Implantologie & Zahnimplantate
Zahnimplantate sind künstliche Zahnwurzeln, welche in den Kiefer eingebracht werden, mit dem Knochen verwachsen und zur Befestigung von Zahnersatz (Kronen, Brücken, Prothesen/herausnehmbare Brücken) dienen. Durch ihren Einsatz kann trotz Zahnverlust sowohl der Kaukomfort als auch die Ästhetik eines gesunden, natürlichen Aussehens wieder hergestellt werden. Für unsere Patienten bedeutet dies ein sicheres Gefühl beim Sprechen, Essen und Lachen.
Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Implantologie bieten wir Ihnen die Sicherheit, die Sie bei einer implantologischen Behandlung erwarten. Überwiesene Patienten werden nach der knöchernen Einheilung der Zahnimplantate von Ihrem Hauszahnarzt, mit dem wir während der gesamten Therapie in Kontakt stehen und uns absprechen, prothetisch weiter versorgt. Patienten, die uns direkt ohne Überweisung aufsuchen, behandeln wir auch komplett, einschließlich einer hochwertigen prothetischen Versorgung der Implantate.
Als Universitätsklinik stehen uns die aktuellsten Geräte und das modernste Instrumentarium für die implantologische Versorgung zur Verfügung. Wir behandeln ausschließlich nach wissenschaftlich fundierten Behandlungskonzepten und verwenden nur bewährte und zuverlässige Implantatsysteme und Materialien. Durch unsere Erfahrung und unsere Ausstattung können wir unseren Patienten das gesamte Spektrum der zurzeit wissenschaftlich anerkannten implantologischen Versorgungsmöglichkeiten anbieten.
Wie häufig in der Medizin und Zahnmedizin gibt es für die meisten Implantatpatienten mehrere Therapieoptionen, die sich sowohl in Funktion und Ästhetik als auch in zeitlichem und finanziellem Aufwand voneinander unterscheiden. Wir beraten unsere Patienten immer über die verschiedenen Versorgungsmöglichkeiten und schlagen nach ausführlicher Diagnostik und Beratung die, unserer Meinung nach, individuell beste Therapie vor.
Auf den folgenden Seiten möchten wir Sie neutral zu verschiedenen implantologischen Themenkomplexen informieren, damit Sie sich sowohl ein Bild über unser Leistungsangebot als auch über die verschiedenen Therapieoptionen machen können. Zur schnelleren Orientierung haben wir unsere Informationen in folgende Themen gegliedert:
Historische Entwicklung dentaler Implantate
Im Jahre 1931 fanden Archäologen bei Ausgrabungen in Maya-Grabstätten in Honduras einen Unterkiefer aus dem Jahre 600 nach Christi. In diesem Unterkiefer waren 3 fehlende Schneidezähne durch zahnförmige Stücke aus Muscheln ersetzt.
In Röntgenaufnahmen des gefundenen Unterkiefers konnte nachgewiesen werden, dass es um zwei der Muschelstücke zu einer kompakten Knochenbildung kam. Dies ließ den Schluss zu, dass die Muschelstücke eingebracht wurden, während das Individuum noch lebte. Dadurch ist die Maya-Zivilisation die früheste bekannte Zivilisation, welche enossale Implantate (im Knochen eingebettete Implantate) verwandte.
Im Jahre 1952 fand der schwedische Orthopäde Per Brånemark heraus, dass er eine in den Knochen implantierte Kammer aus Titan nach einigen Monaten nur unter Zerstörung des umgebenden Knochens entfernen konnte. Er führte weitergehende Untersuchungen durch, die alle die einzigartige Verbindung von Titan mit Knochen unterstrichen.
Brånemark beschloss, obwohl seine ersten Arbeiten sich auf Knie- und Hüftoperationen konzentrierten, weitere Untersuchungen im Kiefer durchzuführen, da dieser besser zugänglich war. Er bezeichnete den Verbund zwischen Knochen und Titan als „Osseointegration“.
1965 stellte sich der Schwede Gösta Larrson als erster Freiwilliger zur Implantation einer künstlichen Zahnwurzel aus Titan durch Per Brånemark zur Verfügung. In der Folge veröffentlichte Brånemark viele klinische und experimentelle Studien. Andere Wissenschaftler, praktisch tätige Zahnärzte und Implantologen entwickelten bis heute viele verschiedene dentale Implantatsysteme zum Zahnersatz. Zur Zeit befinden sich weltweit mehrere hundert verschiedene Implantatsysteme auf dem Markt.
Was sind Zahnimplantate?
Zahnimplantate sind künstliche Zahnwurzeln zur Befestigung von Kronen und Brücken (festsitzender Zahnersatz) oder Prothesen (herausnehmbare implantatgetragene Brücken).
