Hämostasestörungen – eine fächerübergreifende Aufgabe
Von wenigen Ausnahmen abgesehen (Hämophilie A und B, von-Willebrand-Syndrom, angeborene Thrombozytopathien, spontane Venenthrombosen) gibt es keine eigenständigen Krankheiten des Hämostasesystems. Häufig sind hingegen Organ- oder Systemerkrankungen, in deren Verlauf nahezu regelhaft Hämostasestörungen auftreten. Dies betrifft gleichermaßen blutungsbedingte und thromboembolische Komplikationen. Hierzu einige Beispiele:
- thrombozytopenische Blutungen bei akuten Leukämien
- Gerinnungsstörungen bei schweren Infektionen (Sepsis)
- komplexe Hämostasedefekte bei Leberzirrhose, Nierenleiden und Autoimmunerkrankungen
- hyperfibrinolytische Blutungen bei Prostataoperationen oder nach Entbindungskomplikationen
- tiefe Venenthrombosen bei Tumorkrankheiten (Bronchialkarzinom, Darmkrebs, Hirntumoren) oder als Komplikation nach orthopädischen, unfall-, bauch- und neurochirurgischen Eingriffen
- Thrombosen ungewöhnlicher Lokalisation (Sinusvenenthrombose, Mesenterialvenenthrombose oder Pfortaderthrombose) beispielsweise bei Knochenmarkerkrankungen (Polycythaemia vera rubra oder anderen myeloproliferativen Syndromen)
- Embolien bei Herzklappenfehlern, nach Herzklappenersatz oder bei Herzrhythmusstörungen
- arterielle Thrombosen als Ursache von Herzinfarkt, transitorisch-ischämischen Attacken, Schlaganfall, Augengefäßverschlüssen und peripheren Durchblutungsstörungen („Raucherbein“)
Daneben gibt es eine Vielzahl therapiebedingter Hämostasestörungen, etwa
- nach Chemotherapie
- bei Immunsuppression
- unter Antibiotikagabe
- bei Behandlung mit entzündungshemmenden oder schmerzstillenden Medikamenten
- vor allem bei Überdosierung von Antikoagulantien (Marcumar)