Versorgen Hausärzte Patienten mit Demenz in Bezug auf Komorbiditäten schlechter als vergleichbare Patienten ohne Demenz?

J. Müther, M. Pentzek, A. Wollny, A. Fuchs, H.-H. Abholz

Einleitung:

Immer wieder wird vermutet, dass Patienten mit einer Demenz aufgrund der Hoffnungslosigkeit dieses Leidens in Bezug auf andere Erkrankungen, wie z.B. Hochdruck, Diabetes etc. schlechter versorgt werden als nicht demente Patienten. Andererseits wird auch vermutet, dass aufgrund der häufigen Kontakte mit dementen Patienten deren Komorbiditäten besser kontrolliert werden.

Methode:

In 16 Hausarztpraxen wurden alle Patienten mit einer Demenz und dem Vorliegen von mindestens einer der drei folgenden Erkrankungen identifiziert: Hochdruck, Diabetes, Hyperlipidämie. Zu diesen Patienten wurde eine in Bezug auf Alter, Geschlecht, Praxis und das Vorliegen der jeweiligen Erkrankung bezogene Kontrollgruppe von Patienten ohne Demenz gezogen (matched control). Retrospektiv wurde für einen Zeitraum von 2 Jahren die Häufigkeit der Kontrolltermine und Güte der Kontrolle der Komorbiditäten sowie die gewählte Medikation für die Komorbiditäten vergleichend analysiert.

Ergebnisse:

Bei Vergleich der insgesamt 216 Patientenpaare konnte in Bezug auf die Güte der Kontrolle der Komorbiditäten sowie die Häufigkeit der Kontrollwertbestimmungen kein bedeutsamer Unterschied gefunden werden. In Bezug auf die gewählte Medikation zeigte sich, dass Hochdruck-Patienten mit Demenz eher preisgünstigere Medikamente verordnet bekamen (Diuretikum, Betablocker). Die Verordnung von ACE-Hemmern war für beide Gruppen etwa vergleichbar. Die Medikation von dementen vs. nicht-dementen Patienten mit Diabetes oder Hyperlipidämie unterscheidet sich nicht.

Diskussion:

Die untersuchten Hausärzte kontrollieren mit gleichem Aufwand an Kontrollterminen und mit gleichen Outcomes die genannten Komorbiditäten bei dementen und nicht-dementen Patienten. Bei dementen Hypertonie-Patienten werden vermehrt preisgünstigere Medikamente gewählt, von denen wir aber wissen, dass diese in Bezug auf ihren Nutzen eher überlegen sind.

Schlussfolgerungen:

Es wurde gezeigt, dass eine oft vermutete Unterversorgung bei Patienten mit Demenz in Bezug auf Komorbiditäten nicht besteht. Aus den Daten ergeben sich demnach keine Hinweise auf Vernachlässigung oder „versteckte Euthanasie“.

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