Cluster-randomisierte Interventionsstudie zur Optimierung der primärpräventiven Behandlung bei Patienten mit Hypertonie (CRISTOPH)

J. in der Schmitten, A. Mortsiefer, C. Lintges, T. Meysen, M. Stamer, N. Schmacke, K. Wegscheider, H.-H. Abholz

Einleitung:

Das Konzept des globalen kardiovaskulären Risikos (CVR) bedeutet einen Wandel in der hausärztlichen Behandlung von Patienten mit Hypertonie, wobei eine subjektive Risikobewertung an die Stelle traditionellen Grenzwertdenkens tritt. Diese Studie untersuchte den Effekt zweier unterschiedlich intensiver Hausarzt-Schulungen, gemessen am kalkulatorischen CVR der Patienten vor und nach Intervention.

Methoden:

Cluster-randomisiertelongitudinale Interventionsstudie (2006-2007). In 89 nordrheinischen Hausarztpraxen wurden konsekutiv n = 3.523 Patienten mit Hypertonie eingeschlossen. Alle Studienärzte erhielten postalisch ein leitlinienorientiertes Manual (Basis-Intervention). Bei der Hälfte der Ärzte erfolgte zusätzlich ein kollegiales Fachgespräch anhand eigener Fälle (Peer-Intervention). Primärer Endpunkt war das 10-Jahres-Mortalitätsrisiko in der Untergruppe der primärpräventiv behandelten Hochrisiko-Patienten (SCORE ³5%) nach 9 Monaten. Zu den sekundären Endpunkten zählten Blutdruckkontrollrate (<140/90) und Verordnungsverhalten. Die Auswertung erfolgte als Intention-to-treat-Analyse auf dem Boden eines multiplikativen Modells.

Ergebnisse:

Hinsichtlich der primärpräventiv behandelten Hochrisikopatienten zeigten Basis- und Peer-Interventionsgruppe jeweils eine signifikante SCORE-Reduktion und einen entsprechenden, überwiegend signifikanten Trend in den sekundären Endpunkten; ein Gruppenunterschied ließ sich nicht nachweisen. Bei den Niedrigrisikopatienten zeigte sich in beiden Interventionsgruppen eine in einigen Parametern signifikante Risikozunahme, ebenfalls ohne Gruppenunterschied.

Schlussfolgerungen:

Möglicherweise hat die Untersuchung bei allen Studienärzten zu einer stärkeren Orientierung am CVR beigetragen, die sich im interventions-konformen Trend abbildet; unsere intensive Peer-Intervention hat das Verordnungsverhalten der Studienärzte jedoch nicht nachhaltiger verändert als die bloße Zusendung eines Manuals. Eine eingebettete qualitative Interviewstudie weist darauf hin, dass das Konzept des globalen CVR in seiner Konsequenz mit tief verankerten Vorstellungen von Hausärzten kollidiert, deren Veränderung nur durch nachhaltigere Prozesse vorstellbar ist und längere Zeiträume benötigt.

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