Aortenklappen

Prof. Dr. med. Tobias Zeus

Leitender Arzt der Abteilung für strukturelle Herzerkrankungen und angeborene Herzfehler und Leiter des TAVI-Programmes (Transcatheter Aortic Valve Implantation)

CV

PubMed

©

Dr. med. Kathrin Klein

Oberärztin und Leiterin des EMAH-Programmes (Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern)

Bis zu 30% der Patienten mit hochgradiger Aortenklappenstenose können auf Grund eines zu hohen Operationsrisikos nicht konventionell operiert werden. Für diese Patienten stehen seit 2005 der transapikale und der transfemorale Aortenklappenersatz als Alternativverfahren zum konventionellen operativen Aortenklappenersatz zur Verfügung. Auch in unserer Klinik werden beide Verfahren regelmäßig durchgeführt und gehören durch mehrjährige Erfahrung zu den etabliertesten Eingriffen im Bereich strukturelle Herzerkrankungen.
 

Dr. Klein: Verengung der Aortenklappe


Was sind Herzklappen?

Unser Herz hat 4 Herzklappen. Sie trennen einerseits die Herzvorhöfe von den Herzkammern (Mitralklappe und Trikuspidalklappe) und andererseits die Herzkammern von der Hauptschlagader bzw. Lungenschlagader (Aortenklappe bzw.  Pulmonalklappe). Sie funktionieren wie ein Ventil, welches das Blut lediglich in einer Richtung fließen lässt, um so den Blutkreislauf zu ermöglichen.

Welche Herzklappenerkrankungen gibt es?

  • Herzklappenverengung (Stenose)
    Ist eine Herzklappe verengt und öffnet nicht mehr richtig, kann das Herz nicht mehr ausreichend Blut in den Körper- oder Lungenkreislauf pumpen. Auf Grund des höheren Druckes kann sich der Herzmuskel der Herzkammer verdicken und die Herzkammer sich vergrößern.Einer der häufigsten Herzklappenfehler ist z.B. die Verengung der Aortenklappe. Hier kann es zu Luftnot, Schwindel mit Ohnmacht, Brustschmerzen und einigen weiteren Symptomen kommen.
  • Herzklappenundichtigkeit (Insuffizienz)
    Bei einer Herzklappeninsuffizienz schließt die Herzklappe nicht mehr richtig, sie ist undicht. Die Ventilfunktion ist gestört und das Blut kann entgegen der normalen Flussrichtung rückwärts fließen. Dadurch ist die Pumpleistung der Herzens vermindert, Blut kann sich in der Lunge oder im Körper zurückstauen und es lagert sich Flüssigkeit ab.Der häufigste erworbene Herzklappenfehler ist die Mitralinsuffizienz. Hier fließt Blut aus der linken Herzkammer in den Vorhof und die Lunge zurück. Dies kann zu Luftnot, Leistungsminderung und Herzrhythmusstörungen führen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Herzklappenerkrankungen

  • Operative Verfahren
    Herzklappen können durch eine offene Operation am Herzen entweder rekonstruiert oder komplett ersetzt werden. Hier kommen z.B. eine Raffungen der undichten Herzklappe oder die Implantation eines Ringes in Frage. Ebenso sind mechanische und biologische Herzklappenprothesen verfügbar.  Für viele Herzklappenerkrankungen ab bestimmten Schweregraden ist die chirurgische Therapie immer noch das Mittel der ersten Wahl. Mit zunehmendem Alter sowie Anzahl und Schweregrad der Begleiterkrankungen steigt jedoch das Risiko für Komplikationen und die Sterblichkeit bei einer konventionellen Operation für den Patienten an.

  • Interventionelle Verfahren
    Für o.g. Patienten mit erhöhtem Operationsrisiko können wir bei einigen Herzklappenerkrankungen in unserem Zentrum neue, schonendere Methoden für Herzklappenrekonstruktion und Ersatz anbieten. Diese Eingriffe erfolgen überwiegend über einen Katheter mit Zugangsweg über die Leistengefäße und können in Lokalanästhesie ohne Vollnarkose und Herz-Lungen-Maschine durchgeführt werden. In der Regel bleibt auch der stationäre Verbleib im Krankenhaus nach dem Eingriff auf wenige Tage beschränkt. Im Folgenden werden diese Methoden kurz vorgestellt.

Aortenklappenstenose:
Grundsätzlich bieten wir hier drei Verfahren zur Behandlung der verengten Aortenklappe an.

  • Sprengung der verengten Aortenklappe (sogenannte Valvuloplastie)
  • Implantation einer klappentragenden Prothese über die Leiste  (perkutanes Revalving der Aortenklappe)
  • Implantation einer klappentragenden Prothese über die Herzspitze  (transapikales Revalving der Aortenklappe)

1. Sprengung der Aortenklappe:

Hierbei wird die verengte und meist verkalkte Aortenklappe mit Hilfe eines großen Ballons aufgedehnt und wieder erweitert. Dieser Eingriff erfolgt in lokaler Betäubung. Der Zugang erfolgt über die Blutgefäße in der Leiste. Der Katheter mit dem Ballon wird unter Durchleuchtung bis zur Aortenklappe vorgeschoben und dort aufgeblasen. Der Nachteil dieser Methode besteht darin, dass keine dauerhafte Therapie möglich ist, da es bei einem Großteil der Patienten zu einer erneuten Verengung der Aortenklappe kommt. Sie ist jedoch eine Möglichkeit eine mittelfristige Verbesserung des Zustandes herzustellen und so eine Operation oder einen interventionellen Aortenklappenersatz im Intervall durchzuführen.

2. Implantation einer klappentragenden Prothese über die Leiste (transfemoral)

Es gibt zwei zugelassene Systeme zum kathetergestützenten Ersatz der Aortenklappe: Das CoreValve Revalving System und die Edwards SAPIEN THV. Beide Systeme finden in unserer Klinik Anwendung und werden individuell für den Patienten ausgewählt.
Hierbei wird ebenfalls in lokaler Betäubung über die Blutgefäße in der Leiste ein Katheter bis zur Aortenklappe vorgeschoben. Auf diesem Katheter ist ein sogenannter Klappentragender Stent aufgebracht. Dieser besteht aus einem ringförmigen Rahmen aus Nitinol (Nickel-Titan-Legierung) bzw. Stahl in den eine Klappe aus Perikard (Herzinnenhaut) vom Schwein bzw. Rind eingearbeitet ist. Unter Durchleuchtung und mit Hilfe eines 3-D Ultraschalls wird diese Prothese exakt an der richtigen Stelle positioniert und expandiert. So übernimmt sie die Funktion der alten, defekten Herzklappe

3. Implantation einer klappentragenden Prothese über die Herzspitze (transapikal)

In einigen Fällen, z.B, bei schlechten Zugangswegen über die Leistengefäße kann die Prothese auch über die Herzspitze eingebracht werden. Hierfür ist ein kleiner Schnitt zwischen den Rippen notwendig und die neue Klappe wird mittels eines Katheters über die Spitze des Herzens und die linke Herzkammer eingebracht. Hierfür ist jedoch eine Vollnarkose notwendig.

MediathekInformation und Wissen
LageplanSo finden Sie uns