Aufarbeitung von politisch motivierten Zwangsadoptionen in der ehemaligen DDR/SBZ, 1945-1990

Das durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat geförderte Forschungsprojekt soll die Bedeutung, den Umfang und die historische Dimension erforschen, den politisch motivierte Adoptionsverfahren im Unrechtssystem der SED-Diktatur spielten. Dabei sollen die Umstände von Zwangsadoptionen aufgearbeitet und die verschiedenen Definitionen des Begriffs der Zwangsadoption diskutiert, an neuem Material überprüft und im Fokus verschiedener Wissenschaftsdisziplinen entfaltet werden.

Politisch motivierte Adoptionsverfahren in der DDR standen vielfach in Zusammenhang mit politischer Haft, Ausreise oder anderweitiger politisch motivierter Repression gegen die leiblichen Eltern. Eine wesentliche Rolle spielten hierbei bestimmte Institutionen, die den Aufenthaltsort und/oder die Lebensumstände in besonderer Weise prägten und die Identifikation vulnerabler Gruppen ermöglichen. Derartige Institutionen sind etwa im Bereich des Strafvollzugs zu finden, in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, in Psychiatrien und Krankenhäusern.

Das Düsseldorfer Teilprojekt widmet sich insbesondere den medizinischen Orten und Institutionen, in denen vulnerable Gruppen untergebracht waren und die politisch motivierte Kindesentzüge/Zwangsadoptionen strukturell ermöglicht oder begünstigt haben (Haftkrankenhäuser, Krankenhäuser, Psychiatrien, Säuglingsheime, Mütterheime etc.) So soll das institutionelle Geflecht aufgehellt werden, das als Teil von Gelegenheitsstrukturen für politisch motivierte Zwangsadoptionen fungierte. Der institutionelle Anteil an Adoptionsverfahren wird geprüft und Adoptionsabläufe anhand von Patient:innen- oder Haftakten rekonstruiert.

Dieser Ansatz erfährt seine konkrete Umsetzung in der Analyse: (1) der zur Verfügung stehenden institutionellen Quellen, die Geburtsvorgänge in und um die genannten Institutionen beschreiben, (2) individueller Krankenakten (siehe AP 3), (3) von Selbstzeugnissen/Zeitzeugeninterviews von Hebammen, Ärztinnen und Ärzten, Eltern und Fachkräften aus dem Umfeld von Geburtskontexten, (4) zeitgenössischer Berichte über den Umgang mit Geburten in Heimen, Gefängnissen, Psychiatrien, (5) Adoptions- und Jugendhilfeakten.

Kooperationspartner des Forschungsverbundes:

  • Deutsches Institut für Heimerziehungsforschung gGmbH/An-Institut der Evangelischen Hochschule Berlin (Verbundleitung, Prof. Dr. Karsten Laudien, Prof. Dr. Anke Dreier-Horning)
  • Universität Leipzig, Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie (Prof. Dr. Heide Glaesmer) 
  • Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Juristische Fakultät (Prof. Dr. Friederike Wapler)
  • Medical School Berlin, Institute of Psychosocial Research for Health Promotion and Intervention (IHPI), (Prof. Dr. Birgit Wagner)
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