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Was versteht man unter Leukämie?

Leukämie (von griechisch: leukos = „weiß“ und haima = „Blut“) wird auch "Blutkrebs" genannt. Das Knochenmark produziert dabei auffällig viele weiße Blutzellen, die zwar nicht funktionsfähig sind, aber dennoch in den Blutkreislauf entlassen werden und sich in Lymphknoten oder inneren Organen festsetzen können. Im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen sind Leukämien relativ selten. Pro Jahr erkranken in Deutschland knapp 12.000 Menschen an Leukämie .
Bereits der Verdacht auf eine Krebserkrankung und besonders die Diagnose werfen verständlicherweise viele Fragen auf, die beantwortet werden wollen. Hier stehen wir Ihnen mit unserem ganzen Wissen zur Seite. In den Sprechstunden werden Sie von unseren Experten umfassend beraten.

Welche Leukämieformen gibt es?

Unter dem Begriff „Leukämie“ gibt es unterschiedliche Erkrankungsformen. Gemeinsames Merkmal ist, dass aus einer veränderten Stammzelle im Knochenmark fehlerhafte weiße Blutkörperchen entstehen, die nicht korrekt ausreifen. Durch unentwegte Zellteilung können dabei sehr große Mengen an Leukämiezellen entstehen. Fachleute unterscheiden bei einer Leukämie im Wesentlichen zwischen "myeloisch" oder "lymphatisch" sowie "akut" oder "chronisch".


Myeloische und lymphatische Leukämien
Man unterscheidet die erkrankten Zellen nach ihren Vorläuferzellen und spricht daher von myeloisch und lymphatisch.


Myeloische Zellen (von altgriechisch: myelos = "Mark", in der Medizin: Knochenmark) sind Zellen des blutbildenden Systems, die nicht zum lymphatischen System gehören.
Das Lymphatische System (von lateinisch: lympha = „klares Wasser“) dient der (Immun-) Abwehr von Krankheitserregern und krankhaft veränderten Körperzellen wie z.B. Tumorzellen.

  • Myeloische Leukämien: Bei dieser Erkrankungsform finden sich vermehrt Zellen, die von myeloischen Vorläuferzellen abstammen.
  • Lymphatische Leukämien: Es treten vermehrt Zellen auf, die von lymphatischen Vorläuferzellen abstammen.

Akute und chronische Leukämien
Nach dem Krankheitsverlauf unterscheidet man außerdem akute von chronischen Leukämien. 
Der Beginn einer akuten Leukämie ist häufig mit schweren Krankheitssymptomen verbunden, die sich innerhalb kurzer Zeit entwickeln. Durch die Überproduktion leukämischer Zellen wird die Bildung gesunder Blutzellen stark beeinträchtigt. Immunabwehr, Sauerstoffversorgung und Blutgerinnung sind gestört; eine Behandlung sollte möglichst schnell erfolgen. Akute Leukämien erfordern eine intensive Chemotherapie.
Im Gegensatz zu einer akuten Leukämie entwickeln sich chronische Leukämien über einen längeren Zeitraum. Oft wird die Diagnose eher zufällig bei einer Blutuntersuchung gestellt, wenn die Patienten noch keine Symptome bemerkt haben. 
Eine chronische lymphatische Leukämie (CLL), die hauptsächlich bei älteren Patienten auftritt, muß nicht unbedingt gleich behandelt werden, da sie manchmal über Jahre einen gutartigen Verlauf zeigt. Wenn eine Behandlung erforderlich wird, stehen neben der Chemotherapie auch Immuntherapien und neuerdings molekular zielgerichtete Medikamente zur Verfügung.
Die chronische myeloische Leukämie (CML) ließ sich früher nur symptomatisch behandeln, indem man die Vermehrung der Leukämiezellen mit Medikamenten möglichst gut bremste. Eine Minderheit der Patienten konnte durch Knochenmarktransplantation geheilt werden. Mit der Jahrtausendwende gab es einen großen Durchbruch bei der CML-Behandlung. Seither stehen molekular zielgerichtete Medikamente zur Verfügung, die den charakteristischen Defekt der Knochenmarkzellen blockieren und deren Vermehrung fast vollständig stoppen können.


