zurück zur Übersicht

Von: Klinik für Neurologie, Redaktion

Aktuelle Publikation: Neue Therapieansätze bei Multipler Sklerose (MS) und Amyotropher Lateralsklerose (ALS)

Multiple Sklerose (MS) und Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) sind neurodegenerative Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) mit schwerwiegenden Auswirkungen auf betroffene Patienten. Die MS kann mit ausgeprägter Behinderung einhergehen; die ALS führt in der Regel zum Tod. Die Suche nach Ursachen, die einerseits multifokale Entzündung im ZNS bei MS bewirken, andererseits bei der ALS die Zerstörung von Motorneuronen einleiten, ist bislang nicht von Erfolg gekrönt.

Es konnte nun aber eine neue Kategorie von pathogenen Komponenten beschrieben werden, die gegebenenfalls das Potential haben, neue Erklärungs- und Therapieansätze zu liefern. Dabei handelt es sich um sogenannte menschliche endogene Retroviren (HERVs für Human Endogenous Retroviruses), die normalerweise in menschlichen Genomen ruhen und unter bestimmten Umständen aktiviert werden können.

Die aus einer Aktivierung resultierende Produktion von viralen Hüllproteinen aus HERV-W und HERV-K scheint pathophysiologische Prozesse zu initiieren, die zur Ausbildung von MS bzw. ALS führen. Die jüngsten Erkenntnisse zum Thema HERVs und neurologische Erkrankungen sind nun in einem neuen Übersichtsartikel im renommierten Journal Trends in Molecular Medicine von einer internationalen Arbeitsgruppe veröffentlicht worden.

Beteiligt waren Wissenschaftlern des National Institute of Health (NIH) in Washington, der Université Paris Est, der Universität Sassari, Sardinien, dem INSERM in Grenoble, dem Blizard Institute an der University of London, dem Albion Centre am Prince of Wales Hospital in Sydney sowie der Firma GeNeuro in Genf und Lyon (Publikation:undefined www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29551251)). Die Klinik für Neurologie, namentlich Prof. Dr. Patrick Küry und Prof. Dr. Hans-Peter Hartung, waren maßgeblich an dieser Publikation beteiligt.

Diese pathogenen Elemente können somit ein fehlendes Bindeglied für das vollständige Verständnis dieser komplexen Erkrankungen darstellen. Darüber hinaus könnte ihre Neutralisierung eine vielversprechende Strategie sein, um neue und leistungsfähigere therapeutische Ansätze zu etablieren.

Eine entsprechende Pressemeldung bzgl. den Resultate einer aktuellen Phase 2B Studie bei MS (CHANGE-MS; undefinedwww.geneuro.com/data/news/geneuro-pr-positive-12m-results-change-ms-en.pdf), die das therapeutische Potential eines HERV-W neutralisierenden Antikörpers untersucht, berichtet in der Tat von einschneidenden kernspintomografischen Befunden, die belegen, dass durch die Antikörperbehandlung das Ausmaß globaler und regionaler Hirnatrophie vermindert und Regeneration gefördert wurde.  Dies ist eine Translation von präklinischen Studien aus der Klinik für Neurologie (Kremer et al., Ann Neurol 2013), in denen  erstmals ein Zusammenhang zwischen Neurodegeneration - und Neuroregeneration und HERV-W dargestellt werden konnte.

Die Befunde aus der CHANGE-MS Studie stellen somit eine klinische Bestätigung des prognostizierten Wirkmechanismus dar. Dies ist umso interessanter, als es bislang keine therapeutischen Maßnahmen gibt, die es erlauben, neurodegenerative Prozesse bei MS gezielt zu bekämpfen, bzw. existierende Regenerationsprozesse gezielt zu fördern.

Quelle: HHU (Copyright 2018)

zurück zur Übersicht
MediathekInformation und Wissen
LageplanSo finden Sie uns