Demokratische Gesellschaft ausgestellt? Die GeSoLei als Mikrokosmos der Weimarer Republik

(English version below)

1926 fand mit 7,5 Millionen Besucher:innen auf einem Gelände von 400.000 m² in Düsseldorf die größte Ausstellung der Weimarer Republik statt: „Die Große Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen“. Bereits zeitgenössisch wurde sie mit dem Akronym GeSoLei abgekürzt. Sie bot zahlreiche Präsentationen zu den Bereichen Wissenschaft, Industrie und Kunst sowie einen ausgedehnten Vergnügungs- und Konsumbereich. Die Dauerbauten prägen das Düsseldorfer Stadtbild bis heute (Ehrenhof-Ensemble am Rheinufer; sog. Henkel-Turm auf dem Firmengelände; vgl. auch den Lageplan: OCR-PDF).

Die propagierten Ziele bestanden – vor allem vor dem Hintergrund des verlorenen Weltkriegs – in der Einleitung eines „Wiedergesundungsprozeß[es] dieses deutschen Menschen“  und darin, „der ganzen Welt […] zu zeigen, mit welchen Mitteln und mit welchem Erfolge das niederchlagene und künstlich niedergehaltene deutsche Volk um den Wiederaufstieg kämpft“ (Marta Fraenkel, 1927). Der ,gesunde Körper des deutschen Volkes‘ war das Hauptmotiv der GeSoLei. Unter der Chiffre ,Gesundheit und Hygiene‘ wurden zentrale gesellschaftliche und politische Themen dieser ersten deutschen Demokratie verhandelt und inszeniert.Vor diesem Hintergrund untersucht das ab 2024 für drei Jahre von der DFG geförderte Forschungsvorhaben die GeSoLei als Mikrokosmos der Weimarer Republik im Hinblick auf die hier verhandelten Konzepte von Demokratie

Kontakt (Projektleitende):

Priv.-Doz. Dr. phil. Matthis Krischel
Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Centre for Health and Society
matthis.krischel@hhu.de

Prof. Dr. phil. Stefanie Michels
Abteilung Globalgeschichte, Institut für Geschichtswissenschaften
stefanie.michels@hhu.de

Prof. Dr. phil. Jürgen Wiener
Institut für Kunstgeschichte
juergenwiener@yahoo.de


Mitglieder der Projektarbeitsgruppe

Sarah Czirr (Dr. phil.) ist Kunsthistorikerin mit dem Schwerpunkt Historismus und Moderne. Sie forscht vor allem zur Gattung Skulptur und politischer Ikonografie bzw. Agentialität von Bildern. Sie untersucht das Zusammenspiel der heterogenen Exponate (bildende Kunst, Architektur, Schaubilder etc.) auf der GeSoLei als ,Gesamtbild' verschiedener Bestandteile mit einer eigenen Handlungsmacht unter Berücksichtigung einer Historisierung des Ausstellens.

Heiner Fangerau (Prof. Dr. med. Dr. h.c.) ist Medizinhistoriker und Leiter des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er forscht u.a. zur Geschichte und Ethik der Psychiatrie, Neurologie sowie der Kinder- und Jugendmedizin und zu Netzwerken in der Medizin.

Silke Fehlemann (Priv.-Doz. Dr. phil.) ist Historikerin mit den Schwerpunkten Kultur-, Emotions- und Körpergeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie lehrt und forscht an der Technischen Universität Dresden. Sie fragt nach dem konzeptionellen Zusammenhang zwischen Körper und Demokratie auf der GeSoLei.

Thorsten Halling (M.A.) ist Historiker mit dem Schwerpunkt Medizin- und Wissenschaftsgeschichte. Er forscht u.a. zu Erinnerungskulturen, zur Krankenhausgeschichte, zur Historischen Netzwerkanalyse sowie zur Exzellenz in den Wissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert. Er beschäftigt sich mit dem Thema städtische Erinnerungskultur und GeSoLei.

Ulrich Koppitz arbeitet in der Bibliothek des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin und veröffentlichte auch zur Düsseldorfer Stadtgeschichte. Er steht als Bibliothekar und Stadthistoriker dem Gesamtprojekt beratend zur Verfügung.

Matthis Krischel (Priv.-Doz. Dr. phil.) ist Medizin- und Wissenschaftshistoriker. Er forscht zur Geschichte und Ethik der Medizin und Lebenswissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert. Er fragt nach dem Verhältnis zwischen Wissen und Gesundheit auf der GeSoLei.

Julius Leonhard (Dr. phil.) ist Historiker und Archivar. Er ist Leiter des Stadtarchivs Leverkusen, bis 2020 war er Leiter des Universitätsarchivs der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er befasst sich mit der Quellenrecherche, Quellenbeschaffung und -dokumentation.

