Klinische Diagnose

Klinische Differentialdiagnose

Die nachfolgend aufgeführten Untersuchungsparameter beziehen sich auf die zur Zeit im hiesigen Labor etablierten Methoden. Parameter, die mit "keine Vor-Ort-Diagnostik" angegeben sind, können teilweise über Kontakte mit anderen Laboratorien bestimmt werden. Im Einzelfall sind die Kontaktdaten der jeweiligen Laboratorien über die Tel-Nr. (0211-81-11500) in der Virologie zu erfragen. Die aufgeführten Untersuchungsparameter sollen eine Hilfestellung sein, es gibt keine Garantie auf Vollständigkeit. Geeignete Materialien sind der Rubrik "Leistungskatalog" zu entnehmen, oder telefonisch zu erfragen.

Arthralgien und Arthritiden

VirusDiagnostik
RötelnvirusIgG/IgM (EIA)
Parvovirus B19IgG/IgM (EIA)
PCR 
HAV, HBV, HCVs. Hepatitis-Diagnostik
Epstein-Barr-VirusVCA-IgG/IgM (EIA)

Erkrankungen des Auges

Neben den unten genannten Erkrankungen können bei einer Reihe von viralen Infektionen (Masern, Varizellen u.a.) "Begleitkonjunktivitiden" auftreten:

VirusAnmerkungDiagnostik
AdenovirenKeratokonjunktivitis herpetica
Pharyngokonjunktivales Fieber
 PCR
Enteroviren
 
Akute, hämorrhagische KonjunktivitisPCR
HSV, VZVKeratitis herpeticaPCR
CMVChorioretinitis (bei Immunschwäche)PCR (IgG/IgM (EIA))

Gastroenteritis

Da die unten genannten Infektionen als lokale Infektionen anzusehen sind, ist zum Nachweis einer Infektion mit Rota-, Adeno-, Astro, Noroviren ist daher nur die Stuhldiagnostik sinnvoll. 

VirusAnmerkungDiagnostik
Rotavirengehäuft in der kalten JahreszeitAg-Nachweis (EIA)
AdenovirenganzjährigAg-Nachweis (EIA)
Astrovirenetwas milderer VerlaufPCR
Norovirenalle AltersgruppenPCR

Virusbedingte hämorrhagische Zystitis

VirusAnmerkungDiagnostik
Adenovirenoft Typ 11PCR 
BK-Virus PCR

Virusbedingte Haut- und Schleimhautläsionen

a) Virusbedingte bläschenartige Veränderungen der Haut

VirusAnmerkungenDiagnostik
VZVVarizellen oder ZosterPCR, (IgG/IgM (EIA))
HSVmeist in SchleimhautnähePCR, (IgG/IgM (EIA))
Coxsackie-VirenHand-Fuß-Mund-KrankheitPCR


b) Virusbedingte Exantheme der Haut ohne Bläschen 

VirusAnmerkungenDiagnostik
MasernvirusMasernIgG/IgM (EIA), PCR keine Vor-Ort-Diagnostik
RötelnvirusRötelnIgG/IgM (EIA), PCR keine Vor-Ort-Diagnostik
Parvovirus B19Ringelröteln (Erythema infectiosum)IgG/IgM (EIA), PCR
HHV-6Exanthema subitum (Roseola infantum)IgG/IgM (IFT), PCR
Enteroviren PCR
EBVbei ca. 5% der frischen Infektionen/Arzneimittelexanthem bei ErstinfektionVCA-IgG/IgM (EIA), PCR
AdenovirenseltenPCR


c) virusbedingte Veränderungen der Mund-und Rachenhöhle

VirusAnmerkungenDiagnostik
HSVStomatitis aphthosaPCR, (IgG/IgM (EIA))
CoxsackieHerpanginaPCR
MasernKoplik''sche FleckenIgG/IgM (EIA), PCR keine Vor-Ort-Diagnostik
EBVAnginaPCR, VCA-IgG/IgM (EIA)

Virale Hepatitis

Zu unterscheiden sind Viren, die primär in der Leber eine Infektion hervorrufen (Hepatitis A-E Virus) von Viren, die eine "Begleithepatitis" (z.B. CMV, EBV, HSV, VZV) verursachen. Da der Umfang der Diagnostik erheblich von der klinischen Fragestellung abhängt, sind Angaben zur Klinik dringend nötig. Um die Kosten zu beschränken, kann bei Bedarf im Labor zunächst mittels Screening-Parameter getestet werden und nur bei positivem Ergebnis weiterführende Untersuchungen folgen. 
Sämtliche Antikörper und Antigennachweise werden mittels der ELISA-Technik bestimmt und sind in dringenden Fällen nach Rücksprache beschleunigt durchführbar. Die Genomnachweise (HBV-DNA, HCV-RNA, HEV-RNA) sind erheblich zeitaufwendiger aufwendiger und werden ggf. nicht täglich durchgeführt. Die HBV-DNA und HCV-RNA wird als Parameter für das Therapiemonitoring quantitativ durchgeführt. 


