Lebenswege von in Deutschland während des Nationalsozialismus wirkenden Neurologen und Neurowissenschaftler

Arbeitsgruppe: Prof. Dr. Heiner Fangerau, Prof. Dr. Axel Karenberg, Dr. Michael Martin

Förderzeitraum: 2017-2018

Förderer:  Deutsche Gesellschaft für Neurologie

Jede wissenschaftliche Disziplin muss sich auch den Fragen nach seiner eigenen Geschichte stellen. Gerade hinsichtlich der Zeit des Nationalsozialismus besteht die Tendenz, in Täter und Opfer zu unterteilen. Eine derartige Kategorisierungen bezüglich einer bestimmten „Haltung“ während der NS-Zeit ist indes höchst problematisch. Zum einen lassen sich keine eindeutigen Grenzen ziehen. Wer ist „mittelbarer Täter“ oder „Kollaborateur“, was ist „innere Emigration“ oder „Duldung“, wo beginnt die „Mitschuld“, wo „Protest“? Zum anderen verändern sich Lebenswege und persönliche Positionen.

Das Projekt will daher keine Kategorisierungen vornehmen und zunächst allgemein diejenigen Personen in den Blick nehmen, die während der NS-Zeit in Deutschland tätig waren und die eine gewisse Relevanz für das Fach hatten bzw. die einschlägige Positionen (Universitäts- bzw. Verbandsebene) innehatten. Vor allem geht es darum, darzustellen, in welcher Form sie sich mit dem System arrangierten.  Ziel des Projektes ist es, die Gruppe der deutschen bzw. deutschsprachigen Neurologen und Neurowissenschaftler zu erfassen und darzustellen, deren Verhalten und Wirken im Nationalsozialismus bisher unklar ist oder die aus heutiger Sicht als „ambivalente“ Persönlichkeiten gesehen werden.

Dabei stellen in der Rekonstruktion und Bewertung formale Kriterien (Mitgliedschaft in NS-Organisationen; berufliche „Karriere“ bzw. Funktionen (Erbgericht) etc.) die eine Seite, inhaltliche Positionen (Stellung zur Euthanasie, NS-Medizin bzw. Politik etc.) die andere Seite dar. Das zentrale Thema sind die „Handlungsspielräume“ von Wissenschaftlern im Nationalsozialismus und wie diese von den Protagonisten der Neurologie wahrgenommen wurden.

2019 soll ein Folgeprojekt beginnen, dessen Ziel es ist, erstmals die Gesamtgruppe der vertriebenen und ermordeten deutschen bzw. deutschsprachigen Neurologinnen und Neurologen zu erfassen und darzustellen.

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