Trotz modernster Bildgebungsverfahren des Gehirns bleiben manche Befunde unklar, das heißt, dass der Radiologe sich nicht sicher festlegen kann, ob ein Prozess z.B. ein Tumor oder eine Entzündung ist oder ob ein Prozess bösartig ist (und damit dringend behandelt werden sollte) oder ob es sich um eine gutartige Veränderung handelt, die keiner weiteren Behandlung bedarf. In diesen Fällen rät man den Patienten häufig zu einer Probenentnahme. Bei der Probenentnahme des Gehirns (Hirnbiopsie) bedarf es hier selbstverständlich eine besonders schonenden und genauen Verfahrens. Am häufigsten kommt hierfür die stereotaktische Biopsie zur Anwendung.
Die Gewebsentnahme wird nach interdisziplinärer Entscheidung (link INOK) als stereotaktische (zielgesteuerte) Hirnbiopsie in Vollnarkose durchgeführt. Die dreidimensionale Zugangsplanung erfolgt CT- oder MR-gestützt mit Hilfe einer Workstation. Die entnommenen, sehr kleinen etwa Stecknadelkopf großen Gewebeproben (ca. 5-10 Proben von je 1 mm³), werden schrittweise, typischerweise in Millimeterschritten, entlang einer Strecke durch die verdächtige Stelle entnommen (Serienbiopsie). Der Eingriff dauert etwa 60 Minuten. Die entnommenen Proben werden von den Kollegen der Neuropathologie durch Mikroskopie und genetische Verfahren untersucht. Komplikationen, vorwiegend Blutungen, sind bei diesem Verfahren sehr selten. Die Patienten können häufig das Krankenhaus am Folgetag zunächst verlassen und sich für die Befundbesprechung (die Untersuchung das Materials dauert im Mittel circa 7 Tage) erneut ambulant vorstellen. Bei der Befundbesprechung wird das Ergebnis diskutiert, und es werden, soweit notwendig, Empfehlungen zur weiteren Behandlung ausgesprochen.