Aortenchirurgie

Die Chirurgie der Aorta im thorakalen Bereich, ist einer der Schwerpunkte unserer Klinik. Dank eines erfahrenen interdisziplinären Teams mit standardisierten Operationsverfahren sind diese Eingriffe heutzutage zur Routine geworden.


Was ist die Aorta?

Die Aorta ist die Hauptschlagader, welche aus der linken Herzkammer entspringt. Das trennende Ventil zwischen der Aorta und dem Herzen ist die Aortenklappe. Nach Austritt aus dem Herzen verläuft diese über einen aufsteigenden Teil (Aorta ascendens), bogenförmig (Aortenbogen) in einen absteigenden Teil (Aorta descendens thoracalis und abdominalis. Von der Aorta gehen dabei zahlreiche Äste ab, so zum Beispiel auch die Herzkrankgefäße sowie die Abgänge, die den Kopf mit Blut versorgen (supraaortalen Abgänge).


Dr. med. Mohammed Morjan

Bereichsleitung Aortenchirurgie


Erkrankungen der Aorta


Die beiden häufigsten Veränderungen der Hauptschlagader sind das Aortenaneurysma sowie die Aortendissektion. Beide Erkrankungen sind therapierelevant, können aber zum Teil abhängig von dem Bereich unterschiedlich versorgt werden.

So können beispielsweise Aneurysmata im Bereich der Aorta thoracalis oder abdominalis heutzutage mit einem Stent, welcher über die Leistengefäße eingebracht wird, versorgt und eine offene Operation dem Patienten erspart werden. Gleiches gilt für Patienten, welche eine isolierte Dissektion im Bereich der absteigenden Aorta vorweisen. Die Eingriffe sind meist nicht notfallmässig und können gut geplant werden. Hier beraten wir Sie gerne im Rahmen unseres Aorten Zentrums.


Aortenaneurysma

Aneurysmen sind Aussackungen der Arterienwand, die zu einer Durchmesserzunahme des Gefäßes führen. Die häufigsten Ursachen sind eine degenerative Veränderung (Arteriosklerose) im Zusammenhang mit einer länger bestehenden, unbehandelten Hypertonie, eine angeborene Bindegewebsschwäche sowie Entzündungserkrankungen.

Durch die Größenzunahme kommt es zu einem dramatischen Anstieg der Wandspannung mit den möglichen Folgen eines Einreißens aller Wandschichten des Gefäßes (freie Ruptur) oder des inneren Teils (Intimaeinriß = Dissektion). Um diesem Vorzubeugen wird ein elektiver Eingriff empfohlen. Bei Patienten ohne wesentlichen Risikofaktoren sollte man eine Operation ab einem Durchmesser der Aorta ascendens von 5,5 cm in Erwägung ziehen. Bei bekannten Risikofaktoren (Marfan, Ehlers-Danlos, etc.) wird eine Operation bereits ab 5 cm empfohlen. Bei Patienten mit bikuspider Aortenklappe und oder mit begleitendem Klappenvitium wird die Operation bereits bei einem Durchmesser von 4,5 cm durchgeführt (ESC/EACTS Guidelines, AATS Guidelines). Grundsätzlich empfehlen wir bei bekannten Aneurysma, um Komplikationen zu vermeiden, regelmäßig die Größe des Aneurysmas kontrollieren zu lassen.

Aortendissektion

Kommt es tatsächlich zu einem Einriss der inneren Wandschicht führt dies zu einer Aufspaltung der drei Wandschichten der Aorta. Das Blut drückt sich durch den Einriss längs durch die Wand der Aorta. Es entsteht ein Zwischenraum (falsches Lumen), welches immer größer wird. So kann so zu schweren Durchblutungsstörungen (Kopf, Arme, Beine, Abdomen usw.) kommen. Bei Austritt des Blutes aus dem falschen Lumen nach außen (freie Perforation) kann es zum inneren Verbluten des Patienten führen. Um diesen schweren Verlauf abzuwenden, besteht für die Aortendissektion im Bereich der A. ascendens und des Aortenbogens eine absolute dringende Operationsindikation.