a) Diagnostik der frischen viralen Hepatitis

VirusSuchparameterweitere Diagnostik
HAVHAV-Ak (IgG/IgM)PCR keine Vor-Ort-Diagnostik
HBVHBs-Ag, Anti-HBc-IgG/IgMAnti-HBc-IgM, HBe-Ag, Anti-HBs, Anti-HBe, HBV-DNA
HCVHCV-AkHCV-RNA
HDVHDV-AkHDV-RNA
HEVHEV-Ak (IgG/IgM), HEV-RNA  


b) Diagnostik der chronischen Hepatitiden

VirusDiagnostik
HBVHBs-Ag, Anti-HBs, HBe-Ag, Anti-HBc-IgM, Anti-HBe, HBV-DNA quantitativ
HCVHCV-RNA quantitativ

 

Seit der Einführung der aktiven Impfung gegen Hepatitis A und B wird die Immunitätslage gegen HAV und HBV bestimmt. Während nach der HAV-Impfung der Erfolg nur qualitativ bestimmt wird, erfolgt dies nach der HBV-Impfung quantitativ. 
d) Serologische Diagnostik vor und nach Hepatitis-Impfungen

VirusDiagnostik
HAVHAV-Ak
HBV (vor Impfung)Anti-HBc-IgG
HBV (nach Impfung)Anti-HBs

Virale ZNS-Erkrankungen ("neurotrope Viren")

Trotz Fortschritten in der Diagnostik bleiben immer noch bis zu ca. 50% der viralen Meningitiden ätiologisch ungeklärt. Der direkte Virusnachweis im Liquor sollte bei Verdacht auf Infektionen im ZNS jedoch mittels Virusgenomnachweis per PCR versucht werden. In einigen Fällen kann z.B. bei chronisch entzündlichen ZNS-Erkrankungen die Bestimmung des Serum-Liquor-Index hilfreich sein. Dazu ist zeitgleiche Gewinnung eines "Serum/Liquor-Pärchens" unbedingt notwendig.  


a) Virale Meningitiden

VirusAnmerkungDiagnostik
Enterovirushäufigste Form der viralen MeningitisPCR 
HSV-1meist Encephalitis (s.u.)PCR
HSV-2Meningitis (Mollaret), mildePCR
VZV PCR
FSMEspezifische Anamnese (Zeckenbiß)IgG/IgM (EIA)
CBV/EBVin der Regel bei ImmunsupprimiertenPCR
AdenovirenseltenPCR


b) Virale Encephalititden, Encephalopathien, periphere Neuropathien, Paresen

VirusAnmerkungDiagnostik
HSVfast immer HSV-1PCR, (IgG/IgM (EIA))
FSMEspezifische Anamnese (Zecken)IgG/IgM (EIA)
VZVoft mit Herpes zoster im GesichtsbereichtPCR, (IgG/IgM (EIA))
Polyoma JCProgressive multifokale LeukoencephalopathiePCR, JCV-AI = Serum/Liquor - Ak- Index
HIVim fortgeschrittenen Stadium/AIDSPCR
"MRZ-Reaktion"Diagnostikum bei chronisch entzündlichen ZNS-ErkrankungenSerum/Liquor - Ak- Index

Myokarditis ("kardiotrope Viren")

Die Diagnostik bei Verdacht auf eine viral bedingte Myokarditis ist nicht immer einfach. Die hervorgerufene Entzündung des Herzmuskels kann durch virale Erreger direkt ausgelöst werden (z.B. Parvovirus B19), kann aber auch durch die Reaktion des Immunsystems auf den Erreger bedingt sein. Serologische Untersuchungen können hinweisend sein. Als invasive Spezialdiagnostik zählt die PCR-Testung aus Myokardgewebe. Nicht selten ist kein eindeutiger Hinweis auf den möglichen Verursacher zu finden.   

VirusAnmerkungDiagnostik
Coxsackie/Echo (Enterovirus) PCR (?)
Influenza A/B PCR (?)
CMV/EBV IgG/IgM (EIA), PCR
Adenoviren PCR
Parvovirus B19 IgG/IgM (EIA), PCR 
SARS-CoV-2 PCR

Respiratorischer Infekt

Schnupfen, Pharyngitis, Laryngotracheobronchitits, Bronchitis, Bronchiolitis, Pneumonie.