Design
Heutzutage sind Zahnimplantate zylinder- oder wurzelförmig. Sie werden nach Bohrung in den Kieferknochen eingeschraubt oder geklopft. Aufgrund ihrer Schraubengänge (Makrodesign) finden sie guten Halt im Knochen (Primärstabilität). Für die lange Verweildauer von Implantaten im Kiefer ist jedoch die sekundäre Stabilität durch das Anwachsen des Knochengewebes an die Implantatoberfläche (Osseointegration) verantwortlich.
In der linken Grafik sehen Sie den schematischen Aufbau der Komponenten einer implantatgetragenen Krone.
Werkstoff
In der Implantologie werden Zahnimplantate heute fast ausschließlich aus Titan gefertigt, wobei die Oberfläche durch Säureätzung und/oder mechanische Bearbeitung (Strahlung) zum besseren Verbund mit dem Kieferknochen bearbeitet ist. Zirkonoxid- bzw. Keramikimplantate sind im Gegensatz zu Titanimplantaten zahnfarben und metallfrei. Obwohl sie seit einigen Jahren auf dem Markt sind, ist ihre Entwicklung noch nicht abgeschlossen und sie weisen daher – werkstoffbedingt- noch einige Nachteile gegenüber Titanimplantaten auf.
Zygomaimplantate
Zygomaimplantate sind spezielle, sehr lange (bis zu 50 mm) Zahnimplantate, die im Jochbein (lateinisch: Os zygomaticum) verankert werden. Auch bei großem Schwund des Kieferknochens ist das Knochenvolumen im Bereich des Jochbeins sehr stabil. Sie stellen daher in einigen Fällen eine Behandlungsalternative dar, um Zahnersatz ohne umfangreiche Knochenaufbauten zu realisieren.
Kurzimplantate
Unter Kurzimplantaten versteht man Zahnimplantate mit einer Länge von 4-6mm. Sie können daher auch bei reduziertem Knochenangebot ohne Knochenaufbau im Kieferbereich angewendet werden. Aufgrund der reduzierten Knochenkontaktflächen eignen sie sich bevorzugt im knochendichteren Unterkiefer. Systembedingt müssen bei festsitzenden Zahnersatz ästhetische Kompromisse eingegangen werden.
Angulierte Zahnimplantate
Um bei reduziertem Knochenangebot eine ausreichend große Abstützung des Zahnersatzes (Unterstützungspolygon) zu erzielen, können Implantate auch schräg gesetzten zur Kieferkammoberflächen inseriert werden. In der Regel wird festsitzender Zahnersatz auf diesen schrägen Implantaten verschraubt. Hauptanwendungsgebiet in der Implantologie ist das sog. „All-on-4“- bzw. „All-on-6“-Konzept, bei dem festsitzender Zahnersatz (einschließlich Schleimhaut- bzw. Kieferkammmaske) auf den Implantaten verschraubt wird. Alternative Konzepte anderer Implantathersteller heißen z.B. "Fast and fixed", "Comfour" oder "Pro Arch".
Welche Implantathersteller führen wir?
In unserer Klinik werden verschiedene Implantatsysteme weltweit führender Implantatfirmen wie Nobel Biocare, Straumann, Dentsply Implants und Camlog verwendet. Als einteilige Keramikimplantate setzen wir Z-Systems ein. Prinzipiell können wir auf Wunsch jedes kommerziell vertriebene Implantatsystem inserieren.
Einsatzgebiete für Zahnimplantate
Ersatz eines Zahnes
Nach Verlust eines Zahnes gibt es verschiedene Möglichkeiten, die vorhandene Lücke zu schließen. Eine Variante der oralen Rehabilitation besteht in der Beschleifung der Nachbarzähne und Eingliederung einer Brückenkonstruktion, welche den fehlenden Zahn durch ein Brückenglied ersetzt.
Implantate sind eine Alternative zur Brückenversorgung, da die gesunde Zahnsubstanz der Nachbarzähne erhalten bleibt. Weiterhin spielt die Ästhetik, besonders im Frontzahngebiet, eine große Rolle. Implantate ermöglichen ein perfektes Ausformen der Weichgewebe, so dass sie sich harmonisch in den Zahnbogen eingliedern lassen.
Ersatz mehrerer Zähne
Der Verlust von mehreren Zähnen spiegelt sich vor allem in der eingeschränkten Kaufähigkeit und Ästhetik wieder. Die mögliche klassische Versorgung wäre eine Brücke oder eine herausnehmbare Teilprothese. Dafür müssten die Nachbarzähne in die prothetische Versorgung mit einbezogen werden. Alternativ können Zahnimplantate als Pfeiler einer implantatgetragenen Brückenkonstruktion eingebracht werden. Abhängig von der Größe der Zahnlücke und der Knochenqualität ist es damit möglich, fehlende Zähne durch implantatgetragenen festsitzenden Zahnersatz zu realisieren.