Beschwerden


Patienten mit einem Aortenaneurysma haben meistens keine Beschwerden und das Erkennen der Aortenerweiterung ist ein Zufallsbefund. Erst bei sehr großen Erweiterungen kann es zu Symptomen wie Luftnot, Heiserkeit und Brustschmerzen kommen. Bei unbehandelten Aneurysmata mit kontinuierlicher Erweiterung kann es im Verlauf zu einer Undichtigkeit der Aortenklappe kommen aber auch das Risiko für ein Ausdünnen der Aortenwand mit letztendlich einem Einriss besteht.

Wenn es dann zu einem Einriss der Hauptschlagader kommen sollte, beschreiben die Patienten häufig einen Vernichtungsschmerz in der Brust oder im Rücken. Dieser tritt plötzlich auf und ist sehr heftig und reißend bzw. stechend. Es können aber auch Abhängig vom Ausmaß der Dissektionen Symptome ähnlich wie bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall auftreten. Mache Patienten beschreiben auch Bauchschmerzen, die nach unten ziehen. In solchen Fällen sollte zügig ein CT und bei Bestätigung der Diagnose eine Operation notfallmässig durchgeführt werden.


Kontaktieren Sie bei diesen Symptomen immer und sofort einen Notarzt und beschreiben Sie die Symptome!



Operative Techniken

Bei der Operation von Aortenaneurysmen und -dissektionen wird das erkrankte Gefäß durch eine Prothese ersetzt. Entscheidend ist das Ausschalten des Risses in der Aortenwand um die kontinuierliche Unterhaltung des „falschen Raums“ zu unterbrechen. Hierbei stehen verschiedene Techniken zur Auswahl. Bei jedoch allen Operationstechniken besteht die Notwendigkeit der Verwendung einer Herz-Lungen-Maschine.

Suprakoronarer Ascendensersatz

Sofern die Aortenklappe im Rahmen eines Aneurysmas oder einer Dissketion nicht betroffen ist, reicht es häufig aus, wenn die Aorta oberhalb der Koronarabgänge ausgetauscht wird. Hierfür wird eine Kunststoffprothese (Dacron) eingesetzt. Die Aortenwurzel (Basis) kann gerade bei Dissektionen durch Filze und spezielle Gewebekleber verstärkt werden. Ist die Klappe betroffen, so gibt es hier zahlreiche Möglichkeiten den „Defekt“ zu korrigieren

Teilbogen

Befindet sich der Einriss der inneren Wand im Bereich der Aorta Ascendens, so wird diese zum Beispiel durch einen suprakoronaren Ersatz ausgeschaltet. Um sicher zu gehen, dass es im Bereich des Bogens nicht eventuell noch ein weiteres Entry gibt, wird eine offene Anastomse durchgeführt. Dies bedeutet, dass im Kreislaufstillstand ein Blick in den Aortenbogen geworfen und die Prothese dann im „Stillstand“ an die Aorta des Bogens angenäht wird. Stabilisierend kann ein Stent in den Bogen unter Sicht eingeführt werden. Dieser soll das „wahre“ Lumen offenhalten und für ein Remodelling sorgen.

Bogenersatz

Ist der Einriss im Bogen, so muss auch hier der Bereich ausgeschaltet werden. Man verwendet dafür eine sogenannte 4-Fingerprothese, welche in einen bezogenen Stent übergeht („Frozen-Elephat-Trunk“ – FET). Dabei wird der komplette Bogen ausgetauscht und die Kopfversorgenden Abgänge einzeln oder als sogenannte „Insel“ an die Prothese genäht. Der Stent, welcher dabei in den absteigen Teil der Aorta gelegt wird, dient unter anderem als Landezone für ggf. anstehende endovaskulärer Versorgung der Aorta im Bauch Bereich.


Nach der Operation

Im Anschluss an die Operation werden die Patienten noch in Narkose auf die Intensivstation verlegt. Hier verbleibt man in der Regel für mindestens eine Nacht und wird anschließend auf unsere Überwachungsstation verlegt. Am 2. Tag nach der Operation kann man unter Umständen schon auf die Normalstation verlegt werden. Die Mobilisation der Patienten erfolgt sobald dieser wach ist.

Die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus variiert und liegt zwischen 10-14 Tagen. Anschließend empfehlen wir eine Anschlussheilbehandlung, um die wir uns während des stationären Aufenthaltes kümmern.

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