Elastographie der Leber


Chronische Lebererkrankungen unter­schied­licher Ursache können zu einem narbigen Umbau des Lebergewebes bis hin zur Leberzirrhose mit schwerer Ein­schrän­kung der Leberfunktion führen. Häufig wird von Patient:innen erst spät aufgrund von Komplikationen das Vorliegen einer Leber­erkran­kung bemerkt, da Schmerzen als Warnsymptom fehlen. Konventionelle bildgebende Verfahren (z.B. Sonographie oder Computer­tomo­graphie) ermöglichen in der Regel erst in fortgeschrittenen Stadien die sichere Diagnose der Leberzirrhose. Aus diesem Grunde war lange Zeit die Durchführung einer Leberbiospie (Entnahme einer Gewebeprobe) zur sicheren Diagnose der Leberzirrhose erforderlich. Seit einigen Jahren stehen mehrere apparative Verfahren zur Verfügung, mit deren Hilfe das Ausmaß der Bindegewebsvermehrung (Leberfibrose, Vorstufe der Zirrhose) ohne Entnahme einer Gewebeprobe quantifiziert werden kann. Die verschiedenen Methoden werden unter dem Oberbegriff Elastographie zusammengefasst. Die Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie bietet alle gängigen Verfahren an:

  • FibroScan®
  • 2-D-Scherwellenelastographie
  • Acoustic Radiation Force Impulse Imaging (ARFI)

Wie funktioniert die Elastographie?

Bei der transienten Elastographie (FibroScan®) erfolgt die Messung mit Hilfe einer speziellen Sonde, die auf die Haut über der Leber aufgesetzt wird. Ein singulärer, mechanischer Impuls wird in Richtung der Leber ausgesendet. Eine im Sondenkopf integrierte 5-MHz-Ultraschall­sonde misst die Ausbreitungs­geschwindigkeit der Impulswelle im Leber­gewebe. Je steifer bzw. unelastischer das Lebergewebe ist, desto schneller läuft der Impuls durch die Leber. Die Ausbreitungs­geschwindigkeit ist proportional zur Leber­steifigkeit und wird als numerischer Wert mit der Einheit Kilo-Pascal (kPa) angegeben. Bei gesunden Lebern werden Werte zwischen 3,0 und 7,5 kPa ermittelt, bei zirrhotisch veränderten Lebern liegen die Werte zwischen 13 und 75 kPa. Dieses Verfahren weist im Vergleich zu einer histologischen Untersuchung für die Diagnose einer Leberzirrhose eine Sensitivität von 90 % und eine Spezifität von 82 % auf. Das Verfahren eignet sich auch für die Verlaufs­beurteilung von Leber­er­kran­kungen. Die Messwerte korrelieren nicht nur mit dem Vorliegen einer Fibrose oder Zirrhose, sondern erlauben auch die Risikoabschätzung für das Auftreten von Ösophagusvarizen oder des hepato­zellu­lären Karzinoms. 

Die beiden anderen Messverfahren (2-D-Scherwellenelastographie und Acoustic Radiation Force Impulse Imaging - ARFI) sind in unsere modernen Ultraschallsysteme integriert. Dabei wird während der Ultraschalluntersuchung über den Schallkopf ein Impuls mit hoher mechanischer Energie ausgesandt. In einem im B-Bild positionierbaren Messfenster wird die seitliche Ausbreitungs­geschwin­digkeit der hierdurch ausgelösten Gewebs­kompression gemessen, die proportional zur Lebersteifigkeit ist.

Seit einiger Zeit steht der Klinik eine spezielle pädiatrische Messsonde zur Verfügung, so dass nun auch bei Kindern eine quantitative, nicht-invasive Beurteilung chronischer Leberveränderungen (Leberfibrosen und -zirrhosen, Speicherkrankheiten, Stauungshepatopathie etc.) möglich ist.

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