Dr. Irmgard Schwarte-Waldhoff
Das Thema „Krebs“ hat mich aus der biologischen Perspektive bereits sehr früh gefesselt. Als Molekular- und Zellbiologin habe ich mich in meinem Beruf damit befasst zu erforschen und zu verstehen, wie aus normalen Zellen bösartige Tumorzellen entstehen können. Üblicherweise braucht es dazu eine ganze Reihe von molekularen Veränderungen, die sich über Jahre und Jahrzehnte in einer Zelle ansammeln können. Dabei erwerben die Zellen wiederum einige Eigenschaften und Fähigkeiten, die sie von normalen Zellen unterscheiden. Am Ende dieses Prozesses steht der Krebs, wie wir ihn bei einer Diagnose kennenlernen: ein mehr oder weniger großer, mehr oder weniger aggressiver Tumor, der invasiv wächst und in manchen Fällen auch durch Eindringen in Blut- und Lymphbahnen schließlich zu einer Metastasierung führen kann.
Im Jahr 2010 bekam das Thema „Krebs“ für mich noch eine ganz andere Bedeutung: ich bekam meine erste Brustkrebsdiagnose, und zwar mit einem triple-negativen Tumor, der auch bereits einen Lymphknotenbefall zeigte. Ich wurde über ein halbes Jahr mit einer neoadjuvanten Chemotherapie behandelt, danach operiert und bestrahlt. Es brauchte einige Zeit, bis ich mich danach wieder gesund und fit gefühlt habe, aber: der Krebs war besiegt!
… bis ich im Jahr 2024 eine erneute Brustkrebsdiagnose bekam. Nach einigen sehr angespannten Wochen war klar, dass es sich dieses Mal um eine deutlich „freundlichere“ Variante handelte, die mit einer Operation und einer endokrinen Therapie (Hormonentzug) behandelt werden konnte.
Auch aus Dankbarkeit darüber, dass mir belastendere Therapien erspart blieben und ich heute mein Leben genießen kann, habe ich schnell den Entschluss gefasst, andere Patient/innen zu unterstützen. Bei den Profis im UKD ist man als Patient/in in den besten Händen. Trotzdem bleiben manche Fragen offen oder komplexe Zusammenhänge können aus Zeitmangel oder aus anderen kommunikativen Hemmnissen heraus nicht hinreichend vermittelt werden. Hier sehe ich meinen Wirkungsbereich! Durch meinen beruflichen Hintergrund zusammen mit eigenen Erfahrungen kann ich einen Tumorbefund nicht nur im Detail verstehen, sondern auch verständlich „übersetzen“ und erklären. Für manche Patient/innen ist es leichter, eine Therapie trotz (starker) Nebenwirkungen zu akzeptieren, wenn sie besser verstehen, warum sie nötig ist und wie sie durchgeführt wird. Viele Frauen beschäftigt zudem die Sorge, dass sie eine genetische Disposition für eine Krebserkrankung tragen und diese an ihre Kinder weitergeben könnten. Aufzuschlüsseln, ob diese Sorge berechtigt ist oder nicht, auch dabei kann ich Hilfestellung leisten.