Die Geschichte der Mund-, Kiefer- und Plastischen Gesichtschirurgie

Düsseldorfer Lazarett für Kieferverletzte 1914-1918: die Geburtsstätte der Kiefer- und Gesichtschirurgie

Die Entstehung der Westdeutschen Kieferklinik ist untrennbar mit Christian Bruhn (1868-1942) verbunden, der sein Lebenswerk in der Etablierung der akademischen Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Düsseldorf sah, der diesem Ziel alles unterordnete und der an diesem Vorhaben letztlich auch zugrunde ging.

Christian Bruhn wurde am 9. Januar 1868 in Segeberg als Sohn des Berginspektors Hermann Bruhn geboren, wurde mit vier Jahren Vollwaise und wuchs zunächst bei seinem Onkel, dem Pastor Christian Bruhn, auf. Im Alter von zehn Jahren wurde er in Erziehungsanstalten nach Wallsbüll und nach Berlin gegeben. Von 1881 an besuchte er mehrere höhere Lehranstalten in Plön, Hamburg und Goslar, wo er die Primarreife erreichte. Seine zahnmedizinische Ausbildung erhielt er in Berlin, Würzburg und München. Dort bestand er im Jahr 1888 auch das zahnärztliche Staatsexamen. Seine praktische Ausbildung erhielt Bruhn bei dem amerikanischen Zahnarzt Ernst Walb in Darmstadt. Auf dessen Anraten eröffnete er im Frühjahr 1891 eine zahnärztliche Praxis in der Feldstraße 34 in Düsseldorf. Die Praxis wurde ein voller Erfolg, Bruhn stieg zum gefragtesten Zahnarzt der Stadt auf und verlegte 1895 seine Praxis an die Duisburger Straße. Nachdem auch diese Räumlichkeiten zu klein geworden waren, erwarb er dafür die Häuser Sternstraße Nr. 29 zu Wohn- und Nr. 33 zu Praxiszwecken. Im Jahre 1907 kam noch das Haus Sternstraße Nr. 31 als Praxiserweiterung hinzu. 

Bruhns Erfolge als praktischer Zahnarzt trugen in diesen ersten Jahren auch erste wissenschaftliche Früchte; die vom Kuratorium der Akademie für Praktische Medizin eingerichtete Dozentur für Zahnheilkunde wurde ihm am 10. Juli 1908 übertragen, am 12. Januar 1911 wurde Christian Bruhn das Prädikat „Professor“ verliehen. Bruhn setzte einen Schwerpunkt seiner Lehrtätigkeit schon gleich zu Beginn auf Erkrankungen und Verletzungen der Kiefer; mit Kollegen der Allgemein- und Kriegschirurgie diskutierte er die Behandlung der aufgrund der seit dem Krieg 1870/71 fortschreitenden Waffen- und Kriegstechnologie zu erwartenden komplexeren Kopfverletzungen von Soldaten bei künftigen kriegerischen Auseinandersetzungen. Durch seine Konsultationen bei Betriebsunfällen der ortsansässigen Schwerindustrie hatte Bruhn auch schon praktische Erfahrungen auf dem Gebiet der Kieferverletzungen sammeln können.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges gründete Bruhn ein privates Lazarett für Kieferverletzte, wobei er die Räumlichkeiten in der Sternstraße 29-33 zur Verfügung stellte und von Freunden das erforderliche Mobiliar und die Einrichtungsgegenstände lieh. Die Betriebskosten brachte er ebenfalls zunächst aus eigenen Mitteln auf. Im August 1914 wurde das Lazarett als Abteilung des „Königlichen Reservelazaretts I Düsseldorf“ übernommen, Bruhn zum Chefarzt ernannt. Nachdem die Sternstraße 35 und 39 zusätzlich von den Eigentümern zur Verfügung gestellt worden waren, umfaßte das „Mutterhaus“ insgesamt 80 Betten. Diese Kapazität reichte bald nicht mehr aus und so kam Ende 1914 die „Abteilung Mannesmannhaus“ mit 68 Betten, im Mai 1915 die „Abteilung Rheinlust“ mit 200 Betten und die „Abteilung Frauenclub“ mit 43 Betten, Anfang 1916 das Sanatorium „Waldesheim“ und Ende 1916 schließlich das Marthastift mit 55 Betten hinzu.

