hämatologischen Erkrankung leidendes Geschwisterkind ersten Grades, d.h. ein potentieller Empfänger ist bereits vorhanden. Im Falle einer gerichteten Spende wenden Sie sich bitte an den behandelnden Arzt, der diese Art der Einlagerung anordnen muss. Die José Carreras Stammzellbank nimmt sowohl gemeinnützige als auch gerichtete Nabelschnurblutspenden entgegen.

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Wie wird die Nabelschnurblutspende durchgeführt?

Die Entnahme des Nabelschnurblutes durch das geschulte Personal erfolgt so bald wie möglich nach der Abnabelung des Kindes (eine Spende nach Auspulsieren der Nabelschnur ist nicht möglich). Die Entnahme des Nabelschnurblutes ist schmerzfrei und risikolos. Die Geburt und das Wohlergehen von Mutter und Kind stehen immer im Vordergrund. Für die Spende wird die Nabelschnurvene punktiert und das Plazentarestblut fließt daraufhin in einen speziellen Sammelbeutel. Um eventuelle Infektionen der Mutter auszuschließen, wird ihr vor oder auch nach der Geburt etwas Blut abgenommen. Das Blut des Neugeborenen wird hierfür nicht benötigt. Zu den Formalitäten der Blutspende gehören lediglich ein Fragebogen sowie Ihre schriftliche Einverständniserklärung. Der Datenschutz ist dabei durch die Pseudonymisierung Ihrer Daten selbstverständlich gewährleistet.

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Wo ist eine Nabelschnurblutspende möglich?

Die Spende von Nabelschnurrestblut fällt unter die gesetzlichen Richtlinien (u. a. Arzneimittelgesetz,Transfusionsgesetz) einer Blutspende und ist nur in speziellen Entnahmekliniken möglich. In den uns angeschlossenen Entnahmekliniken wird die fachgerechte Entnahme des Nabelschnurblutes durch geschultes und erfahrenes Personal sichergestellt. Nach der Entnahme erfolgt der Transport des Nabelschnurblutes durch spezielle Kurierdienste. Auf diese Weise wird die Qualität und Sicherheit der Nabelschnurblutspende gewährleistet. Eine Liste der mit uns kooperierenden Entnahmekliniken finden Sie unter dem Reiter "Eltern - Entnahmekliniken". Weitere Nabelschnurblutbanken - jeweils mit eigenen Entnahmezentren - finden Sie außerdem in Mannheim, München-Gauting, Freiburg und Dresden.

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Wie wird das Nabelschnurblut aufbereitet?

beitung des Nabelschnurblutes findet in der Stammzellbank statt. Hier erfolgt eine Volumenreduktion des Nabelschnurblutes, denn nur die Stammzellen werden für eine spätere Transplantation benötigt. Die Aufarbeitung erfolgt in unserem Reinraumlabor. Anschließend wird das Zellkonzentrat zusammen mit einer Einfrierlösung tiefgefroren. Bis zur Verwendung lagert das fertige Transplantat dann bei einer Temperatur von -196°C in Flüssigstickstoff.

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Wie erfolgt eine Transplantation von Stammzellen aus Nabelschnurblut?

Der erste Schritt: Ein Transplantationszentrum fordert bei der Stammzellbank ein Transplantat an. Vor der Freigabe des Nabelschnurblutes zur Transplantation werden noch einige Untersuchungen durchgeführt (z.B. Bestätigungstypisierung der Gewebemerkmale, zusätzliche vom Transplantationszentrum gewünschte virologischen Untersuchungen). Nun wird das geeignete Transplantat in einem speziellen, thermoisolierten Transportbehälter bei -196°C in das Transplantationszentrum gebracht. Dort wird es vorsichtig aufgetaut und die Einfrierlösung herausgewaschen. Die Transplantation der Stammzellen erfolgt intravenös.

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Wird das Blut meines Kindes getestet?

Das Blut der Mutter wird auf Hepatitis B und C, HIV, HTLV, Cytomegalievirus und Treponema pallidum (Lues) getestet. Das Nabelschnurblut wird zusätzlich (jedoch mit anderen Nachweismethoden) auf Hepatitis B und C, HIV, ParvoB19 (Ringelröteln) und ggf. auf Cytomegalieviren getestet. Des weiteren werden die Gewebemerkmale (HLA-Typisierung) des Nabelschnurblutes und des mütterlichen Blutes bestimmt. Darüber hinaus wird die Blutprobe für eine Prüfung der Verträglichkeit, d.h. zur Bestimmung der Gewebemerkmale (HLA-Typisierung) und der Blutgruppe getestet. Sämtliche Untersuchungen dienen dazu, ein Höchstmaß an Sicherheit für das Transplantat und den späteren Empfänger zu gewährleisten.

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Was kostet mich die Spende?

Ihnen entstehen bei der Spende des Nabelschnurblutes keinerlei Kosten. Sämtliche Kosten, die für die Entnahme, Aufbereitung und Lagerung anfallen, werden von der Stammzellbank Düsseldorf übernommen.

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Habe ich nach der Spende noch eigenen Anspruch auf das Blut?

Mit der Spende des Nabelschnurblutes wird auf jegliche rechtliche Ansprüche verzichtet. Wie jeder andere Patient auch,hat der behandelnde Arzt jedoch die Möglichkeit, ein Transplantat anzufordern, sofern eine klinische Anwendung nötig und das Transplantat überhaupt geeignet ist. Wenn zur Zeit der Nabelschnurblutspende bereits bekannt ist, dass einePerson in Ihrem Familienumfeld erkrankt ist, haben Sie auch die Möglichkeit, eine "gerichtete Spende" vorzunehmen. (Siehedazu Frage: Was ist eine gerichtete Spende?).

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Werden alle Spenden eingelagert?

Nein. Nicht alle Nabelschnurblutentnahmen eignen sich zur klinischen Anwendung. Eine der Grundvoraussetzungen zur Einlagerung in eingefrorener Form ist dabei zum Beispiel das erforderliche Mindestvolumen von etwa 65 ml, welches eine Weiterverarbeitung erst sinnvoll macht. Auch enthalten nicht alle Proben eine ausreichende Anzahl an Zellen, die für eine erfolgreiche Transplantation von entscheidender Bedeutung sind. Andere Spenden wiederum werden aufgrund von z. B.Infektionen der Mutter während der Schwangerschaft oder bakterieller Verunreinigungen ausgeschlossen.

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Was passiert mit meiner Spende, falls sie nicht zur Lagerung geeignet ist?

Auch eine nicht zur Transplantation geeignete Spende kann noch sinnvoll eingesetzt werden. Z. B.für wissenschaftliche Zwecke oder zur Qualitätssicherung in der Herstellung von Stammzelltransplantaten. Und auch für Forschungszwecke kann sich die ein oder andere ungeeignete Spende äußerst lebensrettend auswirken: Im Institut für Transplantationsdiagnostik und Zelltherapeutika gibt es verschiedene Forschungsprojekte mit dem Ziel, Stammzellen auch für den Zell- oder Gewebeersatz bei anderen Erkrankungen verwenden zu können. Die als Transplantat ungeeigneten Nabelschnurblutspenden werden auf keinen Fall an private Firmen verkauft.

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Könnte mein Kind aus der Spende geklont werden?

Nein, aus biologischen Gründen ist dies absolut unmöglich, da die aus der Nabelschnurblutspende gewonnenen Blutstammzellen andere Informationen enthalten als die zum Klonen benötigten embryonalen Stammzellen.

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