Entzündliche Mechanismen epileptogener Neurodegeneration (AG Melzer)

PD Dr. med. Nico Melzer

Epilepsie ist lt. Weltgesundheitsorganisation (WHO) einer der häufigsten und in Bezug auf Erkrankungsdauer, Grad der Behinderung, Morbidität und Mortalität schwerwiegendsten neurologischen Erkrankungen. Neben epileptischen Anfällen bestehen häufig zusätzliche kognitive und psychobehaviorale Komorbiditäten, die die Lebensqualität und sozioökonomische Teilhabe beeinträchtigen. Derzeit leiden etwa 70 Millionen Menschen weltweit unter einer Epilepsie. Etwa 1/3 dieser PatientInnen – meist mit fokaler Epilepsie – hat eine unzureichende Anfallskontrolle mit den verfügbaren anfallsunterdrückenden Medikamenten (pharmakoresistente Epilepsie). Derzeit können diese PatientInnen nur durch einen epilepsie-chirurgischen Eingriff behandelt werden.

Die häufigsten Ursachen pharmakoresistenter fokaler Epilepsien sind kongenitale Malformationen der kortikalen Entwicklung (MCD, insbesondere fokale kortikale Dysplasien (FCD) vom Typ I-III), erworbene niedrig-gradige, entwicklungsbedingte, epilepsie-assoziierte Hirntumore (LEAT) und die Hippokampussklerose (HS).

Eine Verschiebung des Gleichgewichts zwischen Erregung und Hemmung hin zu einer kortikalen Übererregbarkeit ist das Kerncharakteristikum der Epilepsie. Sowohl der epileptische Anfall als auch die zwischen den Anfällen auftretenden epilepsie-typischen EEG-Veränderungen sind Ausdruck hypersynchroner Entladungen von in zerebralen Netzwerken organisierten Neuronen.

Die Mechanismen und Konsequenzen kortikaler epileptischer Übererregbarkeit sind unvollständig verstanden: Während neuronale Mechanismen kortikaler epileptischer Übererregbarkeit ausführlich untersucht sind und entsprechend zunehmend gut verstanden werden, legen neuere Befunde eine wesentliche Rolle immun-vermittelter entzündlicher und vaskulärer Mechanismen für die Entstehung und Verstetigung kortikaler Übererregbarkeit in der Epilepsie und ihren kognitiven und psychobehavioralen Komorbiditäten nahe.

Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich experimentell, translational und klinisch mit der Interaktion zwischen Immunität, neurovaskulärer Funktion und kortikaler Übererregbarkeit als wesentliche Determinanten der Epileptogenese und Neurodegeneration.

Die Gruppe ist Gründungsmitglied des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Deutschen Netzwerks zur Erforschung der autoimmunen Enzephalitis (GErman NEtwork for REsearch on AuToimmune Encephalitis – GENERATE) zu sowie der Deutschen Gesellschaft für Epileptologe (DGfE) und der Arbeitsgemeinschaft Epilepsiechirurgie und wesentlich an der Planung und Durchführung nationaler und internationaler klinischer Studien und Leitlinien zu diesen Themenfeldern beteiligt.


    Sämtliche Publikationen von PD Dr. Nico Melzer via PubMed

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