Auf diese Weise kamen sechs Abteilungen mit insgesamt 682 Betten zusammen, d.h. mehr als die doppelte Größe der zweiten vergleichbaren Einrichtung des Deutschen Reiches in Berlin mit ca. 300 Betten und wahrscheinlich die größte Einrichtung dieser Art, die jemals bestand. Zur Verstärkung seines Teams holte Bruhn den Leiter der Kruppschen Zahnklinik in Essen, Friedrich Hauptmeyer, und als Chirurgen August Lindemann, der damals als Oberarzt am Huyssenstift in Essen wirkte und gemeinsam mit Hauptmeyer an der Kruppschen Zahnklinik bereits etliche Operationen an kieferverletzten Bergarbeitern vorgenommen hatte.

Bruhn organisierte die Behandlung der Patienten akribisch. Jeder an der Klinik tätige Zahnarzt hatte 30-40 Patienten zu behandeln, exakt Buch über die Therapie zu führen. Es wurde Neuland betreten sowohl bei der Pflege der Patienten als auch bei der Ernährung, die über Nährklistiere oder Magensonden erfolgte.

Bruhn machte sich auch Gedanken um die Beschäftigung der Genesenden, welche ja oft nicht bettlägerig waren: zur Stärkung ihres Selbstvertrauens richtete er Werkstätten ein, in denen die Patienten ihrem erlernten Beruf nachgehen konnten. Er sorgte für kulturelle Anregung durch Bilder und Plastiken, stellte Lesestoff zur Verfügung und veranstaltete Lichtbildvorträge und Konzerte. Um die aktive geistige Tätigkeit der Patienten anzuregen, organisierte er einen Schreibwettbewerb über eigene gemachte Kriegserlebnisse. Die besten zwanzig Arbeiten wurden gedruckt und in einem kleinen Band herausgegeben.

1918-1939: Im Krieg gemachte Erfahrung soll für Friedenszeiten erhalten werden: E.V. Westdeutsche Kieferklinik

Aus Sorge um die Nachbehandlung der kieferverletzten Soldaten und um die im Krieg gesammelte Erfahrung auch für zivile Unfallopfer mit Kieferverletzungen zu erhalten, gründete Christian Bruhn schon im Jahre 1917 mit einer Reihe von bedeutenden und finanzstarken Männern den Verein Westdeutsche Kieferklinik e.V., um das Lazarett auch über das Kriegsende hinaus erhalten zu können. Bruhn schwebte eine Behandlungs-, Forschungs- und Lehrstätte vor, von der aus das neue Fach der Kiefer- und Gesichtschirurgie antreten sollte, seinen gebührenden Platz in der Medizin des neuen Jahrhunderts zu erobern. Dazu strebte Bruhn die Angliederung der Westdeutschen Kieferklinik an die Akademie für Praktische Medizin an. Die führenden Professoren der Akademie aber fürchteten Überschneidungen mit der Chirurgie, der Augenheilkunde und der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde. Insbesondere nahmen sie Anstoß an dem geplanten Fach mit der Teilbezeichnnung „Gesichtschirurgie“. Durch das nicht eben große Verhandlungsgeschick Christian Bruhns verhärteten sich die Fronten so sehr, dass es bis auf weiteres keine Chance gab, sein Vorhaben zu realisieren. Er mußte also seine Pläne zunächst unabhängig von der Akademie verwirklichen. Durch Zukäufe von weiteren Gebäuden in der Sternstraße und unter Einsatz hoher persönlicher Energie und eigener finanzieller Mittel konnte eine komplette Klinik mit zwei Operationssälen, einer zahnärztlich-orthopädischen Abteilung, einem Labor mit 18 Arbeitsplätzen, einem Röntgen- und Bestrahlungszimmer, einem photographischen Atelier und einer Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenbehandlung eingerichtet werden.

Nach dem Umbau hatte die Westdeutsche Kieferklinik ca. 100 Betten, zu Beginn des Jahres 1920 nahmen dort zwölf Ärzte und Zahnärzte unter Leitung Bruhns ihre Arbeit auf, die zahnärztliche Abteilung stand unter der Leitung von Dr. Carl Kukulies, die chirurgische unter der August Lindemanns. Im Sommersemester 1921 wurde im neu eingerichteten Hörsaal mit den Vorlesungen für niedergelassene Ärzte und Zahnärzte begonnen. Die Westdeutsche Kieferklinik gelangte rasch zu auch internationalem Ansehen.