Ersatz aller Zähne eines Kiefers
Fehlen alle Zähne eines Kiefers, kommt es zum Abbau des Kieferknochens. Hierdurch wird der Halt der Vollprothesen schlechter und der Tragekomfort nimmt ab. Eine ähnliche Situation kann auch in einem parodontal geschädigten Gebiss vorliegen, wenn die Zähne nicht mehr erhalten werden können. Auch im völlig unbezahnten Kiefer ist es möglich, mittels Zahnimplantate festsitzenden Zahnersatz einzugliedern, so dass die fehlenden Zähne durch implantatgetragene Kronen und Brücken ersetzt werden.
Implantatgetragener Zahnersatz
Implantatgetragener Zahnersatz wird auch als Suprakonstruktion bezeichnet. Man unterscheidet festsitzende und herausnehmbare Suprakonstruktionen.
Festsitzender Zahnersatz
Zementierte/verschraubte Kronen und Brücken
Festsitzender Zahnersatz ist auf Implantaten in Form von Kronen und Brücken möglich, welche zementiert oder verschraubt mit den Implantaten verbunden sind.
Vorteil von zementierten Kronen und Brücken ist die bessere Ästhetik. Zementreste können jedoch zu einer Entzündung des Weichgewebes um die Implantate führen. Zementierter Zahnersatz lässt sich häufig nicht ohne Beschädigung der Kronen und Brücken abnehmen.
Der Vorteil von verschraubten Kronen- und Brückenkonstruktionen ist ihre leichte Abnehmbarkeit im Falle von Reparaturen an der Verblendung oder zur Reinigung der Implantate.
All-on-4
All-on-4 bezeichnet ein Behandlungskonzept, welches eine festsitzende Brücke auf 4 oder 6 Implantaten ohne zusätzlichen Knochenaufbau im zahnlosen Ober- und/oder Unterkiefer ermöglicht. In der Regel kann eine provisorische implantatgetragende Brückenkonstruktion am OP-Tag oder am darauf folgenden Tag eingegliedert werden, welche eine normale Kaufunktion ermöglicht.
Herausnehmbarer implantatgetragener Zahnersatz
Unter herausnehmbarem implantatgetragenem Zahnersatz versteht man abnehmbare, auf Implantaten verankerte Brückenkonstruktionen, welche gegenüber einer Vollprothese einen wesentlich besseren Halt bieten. Im Oberkiefer sind die herausnehmbaren Brücken im Gegensatz zu Vollprothesen gaumenfrei, was zu einem wesentlich besseren Tragekomfort führt.
Zur Befestigung der herausnehmbaren Brückenkonstruktionen kommen unterschiedliche, unten genannte Verankerungsmöglichkeiten zur Anwendung, welche sich sowohl hinsichtlich Halt und Haltbarkeit als auch hinsichtlich Preis unterscheiden.
Kugelknopfanker
Diese Befestigungselemente sind mit Druckknöpfen (z.B. bei Kleidung) vergleichbar. Die Haltekraft ist nicht sehr hoch. Von Zeit zu Zeit müssen die Matrizen wegen Materialermüdung ausgetauscht werden, um die Retention wieder herzustellen.
Locatoren
Bei Locatoren handelt es sich um konfektionierte Verbindungselemente (prinzipiell ähnlich den Kugelknopfankern) zur Fixierung einer herausnehmbaren Brücke auf mehreren Implantaten. Die Haltekraft ist jedoch gegenüber Teleskop- oder gefrästen Stegarbeiten herabgesetzt.
Teleskope
Bei einer Teleskopkonstruktion handelt es sich in der Implantologie um ein Innen- und Aussenkronensystem, das seinen Halt über Haftreibung erzielt. Alle Implantataufbauten haben eine gemeinsame Einschubrichtung. Es handelt sich im Gegensatz zu Kugelknopfanker und Locatoren nicht um konfektionierte Elemente. Jede Teleskopkonstruktion wird im zahntechnischen Labor patientenindividuell hergestellt und ist daher teurer als Konstruktionen mit Kugelknopfankern oder Locatoren.
Stege
Bei einer Stegkonstruktion werden die Implantate über einen Steg (konfektioniert oder individuell gefräst) mit der herausnehmbaren Brücke verbunden. Diese Art der Versorgung eignet sich in der Implantologie gut bei ungünstiger Positionierungsmöglichkeit der Implantate. Gefräste Stege sind konfektionierten Stegen in ihrer Haltbarkeit überlegen, aber auch teurer.