Allgemein sprechen Mediziner von:

  • akuten lymphatischen Leukämien (ALL)
  • akuten myeloischen Leukämien (AML oder ANLL für akute nicht-lymphatische Leukämien)
  • chronischen myeloischen Leukämien (CML)
  • chronischen lymphatischen Leukämien (CLL)
  • sowie verschiedenen myelodysplastischen Syndromen (MDS).

Leukämie und Lymphome

Neben den Leukämien gehören auch die Lymphome zu den bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems. Diagnose und Behandlung dieser Erkrankungen sind Schwerpunkte unserer Klinik. 
Sowohl die Leukämien als auch die malignen Lymphome können neben dem Knochenmark die Milz, die Leber, die Lymphknoten sowie weitere Organe befallen. Charakteristisch für die Lymphome, die man in das Hodgkin-Lymphom und die Non-Hodgkin-Lymphome einteilt, ist eine mehr oder weniger ausgeprägte Schwellung von Lymphknoten (am Hals, in den Achselhöhlen, in den Leisten, im Brustkorb oder auch im Bauchraum). Die Rachenmandeln können ebenfalls betroffen sein.

Ist Früherkennung möglich?

Eine Früherkennungsuntersuchung für Leukämie gibt es nicht. In vielen Fällen wird die Krankheit zufällig entdeckt, wenn Patienten wegen unspezifischer Symptome oder aus anderen Gründen den Arzt aufsuchen. In der Mehrzahl der Fälle kann für die Entstehung einer Leukämie keine Ursache festgestellt werden. Wichtig ist, Risikofaktoren wie z.B. Rauchen und Übergewicht zu vermeiden. Wie bei allen anderen Krebsarten gilt auch für Leukämie: Je früher sie diagnostiziert wird, desto besser ist die Chance einer erfolgreichen Behandlung.

Diagnose

Die Diagnose der Leukämie wird in der Regel durch die Untersuchung des Blutausstrichs und einer Knochenmarksprobe gestellt. Wir sind bemüht, die Diagnostik möglichst schonend durchzuführen. Deshalb werden Eingriffe, z.B. Knochenmarkpunktionen oder Lumbalpunktionen (Entnahme von Nervenwasser) nicht nur mit Lokalanästhesie, sondern bei Bedarf auch unter zusätzlicher Sedierung durchgeführt.


Bei Verdacht auf Leukämie wird die Knochenmarkprobe in unserem spezialisierten hämatoonkologischen Labor weiter analysiert, ,damit schnell die genaue Untergruppe der Leukämie festgestellt werden kann. Diese Leukämie-Typisierung, die zum Teil in Zusammenarbeit mit externen Speziallabors erfolgt, hat, ist wichtig für die Einschätzung der Prognose und die Wahl der passenden Therapie. 


Insbesondere die zytogenetische und molekulargenetische Diagnostik ermöglicht es zunehmend, den Therapieplan individuell an die Erkrankung des Patienten anzupassen. Auch der Therapieerfolg kann mithilfe molekulargenetischer Methoden besser überwacht werden. Empfindliche Nachweismethoden für bösartige Zellen führen zur Entdeckung einer Resterkrankung oder zum frühzeitigen Erkennen des Wiederauftretens der Erkrankung (Rezidiv) und helfen damit bei der raschen Einleitung weiterer Therapiemaßnahmen. 


Bei den bösartigen Lymphomen kommt der Untersuchung eines vom Chirurgen entfernten Lymphknotens große Bedeutung zu. Schnittpräparate des verdächtigen Lymphknotens werden vom Pathologen unter dem Mikroskop unter anderem mit immunhistochemischen Methoden darauf untersucht, ob ein Lymphombefall vorliegt und um welchen Lymphom-Typ es sich handelt. Auch molekulargenetische Methoden kommen bei der Lymphomdiagnostik zum Einsatz.


