Herzklappenchirurgie

Die retrospektive Auswertung der letzten 10 Jahre zeigt auf dem Gebiet der Herzklappenchirurgie die rasante Weiterentwicklung der Herzchirurgie am deutlichsten. Moderne Klappenchirurgie spiegelt sich wieder in den chirurgischen Techniken („Lieber reparieren als ersetzen“), in den Operationsverfahren („Je kleiner der Schnitt desto besser“) und nicht zuletzt in den aktuellen Auswahlmöglichkeiten verschiedenster Herzklappenprothesen, die eine gewisse „Qual der Wahl“ suggerieren.

Ausgehend von der Tatsache, dass die ideale Herzklappe bisher immer noch die unversehrte, funktionstüchtige eigene Herzklappe des betreffenden Patienten ist, wurden chirurgische Techniken entwickelt, unzureichend schließende Herzklappen zu rekonstruieren. Diese Verfahren werden heute hauptsächlich bei der am zweit häufigsten auftretenden Herzklappenerkrankung, der sog. Mitralklappeninsuffizienz, angewendet. Hierbei besteht ein nicht ausreichender Verschluss des Ventils zwischen linker Herzkammer und linkem Vorhof, ausgelöst durch verschiedene Ursachen. Mit den über 20 verschiedenen Techniken der Rekonstruktion, die zum Teil auch kombiniert angewendet werden, ist es in über 80 % der Fälle möglich, eine gute Schlussfähigkeit der Mitralklappe zu erreichen, durch Einnähen eines Kunststoffringes im Bereich des nativen Klappenringes wird eine jahrelange Stabilität des Rekonstruktionserfolges gewährleistet. Diese Rekonstruktionsverfahren werden auch mit großem Erfolg im Bereich der Tricuspidalklappe benutzt, in zunehmendem Maße ebenfalls im Bereich der Aortenklappe, immer voraussetzend, dass es sich um Insuffizienzen dieser Herzventile handelt.


Dr. med. Bedri Ramadani

Programmleitung


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Die Operationsverfahren für die Herzklappen haben ebenfalls einschneidende Veränderungen erfahren. Hier sind vor allem zwei Verfahren zu den ursprünglichen Standardverfahren hinzugekommen, die eine optimale individuelle Operationsplanung ermöglichen.


MIC (minimal invasive cardiac surgery) Klappenchirurgie

Die sogenannte MIC (minimal invasive cardiac surgery) Klappenchirurgie. Hierbei wird die notwendige Herz-Lungen-Maschine über Schlauchsysteme initiiert, die über die Leistengefäße eingebracht werden, gleichzeitig wird über einen kleinen Schnitt die Herzklappe repariert oder ersetzt. Bei diesen endoskopische Operationen werden die Augen des Operateurs ersetzt durch eine Videokamera im Thorax, die ihre Bilder auf einen Monitor übermittelt. Durch den kleinen Schnitt hindurch erfolgt dann der eigentliche Eingriff, im Unterschied zu offen Operationen sind die Instrumente um ca. 20 cm verlängert. Die Vorteile solcher minimal invasiven endoskopischen Verfahren für den Patient bestehen in weniger Schmerzen, einer schnelleren Wundheilung, einem kürzeren Krankenhausaufenthalt, weniger Wundheilungsstörungen, geringeren Infektionsraten und natürlich auch einem besseren kosmetischen Ergebnis.

kathetergestützte Klappenimplantation ohne HLM im Bereich der Aorten-, oder Pulmonalklappe

Die kathetergestützte Klappenimplantation ohne HLM im Bereich der Aorten-, oder Pulmonalklappe. Mit dieser Methode wird hauptsächlich die häufigste Herzklappenerkrankung – die Aortenklappenstenose – behandelt. Dabei handelt es sich um eine Verengung der Klappe zwischen dem linken Ventrikel und der Hauptschlagader. Das Prinzip des Eingriffs besteht darin, zunächst über eine Arterie in der Leiste retrograd, oder durch einen kleinen Schnitt über der Herzspitze antegrad einen Ballonkatheter in die Ebene der verengten Herzklappe unter Röntgenkontrolle vorzuschieben, und dann durch Aufblasen des Ballons die Verengung zu beseitigen. Daran anschließend wird dann über den geschlossenen Ballonkatheter eine zusammenfaltete Aorten-Bioprothese gestülpt, die in einem zweiten Schritt dann in der Ebene des Aortenklappenringes entfaltet wird, sich dort verharkt und als neue Aortenklappe dient.


Zur Zeit wird diese Methode nur bei Patienten eingesetzt, die Kontraindikationen für eine offene Standardoperation aufweisen, da sie noch sehr neu ist, und noch nicht genügend Langzeitergebnisse vorliegen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich diese Methode des kathetergestützten Herzklappenersatzes aufgrund der enormen Vorteile für die Patienten (fehlende Notwendigkeit einer Brustkorberöffnung, keine Herz-Lungen-Maschine, OP-Dauer ca. 1 h, zum Teil lediglich Lokalanästhesie, kurzer Krankenhausaufenthalt usw.) in Zukunft weiter ausdehnen wird, sowohl was die Indikationen betrifft, als auch den Ort der erkrankten Klappe.



Kann eine Herzklappe nicht repariert werden, muss ein Ersatz erfolgen. Auch hier haben sich aufgrund technischer Neuerungen und Weiterentwickungen von Herzklappenprothesen zahlreiche neue Möglichkeiten ergeben. Prinzipiell unterscheidet man mechanische von biologischen Prothesen mit oder ohne Stützgerüst. Beide Arten von Prothesen haben Vor-, und Nachteile, eine individuelle Auswahl für einen bestimmten Patienten erfolgt in Abhängigkeit des Patientenalters, der Position der Klappe, den vorliegenden Begleiterkrankungen, den individuellen Risiken einer Antikoagulation (obligat bei mechanischen Prothesen) und natürlich auch dem Wunsch des Patienten nach vorheriger ausführlicher Aufklärung. Insgesamt hat in den letzten 10 Jahren eine dramatische Umverteilung  der implantierten Prothesen weltweit stattgefunden, weg von den mechanischen hin zu den biologischen Prothesen. So wurden im Jahr 2007 in Deutschland bereits 9280 biologische, und nur noch 2814 mechanische Prothesen implantiert. Diese Umverteilung ist begründet durch eine schnellere Erholung der linken Herzkammer nach biologischem Ersatz, durch die fehlende Notwendigkeit einer Blutverdünnung nach dem Eingriff und vor allem durch die Tatsache, daß biologische Prothese der neuen Generation anders als früher auch über eine wesentlich längere Haltbarkeit verfügen.

Dem Endziel der Behandlung von Herzklappenerkrankungen – eine körpereigene Bioprothese die in minimal-invasiver Technik ohne Herz-Lungen-Maschine implantierbar ist -  kommen wir heute schon sehr nah.

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