Behandlungsablauf
Zu Beginn einer implantologischen Beratung sind 5 Fragen mit dem Patienten zu klären:
- Wird ein implantatgetragener herausnehmbarer Zahnersatz (herausnehmbare Brücke) oder ein festsitzender Zahnersatz (zementierte oder verschraubte Kronen oder Brücken) gewünscht?
- Wie ist die Mundhygiene des Patienten und welchen Aufwand bei der Implantatpflege möchte oder kann der Patient nach der Versorgung betreiben?
- Wie hoch ist der ästhetische Anspruch des Patienten?
- Welche therapeutischen bzw. operativen Aufwand ist der Patient bereit zu betreiben?
- Welchen finanziellen Rahmen möchte der Patient für die implantalogische Versorgung aufwenden?
In der Regel wird nicht jeder fehlende Zahn durch ein Implantat ersetzt.
Als Regelversorgung im zahnlosen Oberkiefer gelten enstprechend der Konsensuskonferenz Implantologie der wissenschaftlichen Fachgesellschaft und Berufsverbände:
8 Implantate bei festsitzendem Zahnersatz
6 Implantate bei herausnehmbarem Zahnersatz
4 Implantate bei All-on-4 (ggf. 6 Implantate bei All-on-6)
Als Regelversorgung im zahnlosen Unterkiefer gelten enstprechend der Konsensuskonferenz Implantologie der wissenschaftlichen Fachgesellschaft und Berufsverbände:
6 Implantate bei festsitzendem Zahnersatz
4 Implantate bei herausnehmbarem Zahnersatz
4 Implantate bei All-on-4
Beratung, Diagnostik, Planung, Kostenvoranschlag, Implantatsetzung, Implantatfreilegung, prothetischen Versorgung
Zunächst findet eine gründliche Diagnostik der Zähne, der Kieferknochen und der Mundhöhle statt. Anschließend werden die unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten ausführlich besprochen. Danach wird innerhalb von wenigen Tagen ein Kostenvoranschlag erstellt, welcher an Ihre Heimatadresse geschickt wird. Später findet ein weiterer Termin statt, in welchem nochmals über den Eingriff gesprochen, offene Fragen diskutiert und der Operationstermin festgelegt werden.
Sollte der Eingriff in Vollnarkose oder Analgosedierung erfolgen, bitte wir Sie, sich nüchtern (nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen) um 6:30 Uhr auf unserer Station ZN22 (Zentrum für Operative Medizin II) zu melden.
Sollte der Eingriff in örtlicher Betäubung oder Lachgassedierung erfolgen, brauchen Sie nicht nüchtern bei uns erscheinen. Sie melden sich bitte zum vereinbarten Termin im Sekreteriat der MKG im 2. Stock, Zimmer 3 im Zentrum für Operative Medizin II.
Die meisten Zahnimplantate heilen nach Einbringen in den Kieferknochen unbelastet für einige Monate unter der vernähten Mundschleimhaut ein (Einheilzeit 2-6 Monate). Einige wenige Implantatsysteme heilen transgingival ein, d.h. das Implantat wird so gesetzt, dass es aus der Schleimhaut heraus steht. Nach der Einheilzeit werden die eingeheilten Implantate durch einen kleinen Schleimhautschnitt freigelegt und ein so genannter Gingivaformer wird nach Entfernung der Deckschraube in das Implantat eingebracht, um den Schleimhautsaum an der Durchtrittsstelle auszuformen. Zwei Wochen später erfolgt die Abformung des Kiefers und der Implantate und die Anfertigung des implantatgetragenen Zahnersatzes durch ein zahntechnisches Labor (Dentallabor).
3D-Diagnostik
Die modernste Diagnostik im Bereich der Implantologie stellt die dreidimensionale Röntgendiagnostik dar. Mit einem DVT (digitaler Volumentomograph) ist es möglich, den Kieferknochen und sämtliche Nachbarstrukturen in 3 Ebenen zu betrachten. Dies ermöglicht eine exakte Darstellung aller relevanter Strukturen im späteren Implantationsgebiet. Der Kiefer lässt sich wie ein 3D-Modell in alle Richtung drehen und von allen Seiten betrachten. Mit Hilfe von im Labor angefertigten Orientierungs- oder Bohrschablonen kann dadurch die spätere Position der Implantate im Kieferknochen genau bestimmt werden.
Bei umfangreichen implantologischen Versorgungen oder bei schwierigen anatomischen Verhältnissen wird der 3D-Datensatz der Röntgenuntersuchung mit Hilfe spezieller Navigationssoftware im Computer analysiert und die gewünschte Positionierung der Implantate geplant. Die Implantatplanung wird verschlüsselt über das Internet an spezialisierte Firmen bzw. Labore versandt, welche sogenannte navigierte Bohrschablonen im CAD/CAM- Verfahren herstellen.