Um ihre Fortexistenz auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu sichern, wurde die Westdeutsche Kieferklinik am 1. September 1923 von der Stadt Düsseldorf übernommen und der Medizinischen Akademie angegliedert. Im Übernahmevertrag wollte Bruhn auch die für ihn wichtigsten Anliegen geregelt haben: seine Ernennung zum ordentlichen Professor, die Habilitation Lindemanns in Kiefer- und Gesichtschirurgie und seine Ernennung zum außerordentlichen Professor, die Aufnahme des akademischen Unterrichts und die Einrichtung eines zahnärztlichen Institutes. Dies wurde ihm aber weiterhin verweigert. Nur die Ernennung Bruhns zum ordentlichen Professor im Juli 1924 konnte erreicht werden. Nach langjährigen Querelen, Einschaltung der Öffentlichkeit, des preußischen Kulturministeriums und unter hohem Energieaufwand durch Christian Bruhn konnte der Widerstand der übrigen Professoren der Akademie gebrochen und die Verträge zwischen der Stadt Düsseldorf und der Medizinischen Akademie dahingegehend geändert werden, daß einer Habilitation von Dr. Lindemann letztlich nichts mehr im Wege stand.

Erste Habilitation in Deutschland für Kiefer- und Gesichtschirurgie.

Im Dezember 1926 wurde August Lindemann zum ersten Dozenten für Kiefer- und Gesichtschirurgie in Deutschland ernannt, im August erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor. Anfang der dreißiger Jahre verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Christian Bruhn dramatisch, Krankmeldungen, Fehlzeiten und Atteste waren an der Tagesordnung. Ende März 1934 schließlich mußte Bruhn aus gesundheitlichen Gründen emeritiert werden. Im Jahre 1942 verschlechterte sich der Zustand von Christian Bruhn nochmals rapide und er verstarb im August 1942. Es blieb ihm erspart, im Jahre 1943 die völlige Zerstörung seines Lebenswerkes, der Westdeutschen Kieferklinik, noch miterleben zu müssen.

1. Mai 1935: erstes Ordinariat in Deutschland für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten, Kiefer- und Gesichtschirurgie 

August Lindemann, sein langjähriger Weggefährte, wurde zunächst kommissarischer, am 1. Mai 1935 dann leitender Direktor der Westdeutschen Kieferklinik, nachdem auch ihm ein Lehrstuhl für Kiefer- und Gesichtschirurgie eingerichtet worden war. Damit war er der erste Lehrstuhlinhaber für Kiefer- und Gesichtschirurgie in Deutschland. Er sollte die Geschicke der Westdeutschen Kieferklinik bis zum Jahre 1950 in verantwortlicher Position lenken.

1940-1945: Düsseldorfer Standortlazarett für gesichtsverletzte Frontkämpfer

Im Zweiten Weltkrieg hatte die Westdeutsche Kieferklinik den Abzug vieler Ärzte und Schwestern durch Einberufungen an die Front zu verkraften, da Freistellungen für die Beschäftigten nicht gewährt wurden. Im Jahr 1940 entstand aus Teilen der Westdeutschen Kieferklinik das Düsseldorfer Standortlazarett für gesichtsverletzte Frontkämpfer, welches im Südflügel des Pflegehauses an der Himmelgeister Straße untergebracht wurde. Die meisten der 120 Heimbewohner dieser Anstalt waren zuvor durch das Fürsorge- und Jugendamt der Stadt in Privatheimen wenig kriegsbedrohter Gebiete (unter anderem in das niedersächsische Krainhagen bei Bückeburg) verlegt worden. Die Düsseldorfer Bevölkerung ließ man im Glauben, es handele sich hierbei um eine fürsorgliche Maßnahme. Tatsächlich aber war die beschlossene Umwidmung des Gebäudes das eigentlich angestrebte Ziel. Wegen der Rückkehr der Westdeutschen Kieferklinik in die Räume des Hauses Himmelgeist nach dem Krieg mussten viele der Umgesiedelten sogar noch über das Kriegsende hinaus an den neuen Standorten bleiben.

Wegen der im Verlaufe des Krieges zunehmenden Gefahr von Luftangriffen wurde nach mehreren Zerstörungen auf dem Gelände der Medizinischen Akademie der Entschluß gefaßt, die Patienten der Westdeutschen Kieferklinik aus dem Haus Himmelgeister Straße zu evakuieren und zunächst nach Dormagen, dann nach Breslau, weiter nach Brackel bei Winsen an der Luhe (vor den Toren Hamburgs) und letztlich nach Driburg im heutigen Landkreis Höxter zu verbringen.