Bildgebende Untersuchungen (Ultraschall, CT, MRT) können helfen, herauszufinden, welche Organe durch eine Leukämie oder ein Lymphom betroffen sind.

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Therapie

Im Mittelpunkt der Behandlung aller Leukämien steht die Chemotherapie, also der Einsatz von zellwachstumshemmenden Medikamenten (Zytostatika), die vor allem jene Zellen im Körper beeinflussen, die sich schnell teilen und vermehren. Bei den akuten Leukämien ist das Ziel der Therapie die vollständige Zerstörung aller Leukämiezellen. 


Die Chemotherapie kann – je nach Leukämieform und individuellen Gegebenheiten – durch eine Immuntherapie mit monoklonalen Antikörpern, eine Behandlung mit molekular zielgerichteten Substanzen, eine Strahlentherapie oder eine Knochenmark- bzw.  Blutstammzelltransplantation ergänzt werden.

Klinik-Schwerpunkte

Blutstammzelltransplantation
Unsere Klinik weist auf dem Gebiet der Hochdosis-Chemotherapie mit Knochenmark- oder Blutstammzelltransplantation eine langjährige Erfahrung auf.  In Nordrhein-Westfalen war sie bereits in den 1980er-Jahren neben der Universitätsklinik Essen die zweite Klinik, die diese Therapie anbieten konnte. Seit 1989 wurden hier bereits mehr als 1500 Patienten eigene oder fremde Blutstammzellen übertragen. Ein besonderer Schwerpunkt unserer Klinik liegt in der weiteren Verbesserung der Transplantationsverfahren und der Vermeidung schwerer Nebenwirkungen. So können heute auch bei älteren Patienten und bei Patienten mit Begleiterkrankungen Blutstammzelltransplantationen erfolgreich durchgeführt werden. 


Myelodysplastisches Syndrom
Ein weiterer Schwerpunkt unserer Klinik ist die international beachtete klinische, epidemiologische und molekularbiologische Forschung bei Myelodysplastischen Syndromen (MDS). In Düsseldorf wird das weltweit größte Register von MDS-Patienten geführt. Auf dieser Grundlage überprüft die Klinik in breit angelegten Studien den Erfolg verschiedener Therapien für die einzelnen Krankheitsstadien. Die großen Erfolge auf diesem Gebiet haben dazu geführt, dass die Klinik seit 1999 den international anerkannten Titel „MDS-Center of Excellence“ führt. 


Krebsforschung
Die Forschungsinhalte der Klinik sind eng mit der Patientenversorgung verbunden. Ziel ist die schnelle Umsetzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in der klinischen Anwendung. Durch die Forschungsprojekte haben viele Patienten die Möglichkeit, frühzeitig an innovativen Therapien teilzuhaben und dabei zum Beispiel neue, noch nicht zugelassene Medikamente zu erhalten. Dieser Tradition verpflichtet legen wir größten Wert auf die Anwendung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Wohle unserer Patienten.

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Teilnahme an Studien

Studienzentrale
Die Studienzentrale der Universitätsklinik bietet Patienten mit der Diagnose Blutkrebs die Möglichkeit, im Rahmen ihrer Behandlung an klinischen Studien teilzunehmen. In den vergangenen Jahren hat es große Fortschritte in der Krebsforschung gegeben, von denen Sie schon heute bei Therapie Ihrer Erkrankung profitieren. Im Rahmen einer Studienteilnahme haben Sie als Patient die Chance, frühzeitig durch Ihre Teilnahme sehr moderne neue Behandlungsmethoden zu erhalten. Ein weiterer Vorteil einer Studienteilnahme ist die engmaschige und intensive Betreuung und Begleitung durch das Team der Studienzentrale. Gerne informieren wir Sie über eine mögliche Studienteilnahme, geben Ihnen Antworten auf Fragen und räumen bestehende Bedenken aus, die mit klinischen Studien in Zusammenhang gebracht werden. Studienpatienten sind keine „Versuchskaninchen“, sondern werden besonders qualitätsgesichert behandelt.

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