Implantatplanung
Um vor der Implantatsetzung das zur Verfügung stehende Knochenangebot exakt im Röntgenbild abschätzen zu können und im Unterkiefer eine mögliche Verletzung des N. alveolaris inferior auszuschließen, ist eine Messkugelaufnahme (Röntgenbild des Kiefers mit Metallkugel(n) oder Bohrhülse(n) in einer Kunststoffschablone) angezeigt. Mittels digitaler Volumentomographie (DVT) ist bei größeren Implantatversorgungen eine exakte dreidimensionale Ausmessung des Knochenangebots im Kiefer sinnvoll.
Backward Planning
Da es mit den heute zur Verfügung stehenden operativen Maßnahmen fast immer möglich ist, ein adäquates Knochenangebot in allen Kieferregionen zu schaffen, hat sich in den letzten Jahren die implantologische Planung grundlegend verändert: Unabhängig von der aktuellen knöchernen Ausgangssituation wird zunächst festgelegt, welche prothetische Versorgung gewünscht wird. Danach wird festgelegt, an welchen Stellen im Kiefer hierfür Zahnimplantate benötigt werden. Für diese Vorgehensweise, welche heute bei schwierigen Ausgangssituationen Behandlungsstandard ist, wurde der Begriff „Backward Planning“ geprägt.
Konkret heißt dies, dass zunächst der spätere gewünschte Zahnersatz als Provisorium aus röntgendichten Kunststoffzähnen hergestellt wird. Es folgt eine 3D-Röntgenaufnahme mit den eingesetzten röntgendichten Zähnen, welche bei der Planung der Zahnimplantete am Computer die optimale Implantatpositionierung erleichtern.
Individuelle Orientierungsschablonen
Oftmals werden Schablonen angefertigt, die der Übertragung der diagnostisch festgelegten Implantatposition auf den Kieferknochen dienen. Diese Schablonen können sowohl bei der Röntgendiagnostik als auch bei der Operation verwendet werden.
CAD / CAM Bohrschablonen
Mit Hilfe der modernen 3D-Technik können am Computer geplante, individuell hergestellte Bohrschablonen angefertigt werden, die eine Implantation mit Tiefenstopp ermöglichen. Stand der Technik bei umfangreichen implantologischen Versorgungen ist die CT- bzw. DVT-basierte navigierte Implantatinsertion. Hierfür werden heutzutage fast ausschließlich im CAD/CAM-Verfahren hergestellte Bohrschablonen verwendet, bei denen die Implantatpositionen vorher am Computer mit einer extrem hohen Genauigkeit festgelegt werden. Durch dieses neue Verfahren wird nicht nur die Präzision in der Implantatchirurgie auf ein bisher nicht erreichbares Maß erhöht, gleichzeitig reduziert sich hierdurch auch die Operationszeit beträchtlich.
Anästhesieverfahren
Lokalanästhesie
Die Operation findet unter örtlicher Betäubung statt. Der Patient ist wach und ansprechbar.
Lachgassedierung
Die Operation findet unter Lachgasinhalation statt, welche die Schmerzempfindung und den Würgereizes stark reduziert. Der Patient ist wach und ansprechbar. Puls, Blutdruck und Sauerstoffsättigung werden während des Eingriffs kontinuierlich überwacht.
Analgosedierung
Die Operation findet im Dämmerschlaf unter Aufsicht eines Anästhesisten statt. Der Patient ist eingeschränkt ansprechbar. Zusätzlich zur Überwachung des Pulses, des Blutdruckes und der Sauerstoffsättigung wird ein EKG abgeleitet und ein venöser Zugang gelegt.
ITN
Die Operation findet unter Vollnarkose unter Aufsicht eines Anästhesisten statt. Der Patient schläft und ist nicht ansprechbar.
Implantatsetzung
Vorgehen bei Implantation
An der geplanten Stelle wird die Schleimhaut eröffnet und zur Seite abgeklappt. Das Implantatbett bzw. der Kieferknochen wird mit Bohrern aufsteigenden Durchmessers nach individuell festgelegter Länge und Durchmesser aufbereitet. Danach erfolgt das Einbringen bzw. Eindrehen des Implantates und das Zunähen der Schleimhaut. Nach 10 Tagen können die Fäden entfernt werden.
Einheildauer
Die meisten Zahnimplantate heilen nach Einbringen in den Kieferknochen unbelastet für einige Monate unter der vernähten Mundschleimhaut ein (Einheilzeit 2-6 Monate). Unter bestimmten Vorrausetzungen ist auch eine Sofortbelastung der Implantate möglich, so dass der (häufig provisorische) Zahnersatz direkt im Anschluß oder 1 Tag nach der Implantation eingegliedert werden kann.
