PJ Erfahrungsbericht

Nach dem Examen im Frühjahr 2022 startete ich mit dem Wahlfach Palliativmedizin in das Praktische Jahr. Vor dem PJ hatte ich nicht viel Kontakt mit dem Thema Palliativmedizin und blickte den neuen Erfahrungen dementsprechend gespannt entgegen. Die Station PM01 habe ich zuvor im Rahmen des UaK im 5.Jahr kennen gelernt. Neben den vielen spannenden, komplexen Lehrinhalten spürte ich auch eine angenehme Atmosphäre auf der Palliativstation. Diese Kombination weckte mein Interesse und war ein entscheidender Grund, mein Wahltertial auf der PM01 zu absolvieren.

In den ersten Wochen war ich in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) eingeteilt. Das Gebäude befindet sich abseits der hiesigen Kliniken am Campus. Der SAPV- Dienst betreut Patienten zuhause und im Hospiz. Die Versorgung wird multiprofessionell durch Pflegende und ärztliche Mitarbeiter geleistet. Als PJler wird man beiden Professionen zugeteilt und erhält dadurch die Möglichkeit, die unterschiedlichen Arbeitsweisen kennen zu lernen. Das ambulante Arbeiten unterscheidet sich in einigen Punkten von dem im stationären Setting, zudem lernt man die Patienten aufgrund der Hausbesuche in ihrem gesamten soziokulturellen Umfeld kennen. Insbesondere merkte ich dabei, wie wichtig es ist, Patienten in eine gute häusliche Versorgungsstruktur zu entlassen und welche Optionen sich für das Behandlungsteam bieten, um die ambulante Betreuung zu optimieren. Inhalte der täglichen Besuche waren das Führen von supportiven Gesprächen, die psychosoziale Begleitung und adäquate Symptomkontrolle. Des Weiteren gehören auch Hospizbesuche zu den Aufgaben des SAPV. Bis zu meinem PJ hatte ich wenig Vorkenntnisse über Hospize, nach der Zeit im SAPV bin ich für diese Erfahrung sehr dankbar und weiß nun, welch wertvolle Arbeit dort täglich zum Wohle der Bewohner geleistet wird. Während meines Einsatzes im SAPV lernte ich das gesamte facettenreiche Spektrum der ambulanten Palliativversorgung in Deutschland kennen. Das ganze Team war sehr aufgeschlossen, nett und am studentischen Lernerfolg interessiert. So wurde man bereits nach kurzer Zeit vollwertiges Mitglied im Team und fühlte sich durchweg gut betreut.

Zur zweiten Tertialhälfte rotierte ich auf die Palliativstation des UkD, eine sehr wertvolle und schöne Erfahrung. Hier lernte ich vor allem das Arbeiten im multiprofessionellem Team, insbesondere bei den morgendlichen Besprechungen wurde auf die Einschätzung aller Mitarbeitenden zu den Patienten sehr viel Wert gelegt. Der Tagesablauf war im Grunde nicht anders als man es in anderen Fächern gewohnt ist. Morgens war Visite und nachmittags Patientenversorgung/ Weiterbetreuungskonzepte erstellen/ Angehörigengespräche/ Briefe schreiben. Bei der morgendlichen Besprechung konnte man als PJler aktiv teilnehmen, seine eigenen Patienten dem Team vorstellen und kurz das geplante Prozedere erörtern. Auch die Visite wurde stets interaktiv gestaltet und fand interdisziplinär im Beisein von Pflegenden und Arzt statt. Im Anschluss konnte man die Dokumentation/ Visiteneinträge übernehmen. Eine Besonderheit der Arbeit auf der PM01 waren die einmal wöchentlich stattfindenden Teamkonferenzen, dabei hat jede Berufsgruppe (Sozialdienst, Seelsorge, Pflege, Arzt, Physiotherapie, Ehrenamt) zu allen betreuten Patienten eine Beurteilung abgegeben und im gemeinsamen Konsens wurde dann ein Weiterbetreuungsplan erstellt. Auch als PJ- Student wurde ich stets nach meiner Einschätzung gefragt. Durch das regelmäßige Vorstellen der Patienten merkte ich schnell, wie steil die Lernkurve nach oben ging und jedes Mal wurde ich sicherer im Präsentieren. Bei den Vorstellungen wird insbesondere sehr viel Wert auf die Sozialanamnese gelegt, man stellt zunächst den individuellen Menschen und danach seine Erkrankung vor. Dieser Ansatz war mir bisher weniger geläufig, da ich aus meinen Famulaturen eine andere Struktur gewohnt war. Die Chance auf der PM01 Patienten im Team vorzustellen empfand ich als sehr wertvoll und nutze diese Möglichkeit sehr häufig. So lernte ich rasch, worauf es beim Präsentieren ankommt. Das Feedback des Teams war immer freundlich und konstruktiv.

Zusammenfassend kann ich das Wahltertial auf der PM01 sehr empfehlen. Sollte man sich für die Palliativmedizin in seinem PJ entscheiden, darf man sich auf viele spannende, abwechslungsreiche und verantwortungsvolle Erfahrungen in einem netten Team freuen. Für die Zeit bin ich sehr dankbar und konnte viele wertvolle Erfahrungen für mein zukünftiges Berufsleben sammeln.   

