Translationale Neurodegeneration und Neuroprotektion (AG Albrecht)
Das visuelle System als Biomarker für Neurodegeneration
Schwerpunkt der Arbeitsgruppe ist die Evaluation neuer Biomarker zur Quantifizierung von Neurodegeneration bei entzündlichen und degenerativen Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS), sowohl in Patienten als auch in präklinischen Tiermodellen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Quantifizierung und Analyse der mittels optischer Kohärenztomographie (OCT) messbaren Neurodegeneration in der Retina als peripherstem Anteil des ZNS.
Prof. Albrecht ist im Board of Directors des internationalen Multiple Sclerosis Visual (IMSVISUAL) Konsortium vertreten und federführend bei der Erstellung von Leitlinien zur Nutzung von quantitativer OCT Bildgebung in der Neurologie (Aytulun et al.; Cruz-Herranz et al.). In translationalen Studien an Tiermodellen mit direkter Übertragbarkeit auf klinische Studien untersuchen wir die zugrundeliegenden pathophysiologischen Mechanismen und neuroprotektive Strategien (Dietrich et al.). Die so gewonnenen Informationen über strukturelle Veränderungen werden mit modernen Messungen der Funktion des visuellen Systems, wie multifokalen visuell evozierten Potentialen (mfVEP) korreliert (Ringelstein et al.).
Abbildung: Die Neurodegeneration im zentralen Nervensystem lässt sich mittels Optischer Kohärenztomographie (OCT) in der Netzhaut des Auges messen, sowohl bei Patient*innen als auch in Maus-Krankheitsmodellen. So lässt sich z.B. die Wirksamkeit von neuroprotektiven Substanzen (hier 4AP) in der MOG-induzierten Optikusneuritis untersuchen.
Klinische Forschung an Real World Kohorten
Prof. Dr. Albrecht leitet die Spezialambulanz für Botulinumtoxin und ist einer der Leiter des MS-Zentrums. Hier ist ein besonderer Schwerpunkt, die in der Routineversorgung generierten Patientendaten im Rahmen von Registerstudien für Forschungszwecke zugängig zu machen. So konnten wir für die genannten Ambulanzen Forschungsdatenbanken etablieren, die automatisch bei jedem Patientenkontakt extrahierbare Metadaten asservieren und Analysen klinisch relevanter Fragestellungen im Real World Setting ermöglichen (Albrecht et al.; Lee et al.).
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Elektrophysiologie. Wir untersuchen die prognostische Aussagekraft von Messungen der kortikalen Plastizität mittels repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS), aber auch klassischer evozierter Potentiale bei Patienten mit Multipler Sklerose.
In der aktuellen PROGNOSE Studie untersuchen wir Patienten, die stationär aufgrund einer COVID-19 Erkrankung behandelt werden mussten, mithilfe von genauen elektrophysiologischen und psychometrischen Messverfahren, um die Prävalenz neurologischer Auffälligkeiten bei der Erkrankung und die prognostische Aussagekraft dieser Messungen zu analysieren.