1945-1962: Etablierung in der neuen Heimat unter schwierigen Bedingungen

Nachdem die Keimzelle der Westdeutschen Kieferklinik an der Sternstraße am 3. November 1943 im Bombenhagel versunken und völlig unbrauchbar geworden war, wurde die Westdeutsche Kieferklinik nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in jenem Trakt des Pflegeheimes an der Himmelgeister Straße untergebracht, der ehemals von den Soldaten mit Kieferverletzungen belegt und dann im Jahre 1944 geräumt worden war.

Heute erinnert nur noch eine Gedenktafel an die untergegangene Geburtsstätte der Westdeutschen Kieferklinik und der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in der Düsseldorfer Sternstraße.

So erlangte sie erstmals auch räumlich Beziehung zur Medizinischen Akademie. Noch im Jahr des Kriegsendes wurde der akademische Lehrbetrieb mit 50 Studenten wieder aufgenommen. Während seiner 36-jährigen Tätigkeit in dieser Insitution festigte August Lindemann trotz fehlender Baumaterialen und äußerst knapper finanzieller Mittel die weltweite Anerknnung der Westdeutschen Kieferklinik.

Von 1948 bis 1950 war Lindemann Rektor der Medizinischen Akademie. Nach seiner Emeritierung im Jahre 1950 übernahm Professor Gerke von der Abteilung für Zahnärztliche Chirurgie bis ins Jahr 1953 kommissarisch die Leitung der Kiefer- und Gesichtschirurgie.

Alfred Rehrmann (1910-1979): Von 1953 an Oberarzt und von 1962 an Ordinarius der „Klinik für Kiefer- und Gesichtschirurgie“ 

Herr Professor Alfred Rehrmann begann seine kieferchirurgische Ausbildung nach dem zahnmedizinischen Examen 1933 bei Professor Wassmund am Rudolf Virchow-Krankenhaus in Berlin-Wedding, wo er auch seinen späteren Lehrer und Förderer, Professor Schuchardt, kennenlernte. Dieser ermöglichte ihm von 1936 an neben seiner Tätigkeit am Norbert-Krankenhaus in Berlin das Medizinstudium, welches er 1939 mit der Bestellung zum Arzt abschloß. Während des Krieges war er als Kieferchirurg im Reservelazarett 101 in Berlin und an anderen Kieferstationen und einer chirurgischen Abteilung während der Feldzüge tätig.

Nach dem Krieg wirkte er von 1946 bis 1950 als Assistent, später dann als Oberarzt an der Universitätsklinik und Poliklinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten. Er habilitierte sich 1953 an der Universität Hamburg mit der Arbeit „Untersuchungen über Trichloraethylen bei seiner Verwendung als zentrales Analgetikum.“ Im März 1953 holte ihn Professor Häupl (1893-1960), der seit 1951 Leiter der Westdeutschen Kieferklinik war, nach Düsseldorf, wo er als Oberarzt in einer Station mit 90 Betten die Neuorganisation der Abteilung für Kiefer- und Gesichtschirurgie in Angriff nahm. Am 27. Juni 1959 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. Nach Häupls unerwartetem Tod 1960 übernahm Professor Gerke die kommissarische Leitung der Klinik. Eine Neuordnung erfuhr die Westdeutsche Kieferklinik durch den Beschluß der Medizinischen Akademie, getrennte Ordinariate für die Klinik für Kiefer- und Gesichtschirurgie und die Poliklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde zu schaffen. Zum Direktor der jetzt umbenannten und eigenständigen Klinik für Kiefer- und Gesichtschirurgie wurde am 10.3.1962 Professor Rehrmann bestellt. Am 20.3.1964 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt. Unter seiner Federführung habilitierten sich neun seiner Mitarbeiter, vier davon erreichten leitende Positionen an Kliniken für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie.

