Projekt NatFair: Gesundheit und Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz durch Naturkontakt

Studien weltweit zeigen: Kontakt mit grüner Natur im Arbeitsumfeld kann die psychische und körperliche Gesundheit von Mitarbeitenden verbessern, das Umweltbewusstsein stärken und den Teamzusammenhalt fördern. Wie sich solche naturbasierten Maßnahmen sinnvoll in den Arbeitsalltag und betrieblichen Kontext implementieren und nachhaltig integrieren lassen, ist bisher nicht bekannt. Genau hier setzt das Forschungsprojekt NatFair an.
Dieses Verbundsforschungsprojekt wird gefördert vom BMFTR (ehem. BMBF).

Ziel des Projektes

Wir untersuchen, wie Unternehmen arbeitsplatzbezogene naturbasierte Interventionen (ANBI) erfolgreich umsetzen können, um nicht nur das Wohlbefinden zu steigern, sondern auch, um ein umweltbewusstes Handeln und eine faire Unternehmenskultur zu stärken – praxisnah, alltagstauglich und mit echtem Mehrwert für Beschäftigte und Betrieb.

Unternehmen gewinnen – von der Idee zur Kooperation

Wir arbeiten mit Unternehmen aller Größen zusammen. Wir bieten innerbetriebliche Infoveranstaltungen an, bei denen interessierte Abteilungen und Führungskräfte einen Einblick in das Projekt erhalten. Wir freuen uns über Ihr Interesse an einer Kooperation. Bitte wenden Sie sich an uns: natfair@hhu.de.

Aktuelles und Presse

Hier finden Sie künftig aktuelle Forschungsergebnisse, Veröffentlichungen und Neuigkeiten rund um das Projekt NatFair. Wir arbeiten derzeit intensiv an der Entwicklung und Umsetzung unserer Maßnahmen. Sobald erste Erkenntnisse vorliegen, werden wir sie hier mit Ihnen teilen.

Naturkontakt – Was ist darunter zu verstehen?

Naturkontakt bezeichnet die direkte Erfahrung und Interaktion mit der natürlichen "grünen" Umwelt, sei es durch Sinneswahrnehmung, Bewegung oder im Sinne des Arbeitsplatzkontextes die Gestaltung von Büroräumlichkeiten mit Naturelementen. Naturkontakt fördert das Wohlbefinden, die mentale Gesundheit und stärkt die Verbindung zur Umwelt.

Beispiele für bereits bekannte wirksame Naturkontakte im Arbeitskontext:

  • Spaziergänge bzw. Meetings im Wald – Das Gehen zwischen Bäumen, das Hören von Vogelgesang und das Einatmen frischer Luft entspannen erwiesenermaßen Körper und Geist1
  • Gärtnern im Team – Durch das Pflanzen, Pflegen und Ernten von Blumen oder Gemüse entsteht eine direkte Verbindung zur Natur und ein Gefühl der Zufriedenheit sowie Teamzugehörigkeit2
  • Natürliche Elemente in die Bürogestaltung integrieren – Holz, Stein und das Aufstellen und Pflegen von Pflanzen können das Wohlbefinden steigern und eine beruhigende Umgebung schaffen3-5

Naturkontakt kann beispielsweise den Blutdruck senken6 oder empfundenen Stress reduzieren7, indem Ruhe, Entspannung und Erholung ermöglicht wird8. Ebenfalls kann regelmäßige Zeit in der Natur das Immunsystem stärken6, die Konzentrationsfähigkeit verbessern9 und das allgemeine Glücksempfinden erhöhen10,11. Zudem fördert Naturkontakt die emotionale Verbundenheit mit der Umwelt und kann zu einem nachhaltigeren pro-ökologischem Verhalten beitragen12,13.