Zur Untersuchung eignen sich Materialien "vom Ort der Infektion": oberer Atemwegstrakt oder unterer Atemwegstrakt. 

a) Diagnostik der viralen respiratorischen Infekte und Pneumonien

VirusAnmerkungDiagnostik
Rhinovirenhäufigster SchnupfenerregerPCR
saisonale Coronaviren 229E, OC43, NL63Infekte der oberen und unteren LuftwegePCR
Influenzavirus A, Bechte "Grippe"PCR
Parainfluenza 1,2,3gehäuft im KindesalterPCR
Respiratory syncytial virus A/B (RSV)KleinkindesalterPCR
Humanes Metapneumovirus (hMPV)KleinkindesalterPCR
Adenoviren (hAdV)oft mit KonjunktivitisPCR
Enteroviren (inkl.Coxsackieviren)typische "Sommergrippe"PCR
SARS-CoV-2 aktuell extra Anforderung- nicht im Resp-Panel enthalten!PCR


Bei Patienten, die unter Immunsuppression stehen, ist bei Verdacht auf eine Pneumonie neben den o.g. Infektionen zusätzlich mit Viren der Herpes-Familie (insbesondere CMV) zu rechnen, die nach Erstinfektion lebenslang im Orgnismus persistieren und reaktiviert werden können.

b) Diagnostik bei V.a. Pneumonie und unklarem Fieber unter Immunsuppression

VirusDiagnostik
CMVPCR, (IgG/IgM (EIA)
VZVPCR, (IgG/IgM (EIA)
EBVPCR, (IgG/IgM (EIA)
HSVPCR, (IgG/IgM (EIA)
HHV-6PCR, (IgG/IgM (EIA)

Virologische Diagnostik beim Neugeborenen

Da bei der Blutabnahme bei Neugeborenen nur geringe Volumina gewonnen werden können, sollten die angeforderten Untersuchungen gut durchdacht sein. Nicht selten lassen sich virale Erreger mittels PCR auch aus anderen Materialien detektieren. Wegen der Plazentagängigkeit der mütterlichen IgG-Antikörper ist eine Differenzierung zum kindlichen IgG oft nicht möglich. Bei Fragen kann unter 0211-81-11500 gerne Rücksprache gehalten werden. Bei Verdacht auf konnatale Infektion ist zunächst das mütterliche Material zu berücksichtigen.

VirusAnmerkungDiagnostik
CMVEmbryo-/FetopathiePCR, (IgM)
HSVHerpes neonatorumPCR, (IgM)
VZVperinatale Infektion, Embryopathien seltenPCR, (IgM)
Coxsackie (Enteroviren)meist perinatal, Myokarditis, EncephalitisPCR
ParechovirenNeugeborenensepsisPCR 

Retrovirale Infektionen

Die Diagnostik der retroviralen Infektionen umfasst HIV und HTLV. In beiden Fällen wird als Suchtest ein ELISA durchgeführt, der bei positivem Ausfall durch einen weiteren Test (Immunoblot/PCR-Nachweis) bestätigt werden muss. Dies wird durch das Labor automatisch veranlasst.

Als Suchtest für HIV wird mittlerweile ein ELISA der 4.Generation ("HIV-1/2-Kombinations-Assay") verwendet, der zusätzlich zu Patienten-Antikörpern auch Virus-Antigen (HIV-p24) detektieren kann. Komplettiert wird die HIV-Stufendiagnostik durch eine HIV-PCR, sowie zum Ausschluss einer Probenverwechslung durch Bestätigung aus einem Zweitmaterial.

Bei sehr frischen Infektionen, kann der Bestätigungsblot noch negativ ausfallen. Mittels Immunoblot ist eine Differenzierung zwischen HIV-1 und 2 möglich. 

Als Routine-HIV-PCR wird die Testung auf HIV-1 durchgeführt, der quantitative Nachweis von HIV-2 wird in Speziallaboren durchgeführt. Für die HIV-1-PCR wird Plasma, kein Serum eingesetzt. In Spezialfällen kann die Testung aus Liquor erfolgen.

Auch weiterführende Untersuchungen, wie Resistenztestungen können durchgeführt werden.


Die HTLV -Diagnostik umfasst die beiden Subtypen 1 und 2. Das Vorkommen in Europa ist selten. Die mit dieser Infektion assoziierten Erkrankungen sind T-Zell-Leukämien oder die tropisch spastische Paraparese.

StufendiagnostikAnmerkung
Suchtest (ELISA)HIV 1/2, HTLV 1/2
Immunoblot (Bestätigungstest)HIV 1/2, HTLV 1/2
PCR (Bestätigungstest/Monitoring) sowie Sequenzierungnur HIV-1 (HIV-2 und HTLV nicht Vor-Ort)

"Tropenviren"

Zu den klassichen Tropenviren zählen Dengue-Viren,Chikungunyaviren und das Zikavirus. Die Klinik nach Infektion bei den Reiserückkehrern kann unterschiedlich sein, Fieber tritt jedoch meist als Leitsymptom auf. Die Reiseanamnese kann zusätzliche Hinweise geben. Die Diagnostik beruht in erster Linie auf der Serologie (IgG/IgM bzw. Ag-Nachweis bei Dengueviren), die PCR-Testung ist aufgrund des schmalen diagnostischen Fensters eher von untergeordneter Bedeutung. 

VirusDiagnostik
Dengue-VirusIgG/IgM, NS1-Ag (EIA), PCR 
Chikungunya-VirusIgG/IgM (EIA)
ZIKA-VirusIgG/IgM (EIA), PCR

zuletzt aktualisiert am 22.02.2024


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