Jürgen Lentrodt (*1934): Von 1979 bis 2002 Direktor der nunmehr „Klinik für Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie“ genannten Abteilung

Herr Professor Lentrodt wurde 1934 als zweites Kind des Honorarprofessors Dr. Dr. K.W. Lentrodt aus München geboren, der seinerseits ein Schüler von Christian Bruhn war. Nach den Studien der Human- und Zahnmedizin in München, welche er 1957 bzw. 1959 abschloß, leistete er zunächst seine Medizinalassistentenzeit in den Fächern Innere Medizin, Chirugie und Anästhesie in München ab, um von 1961 an seine Ausbildung zum Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen an der Nordwestdeutschen Kieferklinik in Hamburg zu beginnen. Er habilitierte sich 1965 bei Professor Schuchardt mit einer tierexperimentellen Arbeit über Rundstiellappen und erhielt dafür den Martin-Wassmund-Preis der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. 1968 wurde er zum Oberarzt, 1972 zum außerplanmäßigen Professor ernannt. 1979 erhielt er den Ruf als Nachfolger von Alfred Rehrmann auf den Lehrstuhl für Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie an der Westdeutschen Kieferklinik. Hier waren zunächst die gröbsten baulichen Mängel des übernommenen Hauses zu beheben. Darüber hinaus wurde eine eigene Intensivstation eingerichtet und ein völlig neuer Operationstrakt vor den Türen der Kieferklinik im August 1985 in Betrieb genommen.

Klinische und wissenschaftliche Schwerpunkte von Professor Lentrodt bestanden in der rekonstruktiven Lidchirurgie, der Orbitabodenrekonstruktion, dem Knochenersatz der Kiefer, der radikalen Tumorchirurgie sowie auf dem Gebiet der Implantologie. Unter Herrn Professor Lentrodt habilitierten sich drei seiner Schüler, wovon zwei in leitenden Positionen tätig sind bzw. waren.

Norbert Kübler (*1960)

Herr Professor Norbert Kübler wurde in Stuttgart geboren. Nach seinen Studien der Medizin und Zahnmedizin in Mainz verbrachte er von 1988 bis 1989 einen einjährigen, von der deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten, Forschungsaufenthalt am Bone Research Laboratory der University of California at Los Angeles (UCLA). Sein Lehrer und Mentor an der UCLA war Professor Marshall Urist, der Entdecker der bone morphogenetic proteins (BMPs). Dieser prägte Professor Kübler maßgeblich in seinem wissenschaftlichen Werdegang. Seine klinische Ausbildung erhielt Professor Kübler ab 1989 in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Julius-Maximilians-Universität bei Professor Reuther in Würzburg. Er habilitierte sich im Jahre 1995 mit einer Arbeit über „Knochenbildung durch Osteoinduktion“, für welche er 1997 den Ferdinand-Sauerbruch-Forschungspreis erhielt. Über lange Jahre hinweg war er neben seiner klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit Leiter des Knochenforschungslabors der Klinik für MKG-Chirurgie der Universität Würzburg. Von 1998 an war er leitender Oberarzt der Klinik und folgte 2002 dem bereits im Jahre 2000 an ihn ergangenen Ruf auf den Lehrstuhl für Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Unter seiner Leitung wurde die Klinik in "Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie" umbenannt und zog im Juli 2014 in das neu errichtete Zentrum für Operative Medizin II.

Seine klinischen Schwerpunkte sind die plastische und rekonstruktive Chirurgie unter Verwendung von mikrochirurgisch revaskularisierten Weichgewebs- und Knochentransplantaten, die Tumorchirurgie, die Traumatologie, die Chirurgie von Kieferfehlstellungen (Dysgnathiechirurgie).

Weitere klinische Interessengebiete sind die zahnärztliche Implantologie, die ästhetische Gesichtschirurgie sowie der Einsatz von Navigations- und CAD/CAM-Verfahren in der MKG-Chirurgie. Wissenschaftlich beschäftigt sich Professor Kübler mit Fragestellungen auf dem Gebiet der  Wachstumsfaktoren, der Stammzellforschung und des Tissue Engineering. Weitere wissenschaftliche Schwerpunkte stellen spezielle Aspekte der Tumorforschung und die Weiterentwicklung von Syntheseverfahren dar.

Seit seinem Amtsantritt haben sich drei seiner Mitarbeiter habilitiert, wovon einer seiner Schüler den Ruf auf einen Lehrstuhl erhalten hat.

100 - Jahrfeier der Westdeutschen Kieferklinik im November 2017

Am 17. November 2017  feierte die Westdeutsche Kieferklinik (Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie und das Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde) im Rahmen einer Akademischen Feierstunde und im Beisein der Staatssekretärin des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW, Annette Storsberg, Prof. Dr. Andreas Meyer-Falcke, Beigeordneter der Stadt Düsseldorf, und Dr. Johannes Szafraniak, Präsident der Zahnärztekammer Nordrhein, ihr 100jähriges Bestehen.

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