Wie sieht das Projekt aus? Ablauf von NatFair im Unternehmen:

Das Projekt startet nach informiertem Einverständnis mit einer online-Befragung aller Teilnehmenden, die im Anschluss als Team der Frühgruppe oder der Spätgruppe zufällig zugelost ("randomisiert") werden. Die Frühgruppe beginnt mit einem zweistündigen Workshop, in dem Mitarbeitende nützliches Wissen aus der Forschung zu Naturkontakten von den Projektmitarbeitenden vermittelt bekommen. In diesem ersten Workshop werden gemeinsam erste Ideen für naturbasierte Maßnahmen entwickelt und an die bestehende betriebliche Realität angepasst. Die Vorschläge werden dann im Team und mit Entscheidungsträger*innen durchgesprochen. In einem zweiten Workshop findet die konkrete Planung statt, anschließend die Umsetzung der priorisierten Maßnahme(n). Begleitet wird der gesamte Prozess durch erfahrene Projektmitarbeitende als unterstützende Moderator*innen, die besonders auf einen fairen Umgang, soziale Gerechtigkeit und die Einbindung aller achten. So kann nicht nur die Naturverbundenheit, sondern auch der Zusammenhalt im Team gestärkt werden. In einem Reflexionsworkshop, der auch als Teamentwicklungsmaßnahme dient, werden Erkenntnisse bezüglich des Prozesses und der Gruppendynamik reflektiert. Nach der zweiten, anschließenden Datenerhebung wird dieser Ablauf mit der Spätgruppe wiederholt. Abbildung 1 veranschaulicht den Ablauf:

  • Workshop 1: Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Naturkontakten. Gemeinsame Entwicklung erster Ideen mit Blick auf Gesundheit, Umwelt und Teamzusammenhalt
    • Zwischenphase: Diskussion der Vorschläge im Team und mit Entscheider*innen
  • Workshop 2: Erarbeitung eines konkreten Umsetzungsplans
  • Umsetzungsphase: wiederkehrende, selbst entwickelte Naturkontaktmaßnahme
  • Reflexionsworkshop: Feedback und Evaluation des Prozesses und der Gruppendynamik 

Während der Umsetzung:
Die Maßnahmen werden regelmäßig weiterentwickelt, begleitet und an die betrieblichen Bedingungen angepasst durch regelmäßigen Austausch mit den und Beratung durch die Projektmitarbeitenden.

Wie kann mein Unternehmen teilnehmen?

Haben wir Sie neugierig gemacht, möchten Sie mehr erfahren oder teilnehmen, dann melden Sie sich hierfür gern bei uns: natfair@hhu.de 

Evaluation – Was bringt’s?

Prozessevaluation:
Wir dokumentieren und analysieren den gesamten Prozess von der Idee bis hin zur Umsetzung:

  • Was läuft gut?
  • Wo gibt es Hürden? Wie werden diese gelöst?
  • Was muss angepasst werden?

Dazu gehen wir in den Austausch, sammeln Informationen und beobachten die Abläufe im Unternehmen.

Ergebnisevaluation (Cluster-randomisierte Studie):
Wir untersuchen, wie sich die Intervention auswirkt – unter anderem auf:

  • gesundheitliches Wohlbefinden
  • Naturverbundenheit
  • Umweltbewusstsein und -verhalten
  • wahrgenommene organisationale Gerechtigkeit
  • sozialen Zusammenhalt und Gruppendynamiken im Team

Nachhaltigkeit & Transfer

Damit Unternehmen von den Erfahrungen anderer Unternehmen profitieren können, bereiten wir die Ergebnisse auf und verbreiten sie über verschiedene Kanäle:

  • Manual & Datenbank: Praxisbeispiele und Umsetzungstipps
  • Schulung: Für betriebliche Akteure, die Naturkontakt selbst einführen möchten
  • Langfristige Verankerung: Aufnahme in den Präventionsleitfaden der GKV (§20 SGB V)

Zu zwei Zeitpunkten wird es außerdem Netzwerktreffen für den Austausch der teilnehmenden Unternehmen untereinander, der Wissenschaft und der Öffentlichkeit geben.