Freilegung
Nach der Einheilzeit werden in Lokalanästhesie die eingeheilten Implantate durch einen kleinen Schleimhautschnitt freigelegt und die Deckschrauben der Implantate durch so genannte Gingivaformer ersetzt, um den Schleimhautsaum an der Durchtrittsstelle der Implantate auszuformen.
Sofortimplantation
Unter Sofortimplantation versteht man das sofortige Einbringen eines Zahnimplantates in das Zahnfach direkt nach der Zahnextraktion oder dem Zahnverlust. Hierdurch kann die natürliche Knochenresorption nach Zahnverlust mit ihren insbesondere im Frontzahnbereich negativen ästhetischen Folgen weitgehend verhindert werden. Bei genügender Stabilität des Implantates kann dieses sofort mit einer provisorischen Krone oder Brücke versorgt werden (Sofortbelastung).
Sofortbelastung
Unter Sofortbelastung versteht man die sofortige prothetische Versorgung der eingesetzten Zahnimplantate mittels eines Provisoriums. Ob eine Sofortbelastung möglich ist, hängt hauptsächlich vom Zustand des Kieferknochens und der Primärstabilität des Implantates ab.
Neben der Sofortbelastung von Einzelzahnimplantaten im Ober- und Unterkieferfrontzahnbereich gibt es noch weitere, wissenschaftlich gut dokumentierte Vorgehensweisen, bei denen sich eine sofortige prothetische Versorgung der Implantate bewährt hat. Hierzu zählt die sofortige Versorgung von 4 Implantaten beim zahnlosen Patienten im Unterkieferfrontzahnbereich mit einem steggetragenen, herausnehmbaren Zahnersatz. Des Weiteren hat sich die Sofortbelastung auch beim All-on-4- Behandlungskonzeptes für festsitzenden Zahnersatz im Ober- und Unterkiefer bewährt.
All-on-4
Das in der Implantologie angewendete Behandlungskonzept All-on-4 ermöglicht es, einen festsitzenden Zahnersatz auf 4 (oder 6) Implantaten an nur einem Tag zu erhalten. Durch das Behandlungskonzept kann ein aufwendiger und langwieriger Knochenaufbau vermieden werden.
Die jeweils hinteren Implantate werden schräg geneigt in den Knochen eingebracht (im Unterkiefer am Nerven und im Oberkiefer an der Kieferhöhle vorbei), um eine maximal große Abstützung zu erreichen. In Fällen von extremem Knochenverlust im Oberkiefer kann es nötig sein, sog. Jochbeinimplantate (Zygomaimplantate) zu verwenden, welche besonders lang und stabil sind.
Innerhalb von 24 Stunden nach der Operation wird ein provisorischer, festsitzender Zahnersatz eingegliedert, der die nächsten Monate fest verschraubt im Mund verbleibt.
Nach 3-4 monatiger Einheilphase wird der endgültige, hochwertige und stabile Zahnersatz hergestellt und eingegliedert. Auch dieser definitive Zahnersatz wird fest verschraubt.
Knochenaufbau
Da sich aufgrund von Zahnverlust der Kieferknochen am Ort der geplanten Implantatsetzung zurückgebildet hat, ist für die Implantatsetzung häufig ein Kieferkammaufbau notwendig. Dieser wird – je nach Situation - einzeitig, d.h. zusammen mit der Implantatsetzung oder - zweizeitig, d.h. einige Monate vor der Implantatsetzung vorgenommen. In Abhängigkeit vom Knochenschwund und der gewählten Implantatversorgung kommen hierfür entweder Knochenersatzmaterialien oder körpereigene Knochentransplantate zur Anwendung.