Stefanie Michels (Prof. Dr. phil.) ist Historikerin mit dem Schwerpunkt Globalgeschichte und Afrikanische Geschichte. Sie forscht zur deutschen Kolonialgeschichte in Afrika, besonders zu Kamerun und zur Globalgeschichte Düsseldorfs und des Rheinlands vor 1945. Sie beteiligt sich mit einem Projekt zum kolonialen Kontext der GeSoLei.

Friedrich H. Moll (Priv.-Doz. Dr. med.) ist Urologe und Medizinhistoriker. Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten gehören die Kultur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte der Urologie, der Wissenschaftstransfer im 18.-20. Jahrhundert und die medizinische Museologie. Er beschäftigt sich mit der Darstellung der Geschlechtskrankheiten auf der GeSoLei.

Anne Oommen-Halbach (Dr. med.) ist Kinderärztin und Medizinhistorikerin. Sie forscht zur Geschichte der Medizinhistoriographie sowie zu Fragen, die die Geschichte und Ethik der Kindheit, der Kinder- und Jugendmedizin sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie betreffen. Sie beteiligt sich mit einem Projekt zur Säuglings- und Kinderfürsorge auf der GeSoLei.

Jürgen Wiener (Prof. Dr. phil.) ist Kunsthistoriker. Er hat zur Kunst- und Architekturgeschichte der GeSoLei geforscht, publiziert und ausgestellt.

Kooperationspartner

Martin Doll (Jun.-Prof. Dr.) ist Juniorprofessur für Medienkulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er forscht zur Medien-, Wissens- und Kulturgeschichte.

Benedikt Mauer (Dr. phil.) ist Historiker und Leiter des Stadtarchivs Düsseldorf. Er ist Autor zahlreicher Publikationen u.a. zur Düsseldorfer Stadtgeschichte.

Philipp Osten (Prof. Dr. med.) leitet das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Hamburg. Er forschte zu der Darstellung körperbehinderter Kinder und zur Rolle  eugenischer Konzepte auf der GeSoLei, sowie zur Rolle der Ausstellung im Rahmen antifranzösischer Propaganda und zur Einbeziehung der später im Nationalsozialismus reüssierenden Künstler Richard Schwarzkopf und Arno Breker.

Guido Reuter (Prof. Dr. phil.) ist Kunsthistoriker und Dekan des Fachbereichs Kunstbezogene Wissenschaften an der Kunstakademie Düsseldorf.

Michael Schneider (Priv.-Doz. Dr. phil.) leitet den Arbeitsbereich Wirtschaftsgeschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und beschäftigt sich mit den ökonomischen Aspekten der Gesolei. Er interessiert sich insbesondere für die Unterstützung durch den Industriellen Carl Rudolf Poensgen, der damals Präsident der Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer war. Daneben nimmt er die Ausstellung konkret als Wirtschaftsunternehmen in den Blick, das zudem den „leistungsfähigen Menschen“ in einer spezifisch ökonomischen Perspektive einforderte.


Research Project in Düsseldorf explores the History of 1926 “GeSoLei” Health Exhibition

In 1926, the largest exhibition in the inter-war period in Germany took place in Düsseldorf with 7.5 million visitors: the “GeSoLei”, i.e. the “Great Exhibition for Health Care, Social Welfare and Physical Exercise [Große Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen]”. At Heinrich Heine University in Düsseldorf, Germany, the research project “Democratic society on display? The GeSoLei as a microcosm of the Weimar Republic” starts to explore how democratic concepts were displayed in the exhibition. The German Research Foundation is funding the project for three years.

PIs Matthis Krischel (History of Medicine), Stefanie Michels (Global History) and Jürgen Wiener (Art History) examine the extent to which the GeSoLei connected ideas of democracy of the Weimar Republic with concepts of health and welfare: who was included, who was excluded and how were different audiences addressed? The exhibition offered numerous presentations on the areas of science, industry and art as well as an extensive entertainment and consumption area. It included displays on tropical medicine, women’s health and Jewish hygiene. Among the directors of GeSoLei were Arthur Schloßmann (1867-1932), professor of pediatrics at the Medical Academy of Düsseldorf and prominent social hygienist, and Marta Fraenkel (1896-1976), a medical doctor who went on to lead the 2nd International Hygiene Exhibition in Dresden and in 1935 fled Germany for the United States.

With the 100th anniversary of the GeSoLei coming up in 2026, the research group will share results with the public and contributing to a commemorative exhibition in Düsseldorf. We are also looking forward to getting in touch with colleagues who work on the history of public health and health promotion!

Contact: Priv.-Doz. Dr. phil. Matthis Krischel (matthis.krischel@hhu.de)

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