M. Perthes


Beim Morbus Perthes handelt es sich um eine Durchblutungsstörung des Hüftkopfs, deren Ursache bislang nicht abschließend geklärt werden konnte. Während der Erkrankung kommt es in einem unterschiedlichen Ausmaß zum Absterben des Hüftkopfs. Dann wird vom Körper der abgestorbene Knochen (Nekrose) abgebaut, parallel finden Reparationsvorgänge mit erneutem Knochenaufbau statt. Die Erkrankung betrifft bevorzugt Jungen im Alter zwischen 4 und 9 Jahren. Die Krankheit verläuft über einen Zeitraum von ca. 2 – 4 Jahren. Während des Krankheitsverlaufs kommt es vor allem zu Beginn häufig zu belastungsabhängigen Beschwerden im Bereich der Leiste oder des Oberschenkels. Manchmal werden die Schmerzen auch von den Kindern im Kniegelenk angegeben. Gelegentlich beobachten die Eltern ein Hinken. Vielfach findet sich eine erhebliche Bewegungseinschränkung des Hüftgelenks.

Die Diagnose wird röntgenologisch gestellt. In den Anfangsstadien ist gelegentlich bei bereits bestehenden Beschwerden auf dem Röntgenbild noch keine Veränderung zu erkennen, so dass dann die Diagnose mittels der Kernspintomographie gestellt wird. Ansonsten liefert die Kernspintomographie keine für die Festlegung der Therapie notwendigen Informationen.

Ziel sämtlicher therapeutischer Maßnahmen ist die Wiederherstellung eines möglichst normalen Gelenkes mit einer guten Kongruenz von Gelenkpfanne und Hüftkopf (Containment) sowie einer guten Funktion. In Abhängigkeit vom Verlauf und dem Schweregrad der Erkrankungen sind zur Erreichung dieses Zieles unterschiedliche Maßnahmen erforderlich. Unabdingbare Voraussetzung ist eine gute Gelenkbeweglichkeit. Dazu ist eine regelmäßige krankengymnastische Übungsbehandlung erforderlich, die auch täglich zu Hause nach Anleitung durchgeführt werden soll. In manchen Fällen mit sehr ausgeprägter Bewegungseinschränkung ist eine intensive stationäre Behandlung sinnvoll, bei der neben der Krankengymnastik eine Extensionsbehandlung zur Lockerung der Weichteile und Dehnung der Muskulatur angewendet wird, in Kombination mit muskelentspannenden und schmerzlindernden Medikamenten. In selten Fällen empfehlen wir nach ausführlicher Aufklärung, die Injektion von Botulinumtoxin, ein Medikament, das die Spannung der Muskeln reduziert, zur Verbesserung der Beweglichkeit.

Zeigt sich bei den regelmäßig durchzuführenden Röntgenkontrollen, dass der Hüftkopf nicht gut in der Hüftgelenkspfanne zentriert ist, können operative Maßnahmen zur Verbesserung der Kongruenz zwischen Hüftkopf und –pfanne erforderlich sein. Diese werden entweder am Oberschenkelknochen durchgeführt (Varisationsosteotomie). Manchmal ist auch eine Korrektur der Pfannenposition (OP nach Salter, Tripleosteotomie des Beckens) erforderlich.

Während des Erkrankungsverlaufes -insbesondere zu Beginn der Erkrankung - empfehlen wir die Vermeidung von Sprung- und Stoßbelastungen wie zum Beispiel Fußballspielen zur Schonung des Gelenkes. Wenn die Kinder Beschwerden haben oder hinken, kann die Verwendung von Unterarmgehstützen sinnvoll sein. Als Verhaltensempfehlung im täglichen Leben gilt weiterhin das Motto: „Schritte sparen“. Wir empfehlen für längere Wegstrecken die Verwendung eines Rollers oder eines Fahrrads. Überhaupt wird regelmäßiges Fahrradfahren im leichten Gang ohne wesentlichen Widerstand sowie Schwimmen von uns sehr empfohlen.

Da auch in Fachkreisen die Therapiekonzepte noch erheblich diskutiert werden, ist einer der wissenschaftlichen Schwerpunkte unserer Klinik der M. Perthes. In funktionellen dreidimensionalen Untersuchungen des Gangbildes konnten typische Veränderungen festgestellt werden, die nun Auswirkungen auf die physiotherapeutische Behandlung haben. Weitere Untersuchungen dieser Art auch nach operativen Eingriffen werden wohl den Erfolg unseres Therapiekonzepts bestätigen.

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