Knochenersatzmaterialien, Knochentransplantate
Als Knochenersatzmaterialen kommen meist xenogene (chemisch veränderte Produkte tierischen Ursprungs) oder alloplastische (synthetisch hergestellte) Materialien zur Anwendung. Um eine ungestörte Verknöcherung zu erzielen, werden Knochenersatzmaterialien in der Regel mit einer Kollagenmembran geschützt. Insbesondere körpereigener Knochen eignet sich hervorragend zum Knochenaufbau und wird heutzutage immer noch als Goldstandard bezeichnet, da hierbei vitale knochenbildende Zellen verpflanzt werden. Dieser kann in Form von Knochenspänen in einer Knochenfalle während der Operation gesammelt werden oder es wird Knochen im Bereich des Unterkiefers (Kieferwinkel-, Kinnregion) entnommen und verwendet. Insbesondere bei größeren Knochenaufbauten eignet sich der Beckenkammknochen als hervorragende Spenderregion. Bei einer Beckenkammstanze wird durch einen ca. 2 cm langen Hautschnitt spongiöses Knochenmark aus dem Becken entnommen und transplantiert. Der Eingriff ist mit sehr geringen postoperativen Schmerzen verbunden und wird in der Regel ambulant in Vollnarkose durchgeführt. Durch die Verpflanzung von knochenbildenden körpereigenen Zellen bildet sich deutlich schneller Knochen als durch die alleinige Verwendung von Knochenersatzmaterialien. Außerdem ist die Erfolgsrate beim Knochenaufbau höher. Bei umfangreichen Knochenaufbauten, insbesondere bei festsitzendem Zahnersatz und deutlichem Knochenschwund, müssen unter Umständen Knochenblöcke aus dem Becken verpflanzt werden. Dies geht nur in Vollnarkose unter stationären Bedingungen.
Kieferkammaufbau
Beim Kieferkammaufbau (Kieferaugmentation) wird körpereigener Knochen oder Knochenersatzmaterial auf den abgebauten bzw. resorbierten, Kieferkamm aufgelagert. Grundsätzlich kann diese OP-Technik im gesamten Kieferbereich appliziert werden. Soll der Kieferkamm mehr als 3mm in der Höhe oder Breite aufgebaut werden, werden körpereigene Knochentransplantate mit Schrauben am ortständigen Kieferknochen fixiert und müssen mehrere Monate vor der Implantatsetzung einheilen.
Bone Splitting, Bone Spreading
In Fällen, in denen der Kieferkamm aufgrund von extremer Resoption sehr schmal ist, kann mittels Ultraschallchirurgie der Kieferkamm gespalten und mittels spezieller Instrumente aufgedehnt werden. Die Implantate können dann zwischen den beiden aufgedehnten Knochenlamellen eingebracht werden. Der entstandene Spalt wird mit Knochenersatzmaterial aufgefüllt und mit einer resorbierbaren Kollagenmembran abgedeckt.
Sinuslift
Vor oder im Rahmen der Setzung von Zahnimplanteten im Oberkieferseitenzahnbereich ist häufig eine Sinusliftoperation notwendig. Dabei handelt es sich in der Implantologie um ein Anheben des Kieferhöhlenbodens in Verbindung mit einem Knochenaufbau. Dabei wird die Kieferhöhlenschleimhaut (die sog. Schneider´sche Membran) mittels Ultraschallchirurgie und speziellen Instrumenten schonend vom Knochen gelöst. Der so entstandene Zwischenraum kann dann mit Knochenersatzmaterial, Eigenknochen oder einem Gemisch aus beiden aufgefüllt werden.
Man unterscheidet prinzipiell einen externen Sinuslift, bei dem der operative Zugang über die Kieferhöhlenwand erfolgt von einem minimal invasiven internen Sinuslift. Welches Verfahren zur Anwendung kommt, hängt von der Restknochenhöhe des Kieferkamms ab.
Nasenbodenlift
Bei der Nasenbodenliftoperation handelt es sich um einen Knochenaufbau im Oberkieferfrontzahnbereich bei stark abgebautem Kieferkamm. Durch eine Einlagerung von Knochenersatzmaterial oder Knochenspänen zwischen Nasenschleimhaut und Oberkiefer kann eine Vergrößerung (Extension) des Implantatlagers in dieser Region erreicht werden.
Prothetische Versorgung
Implantatfreilegung, Abformung, Eingliedern des Zahnersatzes
Ungefähr 2 Wochen nach der Implantatfreilegung (Austauschen der Deckschraube des Zahnimplantates durch einen Gingivaformer, welcher die Mundschleimhaut um die Implantate ausformt) erfolgt die Abformung des Kiefers und der Implantate. Routinemäßig messen wir in der Implantologie bei der Freilegung des Implantats die Einheilung der Zahnimplantate im Kiefer mittels Resonanzfrequenzanalyse (Osstell ISQ Implantat-Tester) um sicherzustellen, dass die Implantate der prothetischen Belastung standhalten. Die Abformung der Implantate im Kiefer erfolgt durch den überweisenden Zahnarzt oder bei Patienten ohne Überweiser bei uns in der Klinik. Es schließt sich die Anfertigung des implantatgetragenen Zahnersatzes durch ein zahntechnisches Labor (Dentallabor) und die Eingliederung des Zahnersatzes einschließlich Feinkorrekturen an.
