Mitralklappen
Mitralklappeninsuffizienz
Die Mitralinsuffizienz ist neben der Aortenstenose das häugigste operationsbedürftige Klappenvitium mit steigender Tendenz. Fast 10% aller Patienten über 75 Jahre müssen aufgrund einer symptomatischen Mitralinsuffizienz behandelt werden. Jeder zweite Patient entwickelt nach einem stattgehabten Myokardinfarkt eine Mitralinsuffizienz, jeder zehnte Patient sogar mit schwerem Verlauf und ungünstiger Prognose hinsichtlich einem kardiovaskulären Tod nach 5 Jahren. Eine geringe Undichtigkeit der Mitralklappe, der so genannte „physiologische Reflux“, kann bei bis zu 90% aller erwachsenen, herzgesunden Menschen festgestellt werden. Bei einer klinisch manifesten Mitralinsuffizienz kommt es durch die Volumenbelastung zu einer Funktionseinschränkung des linken Ventrikels mit dem Leitsymptom Dyspnoe.
Die häufigsten Ursachen der Mitralinsuffizienz sind degenerative Veränderungen mit resultierendem Prolaps oder Chordafaden-Abriss, weiterhin nimmt insbesondere die ischämische Mitralinsuffizienz durch Wandbewegungsstörungen des linken Ventrikels aufgrund einer koronaren Herzerkrankung stetig zu. In den vergangenen 15 Jahren haben neue Erkenntnisse zur Pathophysiologie und neue Entwicklungen in der bildgebenden Diagnostik zu einem veränderten Verständnis hinsichtlich des diagnostischen und therapeutischen Managements von Patienten mit Mitralklappeninsuffizienz in der klinischen Praxis geführt, die insbesondere zur Einführung neuer Behandlungsstrategien geführt haben.
Diagnostik bei Mitralinsuffizienz
Die Analyse der Mitralinsuffizienz mit echokardiographischen Techniken ist die diagnostische Methode der ersten Wahl. Liegt ein operationswürdiges Vitium vor, sollte eine Herzkatheteruntersuchung zur Beurteilung der Koronargefäße durchgeführt werden. Eine 3-dimensionale transösophageale Echokardiographie (3D TEE) ist indiziert, wenn die genaue Morphologie der Mitralklappe evaluiert werden soll.
Der Schweregrad einer Mitralinsuffizienz wird drei Stufen unterteilt:
- Grad I (leicht), meist ohne Symptome
- Grad II (mittelgradig) mit Luftnot bei schwerer Belastung
- Grad III (schwer) mit Luftnot schon bei leichter Belastung
Mitralklappen-Clipping
Interventionelle Verfahren zur Reduktion der Mitralinsuffizienz gewinnen immer mehr an Bedeutung. Seit kurzer Zeit ist ein neues schonendes Verfahren zur Behandlung der Undichtigkeit der Mitralklappe (Mitralklappeninsuffizienz) in Europa zur Anwendung zugelassen und wird seit 2010 in der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie eingesetzt. Bislang konnten etwa 50 Patienten erfolgreich mit dieser innovativen Therapie behandelt werden.
Bei dem Verfahren des Mitralklappen-Clippings (siehe Film) wird über die Leiste ein spezielles Kathetersystem bis in den rechten Vorhof eingeführt. Der Zugang zum linken Herzen erfolgt standardisiert nach Punktion der Vorhofscheidewand (transseptale Punktion).Über das Kathetersystem wird dann ein Clip über die Mitralklappe hinweg in die linke Herzkammer geschoben. Durch Rückzug des Clips werden die beiden Segel der Mitralklappe gegriffen und zusammengeheftet um dadurch die mangelnde Schlussfähigkeit zu verbessern oder sogar zu beheben. Der Eingriff wird unter Vollnarkose im Herzkatheterlabor unter echokardiographischer (Ultraschall) und fluoroskopischer (Röntgendurchleuchtung) Kontrolle durchgeführt. Die Implantation eines MitraClips erfordert eine Hemmung der Blutplättchen (Thrombozytenaggregation) für 6 Monate.
Die Verweildauer im Krankenhaus beträgt in Abhängigkeit des Allgemeinzustands und der Begleiterkrankungen ca. 5 Tage von denen ca. 2 Tage auf einer Intensivstation nach dem Eingriff und 3 Tage auf einer Normalstation verbracht werden. Die Nachkontrollen erfolgen über die Mitralklappen-Sprechstunde und beinhalten regelmäßige Kontrollen des Clips mittels transthorakaler Echokardiographie über die Brustwand und mittels 3-dimensionaler transösophagealer Echokardiographie über die Speiseröhre.
Die Mitralklappenchirurgie ist Therapie der ersten Wahl bei schweren Undichtigkeiten der Mitralklappe und zielt vor allem auf einen frühzeitigen Operationszeitpunkt ab mit der Option der Klappenrekonstruktion über minimal-invasive Zugänge. Für das Verfahren des Mitralklappen-Clippings kommen vor allem Patienten mit schwerer Mitralklappeninsuffizienz infrage, bei denen ein chirurgischer Eingriff am offenen Herzen mit einer erhöhten Sterblichkeit oder einem erhöhten Risiko für schwere Komplikationen verbunden ist.
Mitralklappenstenose
Die Mitralklappenstenose ist meist Folge einer Herzklappenentzündung und ist durch Antibiotika selten geworden. Trotzdem können bei älteren Patienten durch degenerative Veränderungen und Verkalkungen Engstellen der Mitralklappe entstehen, die als Mitralstenose bezeichnet werden (siehe Bild). Für diese Patienten stellt die Aufweitung der Klappe mit Hilfe der so genannten Valvuloplastie eine schonende Therapie dar. Auch bei diesen Patienten ist eine Ultraschall-Untersuchung des Herzens über die Brustwand und über die Speiseröhre (3-dimensionale transösopahgeale Echokardiographie) und ggf auch eine Herzkatheter-Untersuchung vor dem minimal-invasiven Eingriff über die Leiste erforderlich.
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