Gefährliche Erreger kennen keine Landesgrenzen
Unter Einbeziehung des Universitätsklinikums in Antwerpen trainierten die Feuerwehr Düsseldorf, das Gesundheitsamt und die Sonderisolierstation der Uniklinik Düsseldorf einen Hochinfektionstransport durch drei Länder.
Düsseldorf (ukd/joe). Das Übungsszenario am 6. November war herausfordernd. Es wurde angenommen, dass das Universitätsklinikum Antwerpen bereits einen Patienten mit einer schweren, hochinfektiösen Erkrankung in der eigenen Sonderisolierstation (SIS) behandelt und ein weiterer Fall auftritt. Dieser zweite Patient – noch gesundheitlich weitgehend stabil, nicht auf intensivmedizinische Versorgung angewiesen – soll zur weiteren Versorgung in die SIS der Uniklinik Düsseldorf gebracht werden.
„Das Team hier in der SIS profitiert enorm von solchen Übungen, die sich nahe an der Realität bewegen“ sagt Stefan Boxnick, Leitender Koordinator der Sonderisolierstation (SIS) der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie (Direktor: Prof. Dr. Tom Lüdde) am Universitätsklinikum Düsseldorf. Insbesondere die Übergabesituation von der Feuerwehr an die Uniklinik Düsseldorf berge sowohl mit Blick auf die Kommunikation als auch auf die Schutzmaßnahmen für das Personal besondere Herausforderungen. „Es ist gut, wenn wir diese Situationen immer wieder üben.“
Für den Transport des laut Szenario hoch ansteckenden Patienten von Antwerpen nach Düsseldorf kamen die Spezialisten der Feuerwehr Düsseldorf zum Einsatz. Die Feuerwehr Düsseldorf führte mit ihrer Hochinfektionstransportkomponente, kurz „HIT“, den Übungstransport durch.
„Seit mehr als zehn Jahren ist die Landeshauptstadt bereits auf den Einsatz mit hochkontagiösen Patienten und deren Transport in die Sonderisolierstation der Universitätsklinik Düsseldorf gut vorbereitet“, berichtet der Leiter der Feuerwehr, David von der Lieth. „Wir sind Vorreiter in Nordrhein-Westfalen mit einem bestehenden Einsatzplan für den Transport eines hochinfektiösen Patienten, welchen wir in Kooperation mit der Uniklinik Düsseldorf erstellt haben. Die Abläufe sind sehr komplex und werden regelmäßig zwischen der Feuerwehr, dem Gesundheitsamt und der Universitätsklinik Düsseldorf trainiert. Im Fokus steht dabei das Schnittstellentraining bei der Übergabe der Erkrankten."
Um einen sicheren Transport durchzuführen, waren bei dieser Übung viele Herausforderungen zu beachten. Neben der Übergabe des Patienten stand auch ein Personalwechsel während des Transports im Fokus. Als Schutzmaßnahme, um einen direkten Kontakt mit dem Erkrankten zu vermeiden, trugen die eingesetzten Kräfte einen Gebläsefilterschutzanzug. Im Rahmen des Personalwechsels war dieser abzulegen, um eine weitere Ausbreitung des laut Übungsszenario vorhandenen Erregers zu verhindern. Die weiteren Einsatzkräfte richteten dafür einen mobilen Dekontaminationsbereich ein.
Nach erfolgreichem Personaltausch wurde der Transport des Patienten in die Universitätsklinik Düsseldorf fortgesetzt. Für die Übergabe und den Transport des Patienten war nicht nur ein hoher logistischer Aufwand erforderlich, sondern ebenfalls eine detaillierte Planung zwischen allen Akteuren. Hierfür standen die Feuerwehr, das Gesundheitsamt und die Universitätsklinik Düsseldorf im engen Austausch. Neben der jährlichen Übung auf internationalem Niveau vertiefen die Universitätsklinik und die Feuerwehr Düsseldorf die Zusammenarbeit in jährlich 20 Übungen.
„Besonders bedanken möchten wir uns bei der Polizei Düsseldorf und auch den beteiligten Polizeidienststellen in Belgien. Sie haben den Hochinfektionstransport auf seiner Fahrt abgesichert“, so Stefan Boxnick. Ohne das große Engagement der vielen Beteiligten ganz unterschiedlicher Organisationen sei eine Übung wie diese nicht umzusetzen.
Hintergrund: Sonderisolierstation (SIS) an der Universitätsklinik Düsseldorf
An der Düsseldorfer Uniklinik gibt es unter dem Dach der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie neben einer großen tropenmedizinischen Ambulanz eine von der Außenwelt völlig abzuriegelnde und hochmoderne Sonderisolierstation der höchsten Sicherheitsstufe. Die Sonderisolierstation in Düsseldorf ist eines der sieben Behandlungszentren im Netzwerk des STAKOB (Ständiger Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger, weitere Infos unter www.rki.de/stakob), welche in Deutschland zuständig sind für die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit einer HCID. Neben den umfangreichen medizinischen Schutzmaßnahmen von Ärzten und Pflegepersonal ist für die Außenwelt durch bauliche und technische Vorkehrungen höchste Sicherheit gewährleistet: Durch Unterdruck der Raumluft in der Station wird ein Übertritt gefährlicher Keime in die Umgebung sicher vermieden. Es gibt eine spezielle Vorrichtung zum Auffangen und Sterilisieren der Abwässer aus der Sonderisolierstation.
So wird ein vollständiger Schutz der Patienten und Besucher des Klinikums sowie des behandelnden Personals gewährleistet. In der Station ist eine komplette intensivmedizinische Betreuung inklusive künstlicher Beatmung und Dialyse der Patienten möglich.
Für Rettungswagen, mit denen Patienten in die Isolierstation kommen, gibt es eine eigene Zufahrt in das Gebäude. Von dort aus gelangen die Patienten durch eine Sicherheitsschleuse auf die Sonderisolierstation. Die Mediziner und Pflegekräfte tragen während eines Ernstfalls spezielle Schutzanzüge und müssen nach jedem Kontakt mit dem Patienten unter die Sicherheitsdusche in der Dekontaminationsschleuse. Nach zwei Stunden Tätigkeit in der Einheit werden die Mitarbeiter abgelöst: Das Uniklinikum hält für einen möglichen Einsatz Personal und Mittel rund um die Uhr bereit.
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Das Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) ist das größte Krankenhaus in der Landeshauptstadt und eines der wichtigsten medizinischen Zentren in NRW. Die 9.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in UKD und Tochterfirmen setzen sich dafür ein, dass jährlich über 45.000 Patientinnen und Patienten stationär behandelt und 270.000 ambulant versorgt werden können.
Das UKD steht für internationale Spitzenleistungen in Krankenversorgung, Forschung und Lehre, sowie für innovative und sichere Diagnostik, Therapie und Prävention. Patientinnen und Patienten profitieren von der intensiven interdisziplinären Zusammenarbeit der 60 Kliniken und Institute. Die besondere Stärke der Uniklinik ist die enge Verzahnung von Klinik und Forschung zur sicheren Anwendung neuer Methoden.
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