Ultraschallchirurgie (Piezosurgery)
Mittels eines speziellen Gerätes für Ultraschallchirurgie kann auch in der Implantologie in Kombination mit verschiedenen Aufsätzen Knochen selektiv entfernt oder gesägt werden, ohne anatomisch wichtige Weichgewebe (z.B. Nerven, Kieferhöhlenmembran, usw.) zu schädigen. Klassische Einsatzgebiete in der Implantologie sind Sinusliftoperation, Nervenverlagerungen und Bone Splitting.
Weichteilchirurgie
Neben dem Knochenaufbau spielt die Weichteilchirurgie in der Implantologie die entscheidende Schlüsselrolle für die Langlebigkeit und Ästhetik einer implantologischen Versorgung.
In den meisten Fällen, in denen der Kieferkamm stark verbreitert oder in der Höhe aufgebaut wird, muss die Mundschleimhaut zum Zweck der Abdeckung mobilisiert werden. Die hierdurch neu positionierte Mundschleimhaut verwächst jedoch in den seltensten Fällen fest mit dem Knochenaufbau sondern bleibt über diesem beweglich. Dies führt jedoch dazu, dass an der Stelle des Implantatdurchtritts eine chronische Entzündung durch die Schleimhautbewegung beim Kauen, Sprechen, Mund öffnen oder beim Schlucken entstehen kann. Diese Entzündung wiederum führt zum Knochenabbau um die betroffenen Zahnimplantate und früher oder später zum Implantatverlust. Um dies zu verhindern, muss die Mundschleimhaut neu positioniert werden und der dadurch freiliegende Kieferknochen mit einer speziellen Kollagenmembran, einem Mundschleimhauttransplantat oder einem Hauttransplantat abgedeckt werden.
Zur Verbesserung der ästhetischen Ergebnisse - insbesondere im Oberkieferfrontzahnbereich - oder bei freiliegenden Implantatschultern ist ein freies Bindegewebstransplantat aus dem Gaumen in vielen Fällen die einzige Therapieoption, um einen langfristigen Erfolg sicherzustellen.
Pflege von Zahnimplantaten
Allgemein
Zahnimplantate bedürfen wie natürliche Zähne einer täglichen Reinigung. Diese sollte mit Zahnbürste und Zahnpasta erfolgen. Weiterhin empfiehlt es sich Interdentalbürstchen und Zahnseide zu verwenden. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen (alle 4-6 Monate) sowie Prophylaxetermine tragen zum Langzeiterfolg der Implantate bei.
PZR (Professionelle Zahnreinigung)
Eine professionelle Zahnreinigung (PZR) beseitigt Beläge und Verfärbungen an den Implantaten und dem Zahnersatz mittels schonender Ultraschalltechnologie. Sie ist die perfekte Ergänzung zur täglichen häuslichen Zahnpflege. Eine Eintragung in unser Recall-System ist jederzeit möglich.
Periimplantitis
Bei der Periimplantitis handelt es sich um eine Entzündung des Gewebes um das Implantat herum. Ursachen einer Periimplantitis können eine übermäßige Plaquebildung, ungünstige Schleimhautverhältnisse oder auch eine Überbelastung der Implantate sein. Implantate, die eine solche Erkrankung aufzeigen, sind therapiebedürftig.
Bei der Periimplantitistherapie unterscheidet man regenerative von resektiven Eingriffen.
Bei einem regenerativen Ansatz wird die Implantatoberfläche mechanisch, chemisch und / oder mit Laserstrahlen von Bakterien und Entzündungsgewebe befreit und das verloren gegangene Knochengewebe um das Implantat mit Knochenersatzmaterial oder körpereigenem Knochen wieder aufgebaut. Teilweise sind weichteilchirurgische Maßnahmen zusätzlich erforderlich.
Beim resektiven Ansatz wird das Entzündungsgewebe um das Implantat herum entfernt und die freiliegende Implantatsoberfläche nach intensiver Reinigung mit Diamantbohrern glatt poliert. Der polierte Teil der Implantatkörper ragt danach oberhalb der Schleimhaut in die Mundhöhle.
Risikopatienten und Implantate
Eine Implantation bei Risikopatienten ist nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Genauere Informationen zum möglichen Behandlungsablauf mit Zahnimplantaten werden mit Ihnen beim Erstgespräch diskutiert.
Risikofaktoren für eine Behandlung in der Implantologie sind u.a. insulinpflichtiger Diabetes mellitus, Kortisondauertherapie, Bestrahlung, Bisphosphonattherapie, spezielle onkologische Therapien mit monoklonalen Antikörpern, Immunsupression und starkes Rauchen. Bei Patienten, die unter einer dauerhaften gerinnungshemmenden Therapie stehen, welche nicht unterbrochen werden darf, kann es notwendig sein, einige der implantologische Behandlungsschritte unter stationären Bedingungen durchzuführen.