Die Verbundpartner im Projekt

In diesem anwendungsorientierten vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekt arbeiten universitäre Einrichtungen und weitere Institutionen eng zusammen:

Koordiniert wird das Projekt an der Heinrich-Heine-Universität durch das Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin am Centre for health and society (chs), Medizinische Fakultät. 

Kontakt - Studienkoordinatorinnen

Dr. Meike Heming (meike.heming@uni-duesseldorf.de)
Telefonnummer: 0211 – 81 05654

Dr. Louisa Scheepers (louisa.scheepers@uni-duesseldorf.de)
Telefonnummer: 0211 – 81 06479

Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
Medizinische Fakultät
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Moorenstraße 5
40225 Düsseldorf
 

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Literatur

1. Daniels S, Clemente DBP, Desart S, et al. Introducing nature at the work floor: A nature-based intervention to reduce stress and improve cognitive performance. Int J Hyg Environ Health. Mar 2022;240:113884. doi:10.1016/j.ijheh.2021.113884

2. Veen EJ, Bock BB, Van den Berg W, Visser AJ, Wiskerke JS. Community gardening and social cohesion: different designs, different motivations. Local Environment. 2016;21(10):1271-1287. 

3. Bringslimark T, Hartig T, Patil GG. The psychological benefits of indoor plants: A critical review of the experimental literature. Journal of environmental psychology. 2009;29(4):422-433. 

4. Lee MS, Lee J, Park BJ, Miyazaki Y. Interaction with indoor plants may reduce psychological and physiological stress by suppressing autonomic nervous system activity in young adults: a randomized crossover study. J Physiol Anthropol. Apr 28 2015;34(1):21. doi:10.1186/s40101-015-0060-8

5. Azad S, Marselle M. Thriving Through Stressful Life Events with Nature: A Mixed-Method Study on Tending Indoor Plants and Rumination Resilience. International Journal of Environmental Research and Public Health. 2025;22(3):369. 

6. Peterfalvi A, Meggyes M, Makszin L, et al. Forest Bathing Always Makes Sense: Blood Pressure-Lowering and Immune System-Balancing Effects in Late Spring and Winter in Central Europe. Int J Environ Res Public Health. Feb 20 2021;18(4)doi:10.3390/ijerph18042067

7. Lipponen M, Hallikainen V, Kilpelainen P. Effects of Nature-Based Intervention in Occupational Health Care on Stress - A Finnish Pilot Study Comparing Stress Evaluation Methods. J Multidiscip Healthc. 2022;15:577-593. doi:10.2147/JMDH.S353168

8. Yildirim M, Globa A, Gocer O, Brambilla A. Multisensory nature exposure in the workplace: Exploring the restorative benefits of smell experiences. Building and Environment. 2024;262:111841. 

9. Gritzka S, MacIntyre TE, Dorfel D, Baker-Blanc JL, Calogiuri G. The Effects of Workplace Nature-Based Interventions on the Mental Health and Well-Being of Employees: A Systematic Review. Front Psychiatry. 2020;11:323. doi:10.3389/fpsyt.2020.00323

10. Hubbard J. Wellbeing Work-0ut: Utilisation and comparison of Green Exercise and Mindfulness-Based Stress Reduction as Workplace Interventions for staff at the University of Essex. University of Essex; 2024. 

11. Ruan X, Kraiss JT, Tönis K, Richardson M, van Rompay TJ, Bohlmeijer ET. Effectiveness of Nature-based Positive Psychology Interventions on Well-being: A Systematic Review and Meta-analysis. 2024:

12. Whitburn J, Linklater W, Abrahamse W. Meta-analysis of human connection to nature and proenvironmental behavior. Conserv Biol. Feb 2020;34(1):180-193. doi:10.1111/cobi.13381

13. Atik AD, Sari HI, Doğan Y. The effects of closeness to nature, connectedness to nature and eco-friendly behaviours on environmental identity: a study of public university students in South-eastern Turkey. Australian Journal of Environmental Education. 2022;39(1):80-94. doi:10.1017/aee.2022.20

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