Sebastian Holzhauser       

PJ-Erfahrungsbericht

Mit dem Wahlfach „Palliativ-Medizin“ bin ich nach dem schriftlichen Examen im Herbst 2015 in mein „Praktisches Jahr“ gestartet. Das Behandlungskonzept und dementsprechend auch die Patientenvorstellung orientieren sich auf der PM01 an vier Ebenen: körperlich, psychisch, sozial und spirituell. So können sowohl Lebens- und Familien-, als auch Krankheitsumstände der dort behandelten und begleiteten Menschen strukturiert und ganzheitlich erfasst werden. Neben der Station mit acht Einzelzimmern gibt es außerdem ein Konsil-Team, das aus ärztlichen, pflegerischen und psychoonkologischen Mitarbeitern besteht. So können Patient/innen aus der gesamten Uniklinik konsiliarisch palliativ begleitet werden. Die interdisziplinäre Betreuung von Patient/innen der unterschiedlichen Fachrichtungen bietet sowohl ein breites Spektrum an Krankheitsbildern, als auch an familiären Konstellationen, die zum Teil hohe Anforderungen an das Palliativ-Team stellen. Mich als PJ-lerin hat die sowohl medizinisch als auch emotional anspruchsvolle Arbeit im Umgang mit sterbenden Menschen zur Reflektion über meine eigenen Lebens-Vorstellungen und meine Ressourcen im beruflichen und privaten Alltag angeregt. Ich konnte mich persönlich weiterentwickeln, eigene Erfahrungen im Umgang mit Trauer, Hilflosigkeit, Tod und Verlust machen und so eine Grundlage für einen Bereich schaffen, der für mich zum Ärztlichen ebenso dazugehört, wie das Heilen von Menschen.

Den sogenannten „Krassen“-Hilfszettel, der die Patientenvorstellung anhand der vier Ebenen gliedert, habe ich als wichtiges Tool auf der Station kennengelernt. Da die Arbeitsweise und die Aufgabenfelder auf der Palliativstation sehr durch die genannten vier Aspekte geprägt sind, bietet es sich an, sowohl die ärztlichen Fertigkeiten die man als PJ-ler/in dort lernen kann, als auch meine persönlichen Erfahrungen dementsprechend gegliedert darzustellen:

Körperlich

  • vielfache Gelegenheit zur praktischen Anwendung ausführlicher Anamnese und klinischer Untersuchung
  • venöse Blutentnahme, Blutentnahme aus Port/ZVK, Entnahme von peripheren und zentralen Blutkulturen
  • Anlage von Venenverweilkanülen
  • Anstechen von Portsystemen
  • Subkutan-Injektion
  • theoretische und praktische Auseinandersetzung mit
    • nicht-invasiven und invasiven Beatmungsverfahren, inklusive Absaugung und selbständigem Wechsel von Trachealkanülen unter Aufsicht
    • bildgebenden Verfahren (Röntgen, CT, MRT)
    • individuellen schmerztherapeutischen Konzepten
    • multimodaler komplex-palliativmedizinischer Symptomlinderung (z. B. Übelkeit, Dyspnoe, Schmerz, Obstipation, Angst, Vigilanzminderung, Wundmanagement)
    • interdisziplinärem Patienten- und Krankheitsmanagement

Psychisch

  • theoretische und praktische Auseinandersetzung mit
    • Techniken der Gesprächsführung wie z. B. SPIKES-Schema, OPTION-Modell
    • Ansätzen existenzieller Psychotherapie
    • interdisziplinären Familiengesprächen
    • interdisziplinärer und multimodaler psycho-onkologischer Betreuung (z. B. Kunsttherapie, Animal Assisted Therapy („Hundetherapie“), Pharmakotherapie)

Sozial

  • Angehörigengespräche und -betreuung
  • interdisziplinär geführte Familiengespräche
  • Organisation der weiteren medizinischen und häuslichen Versorgung der Patienten (Auseinandersetzung mit komplexen Versorgungsstrukturen, Zusammenarbeit mit Sozialdienst, Teams der allgemeinen und spezialisierten ambulanten palliativen Betreuung)
  • interdisziplinäre Teambesprechungen
  • Möglichkeit zur Teilnahme an der Tumorkonferenz
  • Team- und Fall-Supervision
  • Teilnahme und Gelegenheit zur selbständigen Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen
  • Möglichkeit zur Einbringung der eigenen Perspektiven
  • gemeinsames Mittagessen mit Assistenz- und leitenden Ärzten

Spirituell

  • Zusammenarbeit mit der Seelsorge verschiedener Konfessionen
  •  Persönliche Begleitung einzelner Patienten mit Möglichkeit zu Gesprächen über Spiritualität
  • Auseinandersetzung mit
    • verschiedenen Glaubenssystemen und Religionen
    • patienten-individuellen bzw. persönlichen Vorstellungen und Konzepten des Sterbens, des Tods und des Lebens nach dem Tod
    • den „Modi der symbolischen Immortalität“

Während meiner Zeit auf der Palliativstation hatte ich die Möglichkeit unter Aufsicht eigene Patienten der Station zu betreuen und im palliativ-medizinischen Konsildienst tätig zu sein. Neben meiner Arbeit auf der PM01 war es mir außerdem möglich jeweils eine Woche auf der Intensivstation und mit dem Kinder-Palliativ-Team zu verbringen, wo ich ebenfalls wertvolle Erfahrungen für mein späteres Arzt-Sein sammeln konnte.

Vor dem PJ habe ich in einer Famulatur und in ehrenamtlicher Arbeit erste Erfahrungen auf der Palliativstation gesammelt und kann empfehlen bei Interesse einmal dort zu hospitieren und sich mit dem Thema vertraut zu machen!

Franziska Lautwein


MediathekInformation und Wissen
LageplanSo finden Sie uns