Diagnose des Multiplen Myeloms
Beim Multiplen Myelom (MM) handelt es sich um eine maligne B-Zellerkrankung, die durch eine monoklonale Expansion von Plasmazellen im Knochenmark, dem Auftreten von Paraprotein im Serum und / oder Urin sowie dem Vorhandensein von Osteolysen des Skelettsystems gekennzeichnet ist. Knochenschmerzen, pathologische Frakturen und Anämiesymptome stellen neben schweren bakteriellen Infektionen die häufigsten Initialsymptome dar.
Diagnostische Massnahmen
Zur Basisdiagnostik beim Verdacht auf das Vorliegen eines MM gehört die Knochenmarksuntersuchung, die Labordiagnostik sowie eine Röntgenuntersuchung des Skelettsystems. Bei der Knochenmarkdiagnostik ist neben der histologischen Abschätzung des Infiltrationsgrades eine zytogenetische Untersuchung notwendig. Zur Labordiagnostik im peripheren Blut gehört Serumelektrophorese (M-Gradient), die quantitative Bestimmung der freien Leichtketten und der Immunglobuline sowie die Immunfixation im Serum sowie Blutbild, Kalzium, Kreatinin, Albumin und Gesamteiweiss. Daneben sollte im 24-Stunden-Urin eine Kreatinin-Clearance, eine quantitative Bestimmung der Protein- und Leichtkettenausscheidung sowie eine Immunfixation durchgeführt werden. Röntgenuntersuchungen des Skelettsystems nach dem Pariser Schema (Schädel, Achsenskelett, Becken, Rippenthoraces, Humeri und Femura beidseits) können durch eine niedrig-dosierte Computertomographie (CT) des Skelettsystems ohne Kontrastmitel ersetzt werden. Eine Kernspintomographie der Wirbelsäule ist bei unauffälligem CT-Bild indiziert.
Diagnosesicherung und Nomenklatur
Die Diagnose eines MM kann gestellt werden, wenn die in der Tabelle 1 genannten Kriterien vorliegen. Von den symptomatischen Formen ist das asymptomatische Myelom (smouldering oder indolent myeloma) abzugrenzen, bei dem nur eine geringe Knochenmarkinfiltration ohne weitere Organmanifestationen vorliegt (Tabelle 2). Zudem ist eine klare Abgrenzung von der monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) notwendig (Tabelle 3) [1]. Beim MGUS handelt es sich um eine benigne Erkrankung ohne Notwendigkeit zur Therapie, es besteht jedoch ein kumulatives Risiko von 1% pro Jahr für das Entstehen einer malignen Erkrankung. Darüberhinaus sollte vom MM sprachlich das solitäre Plasmozytom abgegrenzt werden, bei dem ein solitärer Plasmazelltumor ohne Systemerkrankung vorliegt.
Stadieneinteilung und Prognosefaktoren
Die am weitesten verbreitete Stadieneinteilung des MM erfolgt nach Salmon und Durie (Tabelle 4). Eine andere Stadieneinteilung der South West Oncology Group (SWOG) verwendet die Parameter beta2-Mikroglobulin und Albumin zur Abschätzung der Prognose [2]. Beide Systeme verwenden Parameter zur Abschätzung der Tumormenge. Ein weiterer prognostischer Parameter stellt die konventionelle zytogenetische Untersuchung des Knochenmarks dar. Diese dient nicht zur Abschätzung der Menge an Tumorzellen sondern zur Abschätzung der Tumorbiologie. Der Nachweis von chromosomalen Abberrationen bei der ex vivo Diagnostik ist ein Hinweis auf ein Wachstum der Myelomzellen unabhängig vom Knochenmarkstroma und damit eine aggressive Verlaufsform der Erkrankung [3]. Mit dem Einsatz neuer molekularbiologischer Methoden entstehen zudem neue Prognosefaktoren wie z.B. Genexpressionsmuster oder die quantitative Bestimmung der Minimalen Resterkrankung mit Hilfe der Immunglobulinschwerketten-PCR [4].
Literatur
(1) Criteria for the classification of monoclonal gammopathies, multiple myeloma and related disorders: a report of the International Myeloma Working Group Br J Haematol 2003; 121(5):749-757.
(2) Jacobson JL, Hussein MA, Barlogie B, Durie BG, Crowley JJ. A new staging system for multiple myeloma patients based on the Southwest Oncology Group (SWOG) experience. Br J Haematol 2003; 122(3):441-450.
(3) Barlogie B, Shaughnessy J, Tricot G, Jacobson J, Zangari M, Anaissie E, Walker R, Crowley J. Treatment of multiple myeloma. Blood 2004; 103(1):20-32.
(4) Fenk R, Ak M, Kobbe G, Steidl U, Arnold C, Korthals M, Hunerliturkoglu A, Rohr UP, Kliszewski S, Bernhardt A, Haas R, Kronenwett R. Levels of minimal residual disease detected by quantitative molecular monitoring herald relapse in patients with multiple myeloma. Haematologica 2004; 89(5):557-566.