Sinnüberschuss und Sinnreduktion von Neurasthenie-Objekten in Deutschland (1870-1930)

Teil des Verbundprojekts: Sinnüberschuss und Sinnreduktion von, durch und mit Objekten. Materialität von Kulturtechniken zur Bewältigung von Außergewöhnlichem (SiSi)

Projektleiter: Heiner Fangerau, Bearbeiter: Nils Löffelbein

Laufzeit 2018-2021

Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (https://www.bmbf.de/_mapplication/index.php?AD_CONTENT=106&AD_CONTEXT=107&AD_VERSION=0&D=1383&LANG=DEU&LAYOUT=BMBF2015&M=438&N=18&V=list#dtl)

 
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurde das Krankheitsbild der sogenannten „Neurasthenie“ oder „Nervosität“ in den USA und Europa zu einem Massenphänomen, das breite Bevölkerungskreise ergriff. Um die „Nerven“ gestresster Großstadtmenschen zu beruhigen, wurden in der medizinischen Behandlung „nervöser“ Störungen zunehmend elektrisch betriebene Instrumente und Apparate verwendet. Neben kleineren Objekten wie elektrischen Haarbürsten, Feinstromapparaten und Elektrodensets kamen diverse größere Stimulatoren für die verschiedensten Körperteile sowie die feststehenden von Gustav Zander entwickelten Fitnessgeräte zum Einsatz.

Das Projekt verfolgt in diesem Zusammenhang die These, dass bestimmte Objekte und ihr Gebrauch über einen potentiellen „Sinnüberschuss“ verfügen. Demnach wurden die Objekte von den beteiligten gesellschaftlichen Akteuren wie Medizinern, Ingenieuren, werbetreibenden und nicht zuletzt den Nutzerinnen und Nutzers selbst mit Sinn und Bedeutung aufgeladen und den Geräten so eine soziale Rolle im gesellschaftlichen Zusammenleben zugeschrieben. Ziel ist es, von den Objekten ausgehend den „Sinnüberschuss“ dieser Geräte auf den Ebenen der emotionalen Beziehungen ihrer Nutzerinnen und Nutzer, ihrer sinnlichen Wirkung und deren Interpretation, sowie der Ebene der Bedeutungszuschreibung durch die Entwickler/Innen zu untersuchen. Zu fragen gilt es etwa, wie über die Geräte die Sinne der Nutzer-/innen derart animiert wurden, dass sie sich mit ihnen im Zusammenhang ihrer Nervosität identifizieren konnte. Und wie wurden die Geräte von Menschen in Krisenzeiten genutzt, um Sinn und Handlungsorientierung zu gewinnen?

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