Forschung - Themen und Projekte

Spätschäden bei Diabetes – Stand der Umsetzung der St. Vincent-Deklaration

Leitung:

Prof. Dr. Dr. Andrea Icks
Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, HHU
Arbeitsgruppe Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, DDZ

Kooperationspartner: 

  • Institut für Nephrologie HHU
  • KORA Augsburg
  • ZES Bremen
  • Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg
  • Institut für Epidemiologie und Sozialpädiatrie Uni München
  • EASD Diabetes Foot Study Group
  • Interdisziplinäres Zentrum für Health Technology Assessment und Public Health (IZPH),  Erlangen
  • Krankenkassen - BARMER GEK, Betriebskrankenkassen (BKK) und AOK-Bundesverband GbR
  • Dialysezentren Mettmann und in Villingen-Schwenningen

Förderung:

  • BMG
  • Deutsche Diabetes-Stiftung

Laufzeit:

2008-2014

Studientyp:

Beobachtungsstudien (Querschnitt, Longitudinal)

Fragestellung, Methoden und Ziele, Ergebnisse:

Die größten individuellen Einschränkungen der Lebensqualität und Lebenserwartung und die größten sozialen Belastungen bei Diabetes mellitus sind heute durch diabetesbezogene Begleit- und Folgeerkrankungen bedingt. Deren Reduktion ist eins der zentralen Ziele in der Diabetesversorgung, auch formuliert in der Deklaration von St. Vincenz zur Verbesserung der Versorgung bei Diabetes, Jedoch liegen auch international nur unvollständige Daten zur Neuerkrankungshäufigkeit relevanter Begleiterkrankungen in der diabetischen Population und zu den relativen Risiken im Vergleich zu nichtdiabetischen Populationen vor. Auch Beobachtungen des Trends der Spätschädeninzidenzen und relativen Risiken bei Diabetes im Vergleich zur nichtdiabetischen Population fehlen.

Des weiteren gibt es nur sehr begrenzte Kenntnisse über den Verlauf, die Versorgung und die Mortalität nach Auftreten der Komplikationen bei diabetischen im Vergleich zu nichtdiabetischen Patienten.

Ziele des Vorhabens:

Schätzung von Inzidenzen diabetesbezogener Begleit- und Folgeerkrankungen in der diabetischen im Vergleich zur nichtdiabetischen Population, Schätzung relativer und attributabler Risiken. Im Einzelnen werden untersucht:

  • Herzinfarkt
  • Schlaganfall
  • Erblindung
  • Amputation
  • Terminale Niereninsuffizienz
  • Ungünstige Schwangerschaftsoutcomes

Schätzung der Mortalität nach inzidenter Begleit- und Folgeerkrankung bei diabetischen und nichtdiabetischen Patienten

Untersuchung von Leistungen und Kosten nach inzidenter Begleit- und Folgeerkrankungs bei diabetischen im Vergleich zu nicht-diabetischen Patienten.Verwendet werden Daten populationsbezogener Register sowie Krankenkassendaten.

Es zeigte sich, dass diabetische Personen ein gegenüber nicht-diabetischen Personen signifikant erhöhtes Risiko für die genannten Ereignisse haben. Jedoch scheint sich die Situation im Hinblick auf das Erblindungs- und Amputationsrisiko wie auch auf Schwangerschaftskomplikationen seit Anfang der 90er Jahre deutlich verbessert zu haben. Überraschend ist, dass sich hinsichtlich des Herzinfarktrisikos die Situation bei diabetischen Männern verschlechtert hat, während sich eine signifikante Verbesserung für Frauen zeigte. Insgesamt deuten die Trendanalysen auf eine positive Entwicklung, die möglichweise zumindest teilweise mit einer Verbesserung der Versorgung zu erklären ist.

Bei Betrachtung der Mortalität nach den inzidenten Ereignissen fand sich bei Amputationen und Nierenersatztherapie ein zeitabhängiger Einfluss des Diabetes: in der ersten Zeit nach Ereignis hatten Personen mit Diabetes eine niedrigere Mortalität als solche mit Diabetes. Im weiteren Verlauf war Diabetes mit einer erhöhten Mortalität verbunden. Die Mortalität nach Herzinfarkt ist bei Personen mit Diabetes signifikant höher als bei solchen ohne Diabetes. Positiv zu vermerken ist dass sich in den letzten Jahren die Mortalität nach Herzinfarkt signifikant reduziert hat, und zwar bei Personen mit Diabetes in gleichem Maße wie bei solchen ohne Diabetes.

Nach einer Amputation waren Kosten bei Patienten mit Diabetes in den ersten 24 Wochen nach Operation v.a. durch die Amputation an sich bedingt und unterschieden sich wenig von denen bei Patienten ohne Diabetes. Im weiteren Verlauf waren Excess-Kosten bei Patienten mit Diabetes jedoch höher.

Publikationen:

Kvitkina T, Narres M, Claessen H, Droste S, Morbach S, Kuss O, Icks A. Incidence of lower extremity amputation in the diabetic compared to the non-diabetic population: a systematic review protocol. Systematic reviews. 2015; 4(1):74. doi:10.1186/s13643-015-0064-9


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Hoffmann F, Haastert B, Koch M, Giani G, Glaeske G, Icks A. The effect of diabetes on incidence and mortality in end-stage renal disease in Germany. Nephrol Dial Transplant 2010 Oct. 19 (Epub ahead of print)


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